24.03.2014 - Gedenken an das KZ-Außenlager 'Katzbach' in den Adlerwerken

 



Der Kulturdezernent
Prof. Dr. Felix Semmelroth

PRESSEINFORMATION
17.03.2014

Gedenken an das KZ-Außenlager „Katzbach“ in den Adlerwerken
Kunstprojekt der Stadt Frankfurt wider das Vergessen

Die Stadt Frankfurt gedenkt mit einem mehrjährigen Kunst-Projekt der Opfer des KZ-Außenlagers „Katzbach“ in den Adlerwerken. „Die Zeit des Nationalsozialismus im öffentlichen Bewusstsein wach zu halten, heißt zu mahnen: Die Geschehnisse von damals dürfen nicht verdrängt werden“, sagte Kulturdezernent Felix Semmelroth bei der Vorstellung des Projekts am Montag, 24. März.

Um gerade auch jüngeren Generationen den Zugang zum Thema zu erleichtern, sucht das städtische Kulturamt nach neuen Möglichkeiten des Gedenkens, die wegführen von einem traditionellen, eher statischen Denkmalbegriff hin zu einer künstlerischen Auseinandersetzung, die sich im öffentlichen Raum, im Alltag der Stadt ereignet. Aus diesem Grund hat die Stadt Frankfurt vier Künstler, die sich bereits mit Themen der Erinnerungskultur beschäftigt haben, beauftragt, innovative Wege des Gedenkens zu finden und entsprechende Konzepte zu erarbeiten. Die Projekte sind über einen Zeitraum von vier Jahren verteilt und werden im Internet dokumentiert.

Der Kulturdezernent betonte die große Bedeutung des Projektes angesichts der damaligen Geschehnisse: „Mit den geplanten Kunstaktionen gegen das Vergessen gedenken wir der Opfer, der Toten und der Überlebenden, dieses Konzentrationslagers mitten in unserer Stadt.“ In den letzten Kriegsmonaten zwischen August 1944 und März 1945 wurde in den Adlerwerken im Gallusviertel ein KZ mit dem Decknamen „Katzbach“ eingerichtet, um den Rüstungsbetrieb aufrechtzuerhalten. Es waren zeitweise mehr als 1.600 Männer inhaftiert. Die Arbeits- und Lebensbedingungen waren unmenschlich. Viele starben während der Arbeit. Vor exakt 69 Jahren, am 24. März 1945, begann der Todesmarsch der verbliebenen Gefangenen zunächst nach Buchenwald, von dort aus nach Dachau. Nur wenige erlebten die Befreiung.

„So niederdrückend die Vergegenwärtigung dieser Verbrechen immer wieder sein mag, so unentbehrlich ist sie gleichzeitig für das Verständnis der Geschichte und der Identität der Stadt und der Menschen, die in ihr gelebt haben und leben. Auch deshalb, aber vor allem um der Opfer zu gedenken, hat die Stadt Frankfurt Künstler beauftragt, Konzepte gegen das Vergessen zu entwickeln“, so der Kulturdezernent.

Den Auftakt dieser Kunst-Projekt-Reihe bildet Margarete Rabow mit Interventionen im öffentlichen Raum, gefolgt von Stefanie Grohs. In den darauffolgenden zwei Jahren werden die Projekte von Naneci Yurdagül und Barak Reiser stattfinden. Alle vier Künstler leben und arbeiten in Frankfurt.

Unter dem Titel „Störungen und Irritationen im öffentlichen Raum“ lenkt Rabow mit einer Reihe von Aktionen und Performances den Blick auf die damaligen Geschehnisse. So lassen sich am Mittwoch, 24. März, zur Erinnerung an den Todesmarsch der Häftlinge des KZs Adlerwerke Personen an der Hauptwache zu Boden fallen, deren Umrisse dann mit Kreide nachgezeichnet werden. Die allmählich verblassenden Umrisse verweisen auf die gleichfalls zu verblassen drohenden Erinnerungen an die ermordeten Häftlinge. Diese Aktion, genannt „Fallen“, wird fotografisch dokumentiert und auf die extra dafür eingerichtete Homepage der Künstlerin unter http://www.kz-katzbach.de gestellt. Bei einer weiteren Intervention werden unangekündigt Fahrgästen im öffentlichen Nahverkehr Texte zum Thema KZ „Katzbach“ vorgelesen. Außerdem wird Rabow in einer Performance die Namen der 528 Todesopfer, die in Frankfurt begraben sind, mit weißer Schulkreide auf einen öffentlichen Platz schreiben und im Anschluss daran mit einer analogen 16 Millimeter Filmkamera Einzelbilder von den Namen machen. Der Film von rund einer Minute Länge soll an öffentlichen Orten gezeigt werden.

Die Staffel der Projekte wird im nächsten Jahr an die zweite Künstlerin Stefanie Grohs übergeben, die mit den Kunstinterventionen "Mitten unter uns" die Projekt-Reihe fortsetzen wird. Die Künstlerin beabsichtigt, 1.600 blau-weiß gestreifte Stoffbinden, die an Häftlingskleidung erinnern, im öffentlichen Raum anzubringen. Ziel des Projekts ist es, die Bewohner und Besucher der Stadt auf die damaligen Ereignisse aufmerksam zu machen.

Das Kunstprojekt von Naneci Yurdagül „o.T. – katzbach“ soll 2016 realisiert werden. Der Künstler möchte seine künstlerischen Eingriffe gezielt an die junge Generation richten. In seinen Interventionen, verteilt im gesamten Frankfurter Raum, möchte der Künstler zum Beispiel Texttafeln mit Zitaten überlebender Häftlinge des KZs anbringen.

„Schatten und Zeichen“ des Künstlers Barak Reiser im Jahr 2017 wird dann den Abschluss des Gesamtprojekts bilden. Der Künstler bezeichnet seine Arbeiten als eine Art „Schatten der Vergangenheit“. So sollen unter anderem große Buchstaben seitenverkehrt an der Gallus-Warte angebracht werden, deren Schatten auf dem Boden das Wort „Schatten“ ergeben.


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