Der Stadtschreiber 2024/2025 von Bergen ist Dinçer Güçyeter
Als 51. Amtsinhaber des Stadtschreibers von Bergen-Enkheim trat Dinçer Güçyeter am 30. August 2024 die Nachfolge von Nino Haratischwili an und wird für ein Jahr (2024/2025) im Stadtschreiberhaus in Bergen wohnen und arbeiten. Zusätzlich zum Wohnrecht erhält er ein Preisgeld von 20.000 Euro.
In der Begründung der Jury heißt es: "Dinçer Güçyeter ist ein Grenzgänger im besten Sinne: Zwischen zwei Sprachen, zwei Kulturen, zwei Literaturgattungen wandert er mühelos hin und her und beobachtet mal mit kindlichem Staunen, mal mit nachdenklicher Melancholie, dann wieder mit Galgenhumor oder mit theatralischem Zorn das Geschehen und die Menschen um sich herum. Er schreibt sich dabei frei. Und beleuchtet mit einer Laterne aus Worten diejenigen, die oft mitten in unserer Gesellschaft im Verborgenen bleiben.", begründet die Jury ihre Entscheidung. Güçyeter gebe den Ungesehenen, Marginalisierten eine Stimme. Dabei schleuse er Prosa in die Poesie ein und entlocke der Prosa seine ganz eigene Poesie. Weiter heißt es: "Güçyeters autofiktionales Romandebüt 'Unser Deutschlandmärchen' erzählt die Geschichte von Einwanderern, ihre Suche nach einer Heimat, ihre Versuche, jenseits von Identitätsvorgaben und Rollenklischees das eigene Ich zu finden. Vor allem der Perspektive der Frauen in der Familie – zwischen großen Träumen und harten Alltagsnöten, Aufbruchsstimmung und Ernüchterung, weder hier noch dort daheim – gilt sein Blick. Aus diesem Dazwischen sprechen Güçyeters Texte zu uns, und mit jedem Wort, das er an das vorherige reiht, tritt deutlicher zutage, was dem Grenzgänger ein Zuhause werden kann: die Literatur."
Dinçer Güçyeter, geboren 1979 in Nettetal ist ein deutscher Lyriker und Verleger. Im Jahr 2012 gründete Güçyeter den Elif Verlag mit dem Programmschwerpunkt Lyrik. Seinen Verlag finanzierte Güçyeter bis 2023 als Gabelstaplerfahrer in Teilzeit. 2017 erschien "Aus Glut geschnitzt", und 2021 "Mein Prinz, ich bin das Ghetto". 2022 wurde Güçyeter der Peter-Huchel-Preis verliehen. Sein Roman "Unser Deutschlandmärchen" wurde 2023 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. 2024 erhielt er den Else-Lasker-Schüler-Preis. Er ist Vater von zwei Kindern und lebt in Nettetal..
Der Preis „Stadtschreiber von Bergen-Enkheim“ wird seit 1974 verliehen. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger waren unter anderem Wolfgang Koeppen, Peter Härtling, Peter Bichsel, Katja Lange-Müller, Robert Gernhardt, Herta Müller, Wilhelm Genazino, Peter Kurzeck, Peter Weber, Katharina Hacker, Ulrich Peltzer, Marcel Beyer, Thomas Melle und Anja Kampmann.
Die Jury besteht aus vier Fachjuroren (darunter der/die letzte Stadtschreiber oder Stadtschreiberin) vier Jurorinnen und Juroren aus der Bergen-Enkheimer Bürgerschaft, und der für Bergen-Enkheim zuständigen Ortsvorsteherin.