Tanztheater Johanna Knorr | Picknick im Kohlfeld | Foto: Maciej Rusinek
Zwei Preisträger bei Kinder- und Jugendtheaterpreis „Karfunkel“:
Das Tanztheater Johanna Knorr wurde mit dem „Karfunkel 2012“ ausgezeichnet und das theaterperipherie mit lobender Anerkennung bedacht.
Mit dem 10.000 Euro dotierten Hauptpreis wurde das Junge Ensemble des Tanztheaters Johanna Knorr für das Familienstück „Picknick im Kohlfeld“ ausgezeichnet. Eine lobende Anerkennung und 5000 Euro erhielt das „theaterperipherie“ für seine Inszenierung von Lutz Hübners „Ehrensache“.
„Es ist signifikant für die gebotene Vielfalt, dass wir in diesem Jahr zwei Stücke auszeichnen, die unterschiedlicher nicht sein können. Dennoch verbindet beide ihr Anspruch, in ihrer Theaterarbeit gesellschaftlich relevante Themenstellungen für eine junge Zielgruppe zeitgemäß zu behandeln. Dies ist ihnen auf hervorragende Art und Weise gelungen“, sagte der damalige Kulturdezernent und Juryvorsitzende Felix Semmelroth.
Der Jury für die Vergabe des Frankfurter Kinder- und Jugendtheaterpreises gehörten außerdem an: Stadträtin Cornelia-Katrin von Plottnitz, FAZ-Redakteurin Eva-Maria Magel, der stellvertretende Leiter des Kinder- und Jugendtheaterzentrums der Bundesrepublik Deutschland, Henning Fangauf, und der Leiter des Instituts für Kinder- und Jugendbuchforschung an der Goethe-Universität, Hanno Ewers.
„Mit ‚Picknick im Kohlfeld‘ ist der Frankfurter Choreographin und Tanzpädagogin Johanna Knorr ein Kindertanzstück gelungen, das ein hohes und derzeit wieder erschreckend aktuelles gesellschaftliches Anliegen, das Bemühen um Toleranz, ästhetisch anspruchsvoll und ohne erzieherischen Dünkel begreifbar macht. Die schlichte Geschichte von der spießigen Familie Kohlweißling, die im Feld auf die lauten Hummeln trifft, spricht Kinder und Erwachsene gleichermaßen an und transportiert eine Botschaft des Miteinanders, die weder naiv noch rigide wirkt." so die Begründung der Jury.
Als Grundlage für das Tanzstück „Picknick im Kohlfeld" diente das Gedicht „Flattertag“ des Frankfurter Künstlers Christian Golusda.
„2012 haben wir viele spannende Bewerbungen vielfältigen Charakters erhalten“, so die Einschätzung von Prof. Dr. Semmelroth. „Wir, die Jury, sind sehr froh, dass uns im Rahmen der Satzung des Kinder- und Jugendtheaterpreises die Möglichkeit gegeben ist, zwei sehr unterschiedliche Inszenierungen auf differenzierte Art würdigen zu können, indem wir neben dem eigentlichen Karfunkel eine zusätzliche und ebenfalls gut dotierte lobende Auszeichnung aussprechen können.“
Das „theaterperipherie“ wurde für sein unter der Leitung von Alexander Brill dargebotenes Gründungsstück „Ehrensache“ aus dem Jahr 2008 mit einer lobenden Anerkennung ausgezeichnet. Das Theater stellt die Lebenswelten von Migranten und deren Integration in den Mittelpunkt der künstlerischen Beschäftigung. Die Jury teilte zur Begründung mit: „Das Theater will nah an Politik und Alltag sein und hat in dem Stück ‚Ehrensache‘ Themen gefunden, die sich im Grenzbereich unserer Gesellschaft abspielen. Es geht um Fragen an eine patriarchalisch orientierte Gesellschaft, um Gewalt zwischen Mann und Frau. Die Fragen, die der Autor mit dem Stück aufwirft, stehen in Alexander Brills Inszenierung bedrückend im Raum. Sein intensiv agierendes fünfköpfiges Ensemble entlässt den Zuschauer nicht mit Antworten, sondern einer Ratlosigkeit, die danach sucht, produktiv gewendet zu werden.“