Zu den bisherigen Sammlungsbeständen kommt dann der wertvolle Bestand der Rainer Werner Fassbinder Foundation (RWFF) hinzu. Das umfangreiche Werkarchiv eines der bedeutendsten deutschen Filmregisseure der Nachkriegszeit, Rainer Werner Fassbinder, war bislang in Berlin beheimatet. Fassbinders Film-Editorin und Erbin in Folge, Juliane Maria Lorenz-Wehling, überlässt dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum den wertvollen Schriftgutnachlass Fassbinders, der mit Unterstützung der Hessischen Kulturstiftung, der Kulturstiftung der Länder und der Stadt Frankfurt angekauft werden konnte. Die Stadt Frankfurt fördert darüber hinaus die Etablierung der Sammlung im neuen Fassbinder Center, Frankfurt. Die gesamte übrige Sammlung der RWFF mit Produktionsunterlagen, Werkarchiv (Film- und Theaterwerk), Fotoarchiv (Film- und Theaterwerk), internationalem Pressearchiv, 3D-Objekten - darunter Fassbinders Flipperautomat und sein legendäres Ledersofa - seine Videosammlung und ein umfangreiches Audio- und Videoarchiv, das sämtliche Interviews mit Rainer Werner Fassbinder sowie Dokumentationen über sein Werk versammelt, gehen als Dauerleihgabe an das DFF.
Der in mehr als 180 Archivboxen verwahrte, angekaufte Schriftgutnachlass umfasst 25 Arbeitsdrehbücher, 97 meist handschriftliche Szenenfolgen, 31 Szenenaufstellungen, 118 handschriftliche Dialoglisten, 61 Kalkulationen und Finanzierungspläne, 53 Stablisten, 16 Drehpläne, 30 Verträge, zahlreiche noch nicht erschlossene Produktionsakten, 27 Briefe, 13 Telegramme und 27 Urkunden. Dieser Schatz des deutschen Filmerbes geht nun nach Frankfurt am Main - die Stadt, in der Rainer Werner Fassbinder von 1974 bis 1976 im Theater am Turm wirkte, Filme drehte (MUTTER KÜSTERS FAHRT ZUM HIMMEL, BRD 1975; IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN, BRD 1978) und Gegenstand brisanter Debatten wurde. Er geht in die Obhut des DFF, das dadurch, passgenau zum 70. Geburtstag des Instituts im April 2019, seine internationale Strahlkraft und sein fachliches Renommée weiter entscheidend ausbaut.
Im neuen Fassbinder Center, das auf rund 1000 Quadratmetern am 20. Mai 2019 an der Eschersheimer Landstraße in unmittelbarer Nähe zur Goethe-Universität eröffnet, bündelt das DFF im Jubiläumsjahr 2019 seine Sammlungen zentral an einem Ort und eröffnet Forscher/innen und Filminteressierten damit einen idealen Zugang zu seinen Beständen. Zu deren Schwerpunkten gehört der Neue Deutsche Film mit dem Archiv des Studiocanal-Verleihs mit dem Filmverlag der Autoren, den Vorlässen der Regisseure Volker Schlöndorff, Peter Fleischmann, Reinhard Hauff, Rudolf Thome, Wolfgang Becker, Romuald Karmakar und Dani Levy sowie die Arbeitsarchive der Filmarchitekten Heidi und Toni Lüdi und der Kostümbildnerin Barbara Baum, dem Nachlass von Regisseur Niklaus Schilling und der Produktionsfirma Visual Film sowie jetzt ganz zentral dem Nachlass von Rainer Werner Fassbinder.
Filmwissenschaftler/innen und Studierenden aus aller Welt bietet sich hier in Zukunft die Möglichkeit, in einem so repräsentativen wie modernen Lesesaal die umfassenden Archivmaterialen und Originalmanuskripte des DFF zu studieren und zu erforschen. Dazu gehören Dokumente zu rund 120 Filmschaffenden, von Thea von Harbou über Peter Lorre, Curd Jürgens, Lotte Reiniger, Maria Schell, Liselotte Pulver und Maximilian Schell bis Otto Hunte, Walter Reimann, Hans Poelzig und Oskar Fischinger sowie Archive von Produktionsfirmen wie X Filme, Creative Pool, der CCC von Artur Brauner, der Roxy-Film von Luggi Waldleitner oder der Bioskop Film. Weit mehr als 2,3 Millionen Fotos zu deutschen und internationalen Produktionen ergänzen diesen Bestand.
Die repräsentativen neuen Räume direkt am U-Bahnhof Holzhausenstraße eröffnen interessante neue Perspektiven für das DFF, das gemeinsam mit dem Bundesarchiv/Filmarchiv und der Stiftung Deutsche Kinemathek die Aufgaben einer zentralen deutschen Kinemathek innehat, mit filmportal.de die zentrale Plattform zum deutschen Film im Internet betreibt und international seit Jahren auch durch seine tourenden Ausstellungen wie Stanley Kubrick (bisher mehr als 1,3 Millionen Besucher weltweit) Furore macht. So findet hier künftig auch der gemeinsam mit der Goethe-Universität ausgerichtete Masterstudiengang eine neue Heimat. Außerdem entfaltet sich für die europaweit renommierte Filmvermittlungsabteilung neuer Gestaltungsspielraum für Screening-programme und andere Bildungsangebote.