25.08.2021 - Kulturdezernentin Hartwig: „Ich freue mich, dass mit dieser materialreichen Ausstellung gezeigt werden kann, wie viel die heutige Kunstszene diesen bewegten Jahrzehnten verdankt.”



Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig

PRESSEINFORMATION

25.08.2021


ERSATZKUNST in Frankfurt. Die Wüsten-Jahre 1975-1985
3. September bis 26. September 2021


Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 2. September 2021, 19 Uhr
(unter den dann geltenden Corona-Bestimmungen)

Es sprechen:
Eva Claudia Scholtz M.A., Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung
Dr. Isa Bickmann, Kuratorin der Ausstellung

ERSATZKUNST als künstlerische Praxis entstand in einer Zeit, als Frankfurt für freie Künstlerinnen und Künstler ein eher unwirtliches Pflaster war. Außerhalb der Museen und Galerien fehlte es an Ausstellungsorten. Mitte der 1970er Jahre formten sich erste Künstler*innen-Initiativen, die abseits der Institutionen und dem Kunsthandel die Präsentation von Werken bildender Kunst möglich machten. Pioniere dieser später so genannten „Off-Räume“ waren in Frankfurt die Künstler Vollrad Kutscher und Stephan Keller. Sie luden 1975 Künstler*innen zu einer ersten „ERSATZKUNST-Ausstellung“ in die Werkstatt Stephan Kellers in Frankfurt-Sachsenhausen ein, der weitere folgten. Das Markante waren die künstlerischen Äußerungen, die aus ungewöhnlichem, häufig kunstfernen Materialien gefertigt und daher dem ERSATZ-Gedanken entsprachen. Performatives und Aktionskunst, Kabarett und Konzerte waren Ausdruck der Bewegtheit dieser Umbruchszeit.

Die nahe der ERSATZKUNST-Geburtsstätte stattfindende Ausstellung bereitet das ERSATZKUNST-Geschehen zwischen 1975 und 1985 auf. Videostationen werden die legendären Performances der ERSATZKUNST-Künstler in die Gegenwart holen: Darunter sind die politische Performance „Sack O Sacks Sacktheater“ (Keller, Kutscher, Schmitz) von 1975, Vollrad Kutschers „Kaugummirede“ (1975/92), der „Frankfurter Ersatztango“ mit einer Schweinehälfte (Stephan Keller, 1985) und die Aktion „Zwergen schlagen“ von Ottmar Hörl (1985) sowie ein Zeichentrickfilm von Nicole Guiraud. Den Auftritten des Ersatzorchesters von Heiner Goebbels (* 1952) und Alfred Harth (* 1949) sowie der Kabarettisten Matthias Beltz (1945–2002) und Heinrich Pachl (1943–2012) kann ebenfalls in Dokumenten begegnet werden. Installiert wird die „Kulturelle Verrichtung“ aus Mumien von Vollrad Kutscher, die 1978 gemeinsam mit dem großformatigen Tapetenhaus von Stephan Keller in der Kommunalen Galerie Frankfurt gezeigt worden ist. Die Ausstellung führt beide Werke erstmals nach über 40 Jahren wieder zusammen. Weitere Exponate sind die Setzkästen und Zigarrenkistenobjekte von Walter Hanusch, die Bronze- oder Keramik-Schrebergärten von Oskar Schmitz, Pappmachéobjekte der früh verstorbenen Annick Laforgue und die Einmachgläser sowie das Bildobjekt „Dschungel“ von Nicole Guiraud, das mit Coca Cola, Christus, Marx und Lenin einen sinnlichen Rückblick in die Diskurse der Zeit bietet.

„Die Kunst dieser Zeit steht für einen bedeutenden Aufbruch. Weltweit genauso wie vor 40 Jahren in Frankfurt. Wir haben es hier mit einer politisch engagierten, non-konformen Kunst zu tun”, resümiert Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig. „Ich freue mich, dass mit dieser materialreichen Ausstellung gezeigt werden kann, wie viel die heutige Kunstszene diesen bewegten Jahrzehnten verdankt. Ein Großteil der Künstlerinnen und Künstler sind nicht nur sich, sondern Frankfurt treu geblieben.”

Mitwirkende Künstler und Künstlerinnen: Nicole Guiraud (* 1946), Walter Hanusch (* 1934), Ottmar Hörl (* 1950), Stephan Keller (* 1937), Vollrad Kutscher (* 1945), Annick Laforgue (1945–1976), Oskar Schmitz (1947–2009), Alfred 23 Harth (* 1949)/Heiner Goebbels (* 1952), Matthias Beltz (1945–2002)/Heinrich Pachl (1943–2012) und andere.
Die Ausstellung wird gefördert von der Hessischen Kulturstiftung, der Dr. Marschner Stiftung und dem Kulturamt der Stadt Frankfurt.

Zur Ausstellung ist der Katalog „ERSATZKUNST. Die Wüsten-Jahre 1975-1985“ im Kann Verlag erschienen. www.kann-verlag.de
Ausstellungsort: AusstellungsHalle, Schulstraße 1 A, 60594 Frankfurt, www.ausstellungshalle.info
Öffnungszeiten: Mi, Do 18–20 Uhr; Fr, Sa, So 14–18 Uhr

Geöffnet zum Saisonstart der Frankfurter Galerien im Rahmen von The Frankfurt Art Experience
am 3. September 18–22 Uhr, Samstag und Sonntag, 4./5. September 2021, 11–18 Uhr.

Begleitprogramm:
Donnerstag, 9. September 2021, 20:30 Uhr: ERSATZKUNST im Film. Moderation: Vollrad Kutscher
Mittwoch, 15. September 2021, 19 Uhr: Kuratorinnenführung
Sonntag, 26. September 2021, 17 Uhr: Finissage


Dezernat Kultur und Wissenschaft
Pressesprecherin und Leitung der Öffentlichkeitsarbeit
Jana Kremin
Hausanschrift: Brückenstraße 3-7, 60594 Frankfurt am Main
Telefon: 069 – 212 49232; Fax: 069 – 212 97 49232
E-Mail: jana.kremin@stadt-frankfurt.de
 

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