Monstra in Love | M O n S T R A | (c) Maria Obermeier
Struwwelpeter | TheaterGrueneSosse | Foto: Katrin Schander
Der "Karfunkel 2020" ehrte zwei Theater: MONSTRA und TheaterGrueneSosse
Mit dem Frankfurter Kinder- und Jugendtheaterpreis wurden 2020 gleichberechtigt zwei Preisträger ausgezeichnet. Das TheaterGrueneSosse erhielt den Preis für die Inszenierung „Struwwelpeter – Lustige Geschichten und drollige Bilder“, das Kollektiv MONSTRA für die Produktion „MONSTRA in Love“. Da es zwei Preisträger gab, wurde das Preisgeld von 10.000 auf 15.000 Euro erhöht, sodass jedes Theater 7.500 Euro erhielt. Darüber hinaus bekamen beide jeweils eine Preisfigur, die vom Frankfurter Künstler Andreas Gundermann gestaltet wurde.
Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig, die als Vorsitzende der Vergabejury fungierte, freute sich über diese Entscheidung: „Dass der Karfunkel 2020 an zwei Preisträger vergeben wird, unterstreicht die hervorragende Arbeit unserer Kinder- und Jugendtheater. Die prämierten Inszenierungen beider Theater überzeugen künstlerisch, sie ermöglichen unterhaltsame Theatererlebnisse und bieten Reflexionsanlässe, immer mit professionellem Blick auf das junge Publikum.“
Mit MONSTRA zählt ein junges Frankfurter Theaterkollektiv zu den Preisträgern. Die Produktion „MONSTRA in Love“ widmet sich der Liebe und dem sich Verlieben, für die Jury besonders bemerkenswert w dabei die Betrachtungsweise, die sich an der der jungen Zielgruppe orientiert. Das Thema wird verhandelt, „wie es Kinder im Alter von etwa acht Jahren an in ihrem Umfeld mit Gleichaltrigen erfahren: Als geheimnisvolles Etwas, das Einzelne ergreift, zu Getuschel und Gehänsel in der Gruppe führen kann, manchmal schlecht endet – aber doch etwas Schönes ist.“ Dabei merke man der Performance an, so die Jury in ihrer Begründung, dass sich MONSTRA sehr genau mit den unterschiedlichen Facetten des Verliebens auseinandergesetzt habe und auch, dass Kinder als Experten den Konzeptionsprozess begleitet haben. Eine spielerische Auseinandersetzung präge die Arbeit und spiegle auch den Hintergrund des Kollektivs, wie die Jury weiter ausführt: „MONSTRA arbeiten, in anderen Kontexten, auch als Performer für Erwachsene. Dass sie diese Querverbindungen künstlerisch fruchtbar machen und sich in der hiesigen Kindertheaterszene Allianzen geknüpft haben, hat nun die dritte Arbeit in ganz eigener Handschrift hervorgebracht, die die hiesige Szene bereichert.“
Gleichberechtigt würdigt die Jury das TheaterGrueneSosse für ihre Bühnenadaption des „Struwwelpeter“: Dem Theater sei es gelungen, sich dem Klassiker des Frankfurter Nervenarztes Heinrich Hoffmann neu zu nähern und ihn von seinem Image als Zeugnis der schwarzen Pädagogik zu befreien, das er immer noch in weiten Kreisen, gerade auch des Kinder- und Jugendtheaters, habe. Die Inszenierung arbeite sorgfältig heraus, was Kinder bis heute am „Struwwelpeter“ fasziniere: „Das Anarchische, Surreale, den aufmüpfigen Umgang mit Regeln, die Erwachsene aufstellen“, so argumentiert die Jury; durch die gewählte Umsetzungsform gestalte das Theater „aus dem Bilderbogen, der sich lose an den Geschichten des ‚Struwwelpeters‘ orientiert, ein für alle ab etwa acht Jahren sehr unterhaltsames Stück, das danach fragt, wer Regeln aufstellt und wie sie eingehalten werden.“ Diese Produktion zeige zudem, dass der Generationswechsel des lang etablierten TheaterGrueneSosse auch der hiesigen Szene neue Perspektiven eröffnet.
Der Jury des Frankfurter Kinder- und Jugendtheaterpreises Karfunkel gehörten Johanna Kiesel (Kulturreferentin der Stadt Eschborn), Eva-Maria Magel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Meike Fechner (Geschäftsführerin der ASSITEJ Deutschland), Nadja Blickle (Projektleitung des internationalen Theaterfestivals für junges Publikum Rhein-Main ‚Starke Stücke‘) und Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig als Vorsitzende an.