26.03.2015 - Ein Frankfurter Wahrzeichen kehrt zurück

 

Der Kulturdezernent
Prof. Dr. Felix Semmelroth
 

PRESSEINFROMATION
26.03.2015

Ein Frankfurter Wahrzeichen kehrt zurück
Das Uhrtürmchen im Ostend erstrahlt in neuem Glanz

Heute wurde das frisch restaurierte Uhrtürmchen feierlich von Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth und den Freunden Frankfurts e.V. eingeweiht. Es kehrte nach knapp einjähriger Restaurationspause wieder an seinen angestammten Platz an die Kreuzung Friedberger Anlage und Sandweg zurück.

Das Türmchen aus dem Jahr 1894 und vom damaligen Ostend-Verein gestiftet, war dringend restaurierungsbedürftig und vom Zerfall bedroht. 120 Jahre hatten ihre Spuren an Korpus, Engelsfiguren und Dekor des Uhrtürmchens hinterlassen. Die Uhrmechanik war marode und die stolze Ritterfigur auf der Spitze drohte herabzustürzen. Eine zeitnahe Sanierung war dringend erforderlich, damit das Uhrtürmchen nicht in sich zusammenfiel. Gemeinsam mit den Freunden Frankfurts e.V. startete der Kulturdezernent im letzten Jahr einen großen Spendenaufruf. Dank der vielen eingegangenen Spenden hat der Ritter jetzt wieder einen festen Stand; das Uhrtürmchen konnte durch das große Bürgerengagement restauriert und gerettet werden.

Zur Einweihung gab Stadtrat Semmelroth einen Einblick in die Geschichte des Uhrtürmchens. Des Weiteren sprachen Frank Albrecht, der 1. Vorsitzende der Freunde Frankfurts, und Restaurator Bernhard Krönung. Die Feierlichkeit wurde musikalisch von dem Trompetenduo Lukas Burggmaier und Julian Teufel des Orchesters der Musterschule untermalt. Selbstverständlich waren auch die Spenderinnen und Spender bzw. Bürgerinnen und Bürger zahlreich erschienen, um ihr Wahrzeichen gemeinsam zu begrüßen.


Daten/Zahlen/Fakten

Gesamtkosten der Sanierung: 100.000 Euro
Spende Freunde Frankfurts e. V.: 50.000 Euro
Spende Ortsbeirat 4: 7.000 Euro
Gesamtsumme der rund 140 Einzelspender: 43.000 Euro

Sanierungszeitraum Frühjahr 2014 – Frühjahr 2015
Ausführende Werkstatt Michael Gerhardt, Werkstatt für Schmiedekunst
in Knau / Thüringen
 

Geschichte des Uhrtürmchens

Armbanduhren setzten sich erst im 20. Jahrhundert durch – davor waren große Teile der Bevölkerung auf öffentliche Uhren angewiesen. In verschiedensten Stadtteilen Frankfurts gab es daher Uhrtürmchen, von denen heute nur noch zwei stehen: Eines in Bornheim und das andere, reich verzierte Uhrtürmchen im Ostend an der Kreuzung von Friedberger Anlage und Sandweg.

Der Ostend-Verein, eine Vereinigung ansässiger Geschäftsleute, stiftete dieses Uhrtürmchen im Jahr 1894. Damals lebte im Stadtteil ein Großteil der Frankfurter Juden. In Paul Arnsbergs Buch „Bilder aus dem jüdischen Leben im alten Frankfurt“ (erschienen 1970 im Verlag von Waldemar Kramer) wird erzählt, dass sich die jüdischen Familien am Sabbat nachmittags in der Friedberger Anlage trafen, spazieren gingen und sich unterhielten, bis der Zeiger des Uhrtürmchens zum Abendgebet rief: „Eine Uhr selbst trug man in vielen Fällen nicht, und so war das Uhrtürmchen so etwas wie ein Minarett im Orient, wo der Muezzin zum Gebet ruft.“


Konstruktion und Sanierungsbedarf

Der Entwurf des Uhrtürmchens stammt von dem Frankfurter Architekten Alexander Linnemann (1839-1902). Er fertigte auch Glasmalereien für den Frankfurter Dom an und entwarf das Gitter des Justitia-Brunnens auf dem Römerberg. Hergestellt wurde das Türmchen in der „G. Knodt - Fabrik für Blech und Metallarbeiten“ in Bockenheim.

Auf dem Sandstein-Sockel des Türmchens, der auch als Sitzbank diente, erhebt sich ein metallener Schaft, der auf jeder Seite das Stadtwappen Frankfurts trägt. Darüber sind die vier Uhren angebracht, welche rundherum von filigranen Eichenblättern und kleinen Engeln eingefasst werden. Ein zierliches Dach schützt die Uhren, darauf steht eine Laterne. Obenauf, gewissermaßen als „Krönung“, schreitet stolz ein stadteinwärts blickender Ritter mit Fahne und Schwert. Von Sockel bis Ritter misst das Uhrtürmchen ganze 8,95 Meter. Charakteristisch für das Uhrtürmchen sind die überreichen Verzierungen, die ganz zum Stil seiner Zeit passen. Außerdem war das Türmchen im Ostend abends beleuchtet, sodass man auch zu später Stunde noch die Zeit ablesen konnte.

Die bald 120 Jahre hatten ihre Spuren am Uhrtürmchen hinterlassen. Das verwendete Eisen zeigte starken Rost. Die Kupferflächen trugen dicke, schwarze Verkrustungen, die Feuchtigkeit aufsaugten und das Material kontinuierlich zerstörten. An vielen Stellen des Uhrtürmchens wurden Flicken aus Kupferblech aufgelötet, diese Reparaturen waren grob ausgeführt und zuletzt unansehnlich. In Schaft und Dach fanden sich zahlreiche feine Löcher, Risse und Beulen. Im Inneren hatte die Eisenkorrosion große Teile des Blechs angegriffen, dadurch war die Stabilität des Ganzen gefährdet. Die Glasscheiben der Laterne waren zu klein und saßen locker, die Beleuchtung funktionierte nicht mehr. Darüber hinaus drohte der Ritter herunterzufallen: Seine Halterung war zur Hälfte durchtrennt.


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Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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