28.11.2012 - 'Kultur mit allen!'

 

Der Kulturdezernent
Prof. Dr. Felix Semmelroth


PRESSEINFORMATION
28.11.2012

'Kultur mit allen!'
Mitarbeiter von Frankfurter Kultureinrichtungen tagten zwei Nachmittage


Wie können die Frankfurter Kultureinrichtungen angesichts veränderter Gesellschaftsstrukturen ihr Publikum besser erreichen? Mit den Auswirkungen des demographischen Wandels auf ihre Vermittlungsarbeit beschäftigten sich vergangene Woche rund 50 Mitarbeiter aus 20 verschiedenen Frankfurter Kultureinrichtungen, darunter Vertreter verschiedener Museen, des Schauspiels und der Oper Frankfurt, der Alten Oper, des Zoos, des Literaturhauses, des Künstlerhauses Mousonturm sowie von Migrantenkulturvereinen und Mitgliedern der Kommunalen Ausländerinnen- und Ausländervertretung.

Teezeremonie mit Kindern im Teehaus vom Museum für Angewandte Kunst Frankfurt

Im Mittelpunkt stand das Thema kulturelle Teilhabe, nicht nur für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Viel grundsätzlicher ging es darum, Verschiedenheit ganz selbstverständlich in die Vermittlungskonzepte einzubeziehen und sich untereinander bei der Arbeit zu vernetzen. Gemeinsam zur Tagung eingeladen hatten des Kulturdezernat und das Integrationsdezernat der Stadt Frankfurt.

"Das Kunst- und Kulturprogramm Frankfurts ist schon lange international ausgerichtet und sehr vielfältig. Im künstlerischen Alltag stellt sich die Frage nach der Herkunft nicht mehr, sie fließt ein in die künstlerische Arbeit. Wenn wir aber Angebote für die Kulturvermittlung entwickeln, sollten wir uns fragen, welche Form von Öffentlichkeitsarbeit adäquat ist. Gehen wir davon aus, dass letztlich die Bildung und nicht die Herkunft entscheidend für den Zugang zur Kultur ist, gewinnt die ästhetischen Bildung für Kinder- und Jugendliche neue Bedeutung", so Kulturdezernent Felix Semmelroth, der die Tagung eröffnete.

"Kunst stellt Verbindungen her und schafft daraus Neues - das verbindet Kunst und Integration", so Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg, die am zweiten Tag die Teilnehmer begrüßte. "Die Angebote unserer Museen und Theater sollen eine große Bandbreite gesellschaftlicher Gruppen erreichen. Dazu gilt es, mit neuen Formen der Vermittlung auf Menschen zuzugehen und andere Sichtweisen zu suchen und zuzulassen. Die Resonanz, die Ausstellungen und Aufführungen auf diese Weise erfahren, ist auch für die Kuratoren und Künstler selbst eine Bereicherung. Unser Ziel ist eine gemeinsame Stadtkultur, die für alle erfahrbar die Vielfalt von Erlebnissen und Traditionen abbildet, und allen Bevölkerungsgruppen die Erfahrung von Kunst und Kultur sowie eigener kreativer Ausdrucksweisen ermöglicht."

Seitens des Integrationsdezernats wurden den Teilnehmern am ersten Tag Ziele des Frankfurter Integrationskonzepts sowie Zielsetzungen des Deutschen Städtetags und des Nationalen Integrationsplans erläutert und empirischen Studien zur Nutzung kultureller Angebote gegenübergestellt.

Referentin Susanne Keuchel, Direktorin des Zentrums für Kulturforschung Bonn, präsentierte mit dem "Interkulturbarometer" Ergebnisse einer bundesweiten Studie zum Thema "Kunst, Kultur und Migration". Sie führte aus, dass in der Kulturnutzung zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund kaum Unterschiede festzustellen seien. Insbesondere die migrantische Bevölkerung vertrete einen eher breiten Kulturbegriff, der das menschliche Miteinander und das Alltagsleben mit einbeziehe. Insgesamt haben die Bevölkerungsgruppen mit und ohne Migrationshintergrund ein nahezu identisches Bild vom aktuellen Kulturleben in Deutschland. Speziell die junge migrantische Bevölkerung sei in ihrer Freizeit anteilig stärker künstlerisch-kreativ tätig. Insgesamt werde jedoch das migrantische Publikum noch nicht ausreichend vom öffentlich geförderten Kulturleben erreicht.

Im World-Café, einer lebendigen Form für Diskussion in Großgruppen, kamen anschließend alle über eigene Erfahrungen in ihren Institutionen ins Gespräch: Welche Interessen haben die Menschen, die zu uns kommen? Wie können wir auf anderen Wegen der Ansprache Menschen erreichen, die vermutlich gern kommen würden, sich bislang aber wenig eingeladen fühlen?

Am zweiten Tag ging es vor allem um gelungene Praxisbeispiele aus den hiesigen Einrichtungen, aber auch um Anregungen aus anderen Städten. Matthias Hamann, Direktor des Museumsbundes Köln, referierte zu "Partizipation und Diversität in Kultureinrichtungen". Hendrik Nolte, vom Verein "Mensch zuerst" aus Kassel behandelte das Thema "Leichte Sprache im Museum".

Ein erstes Fazit der Veranstaltung lautete, dass für eine interkulturelle Öffnung nicht unbedingt Zusatzprogramm erforderlich seien, aber ein Mentalitätswechsel: Was wir ohnehin tun, müssen wir so tun, dass es alle erreicht. Gleichfalls einig war man sich über die Bedeutung von Kulturscouts, Kindern und Jugendlichen in ihren Cliquen, Erwachsene in ihren Stadtteilen und Vereinen, die nicht nur den Weg zu den Zielgruppen öffnen, sondern auch deren Themen und Interessen in die Kultureinrichtungen übermitteln.

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