23.10.2019 - Die Jüdischen Kulturwochen 2019 zeigen überraschende Facetten


 

Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main K.d.ö.R.

Der Oberbürgermeister
Peter Feldmann

Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig

PRESSEINFORMATION
23.10.2019

Die Jüdischen Kulturwochen 2019 zeigen überraschende Facetten

Die Jüdische Gemeinde Frankfurt liefert im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen vom 27.10 bis zum 17.11.2019 Einblicke in verschiedene Facetten jüdischer Kultur. Das Programm ermöglicht Besuchern, jüdisches Leben in Kulinarik und Kunst, Tanz und Film, sowie Geschichte, Religion und Literatur aus nächster Nähe zu erleben.

Alle zwei Jahre finden die Jüdischen Kulturwochen statt und stehen für die Verbundenheit der Gemeinde mit der Mainmetropole. Oberbürgermeister Peter Feldmann präsentierte heute gemeinsam mit Marc Grünbaum, Kulturdezernent und Mitglied des Vorstands der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main,die Inhalte der Veranstaltungsreihe. Dabei stellte er die enge Verbindung jüdischen Lebens mit der Frankfurter Stadtgesellschaft heraus. „Die Veranstaltungsreihe zeigt: Jüdische Kultur ist in Frankfurt tief verwurzelt, auch jenseits der erwarteten Orte. Die gesamte Stadt – nicht nur Mitglieder der Jüdischen Gemeinde selbst – ist eingeladen, Judentum zu erleben“, so das Stadtoberhaupt.

„Wir sind sehr stolz darauf, Besuchern auch dieses Jahr wieder ein Programm für alle Sinne, jedes Alter und jeden Geschmack anzubieten und über mehrere Wochen in der ganzen Stadt Orte der Begegnung und das Dialogs zu schaffen“, so Marc Grünbaum, Mitglied des Vorstands und Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main.

„Auch vor dem Hintergrund wachsender antisemitischer Anfeindungen und Fremdenfeindlichkeit ist es wichtig, Haltung und Solidarität zu zeigen. Mit den Jüdischen Kulturwochen schaffen wir offene Kulturräume, die für eine egalitäre Gesellschaft unverzichtbar sind. Wir möchten Sie einladen, die Begegnungen während der Jüdischen Kulturwochen zu nutzen und sich für eine solidarische Gesellschaft einzusetzen!“, so Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main.

Startschuss mit Geschmack – Bagels wie in New York
Um gut gestärkt in die Jüdischen Kulturwochen zu starten, findet die diesjährige Eröffnung bei Badias im Schirn Café statt. Dort ist Laurel Kratochvila mit ihrer koscheren Pop-Up-Bäckerei zu Gast. Sie ist mit »Fine Bagels« inzwischen zum Anlaufpunkt für Bagel-LiebhaberInnen in Berlin geworden. Seit 2011 ist die gebürtige Amerikanerin in der Hauptstadt. Die geliebten Bagels aus der Heimat konnte sie dort jedoch nicht finden, also backt sie selbst: nach einem traditionell jüdischen Rezept, liebevoll von Hand geformt, kreisrund, weich und luftig, belegt mit geräuchertem Lachs und anderen Leckereien. Auch süße Babka-Hefezöpfe, mit Schokolade gefüllte Rugelach sowie Zimt- und Mandelbrot hat sie im Repertoire. Am 8. und 15.11. wird zum gemeinsamen Kabbalath Schabbat – dem Abendessen am jüdischen Schabbat-Fest – eingeladen. Speziell für Kinder werden zudem Back-Workshops angeboten. Dort lernen Sie gemeinsam mit der erfolgreichen Gastronomin Badia Ouahi Bagels und Challah herzustellen.

Programm-Highlights für Augen, Ohren und Seele
Neben dem leiblichen Wohl gibt es natürlich auch etwas für die Ohren, die Augen und die Seele. Unter anderem sorgt hierfür der kanadische Rapper Socalled (der oft mit Grammy-Preisträger Chilly Gonzalez auf der Bühne steht) und das Kaiser Quartett mit ihrem mitreißenden Musikprogramm “Di Frosh“. Socalled ist ein musikalisches Multitalent und liefert ein mitreißendes, beeindruckendes Repertoire aus jiddischen Theater- und Kunstliedern sowie Klezmer-Stücken mit urkomischen Texten.

Fortsetzung findet die erfolgreiche Kooperation mit der Dresden Frankfurt Dance Company, mit der die Jüdische Gemeinde gemeinsam Nachwuchs-ChoreografInnen aus Tel Aviv eingeladen hat. Sie zeigen jungen Tanz aus Israel at its best. Zu Gast sein werden Roni Chadash, Gil Kerer und Nitsan Margaliot.

Maayan Iungman erzählt mit ihrem Figurentheaterstück “Niyar“ ganz ohne Worte berührend sinnliche Geschichten mit Hilfe von Papier. So wird die Kultur für alle ganz ohne Sprache erlebbar gemacht – ein Programm für Gäste von 5 bis 120 Jahre. Fokus auf Worte legt hingegen Katja Riemann, deren Abend eine Hommage an den 2018 verstorbenen jüdischen Schriftsteller Edgar Hilsenrath ist. Begleitet wird „Das Märchen vom letzten Gedanken“ musikalisch und visuell.

In Zeiten, in denen die New Yorker Fashion Week Kollektionen von jüdisch-orthodoxen Designerinnen zeigt und Jean Paul Gaultier sich von chassidischer Kleidung inspirieren lässt, ist es an der Zeit, sich diesem Thema aus einer modern-religiösen Perspektive anzunehmen – Rebbetzin Sara Soussan steht in einem Vortrag Rede und Antwort. Auch junge Kunst ist in diesem Jahr wieder vertreten: der Offenbacher Künstler Jonas Englert verarbeitet historisches Filmmaterial und erzählt in „Circles“ Zeitgeschichte als Historie zwischenmenschlicher Begegnungen.

Erinnerung trifft Zukunft zum Schoa-Gedenken

An die Pogrome des 9. November 1938 wird im Rahmen der Kulturwochen an einem musikalisch-literarischen Nachmittag mit der Schoa-Überlebenden Cellistin Anita Lasker-Wallfisch gedacht, die erst kürzlich mit dem Deutschen Nationalpreis geehrt wurde. Dank ihr wurde erstmals in deutscher Sprache eine Zeitzeugin so interviewed, dass mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ihrem 3-D Abbild Fragen gestellt werden können, die dann auch treffend beantwortet werden. Ein großer Schritt, um „Zeitzeugen-Gespräche“ für die Zukunft zu erhalten und dem Vergessen entgegen zu wirken.

Zudem wird eine Intervention im öffentlichen Raum der Künstlerin Tatiana Lecomte realisiert: In Frankfurts Innenstadt erlöschen am 9. November 2019 zwischen 18:00 und 19:00 Uhr die Straßen- und Fassadenbeleuchtungen. Dieser scheinbar geringe Eingriff bringt die Wahrnehmung der gewohnten Umgebung ins Wanken und löst Unbehagen aus. Das Fehlen des Lichts steht dabei sinnbildlich für die Absenz einer ganzen Gruppe von Menschen, für die Jüdinnen und Juden, die seit 1933 sukzessive vom öffentlichen Leben ausgeschlossen, verfolgt und ermordet wurden.

Alle Informationen zu diesen und weiteren Veranstaltungen der jüdischen Kulturwochen finden Sie im vollständigen Programm auf www.juedische-kulturwochen.de und im Veranstaltungskalender unter www.jg-ffm.de.

Jüdische Kultur mitten in Frankfurt
Die Jüdischen Kulturwochen, die 1980 auf Initiative von Michel Friedman und Hilmar Hoffmann entstanden, sind fester Bestandteil des Kulturprogramms der Jüdischen Gemeinde und der Stadt Frankfurt am Main. 2017 erreichten sie mit über 5.000 Gästen einen Besucherrekord. Kunst, Konzert und Kulinarik, Tanz, Theater und Film, Führungen sowie Vorträge, Lesungen und Workshops – dieses Jahr sind es fast 40 Events mit denen die Jüdische Gemeinde gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern jüdische Kultur in die Stadt trägt.

Über die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main:
Seit ihrer Neugründung im Jahr 1947 ist die Jüdische Gemeinde kulturell und gesellschaftlich fest in der Stadt Frankfurt am Main verankert. Seit 1982 finden alljährlich Jüdische Kulturwochen statt, seit 2016 alternierend mit den Jüdischen Filmtagen. Sie werden von der Stadt Frankfurt gefördert und sind bei den Bürgern und Gemeindemitgliedern ebenso beliebt wie die zahlreichen anderen Veranstaltungen der Gemeinde oder anderer jüdischer Organisationen. Die Jüdische Gemeinde Frankfurt zählt zu den vier größten Jüdischen Gemeinden Deutschlands. Ihren knapp 6.500 Mitgliedern bietet sie alles, was für das moderne jüdische Leben nötig ist: Sie unterhält ein Gemeindezentrum, in dem sich auch ein koscheres Restaurant befindet, zwei Kindergärten, Krippen, eine Kindertagesstätte, die I. E. Lichtigfeld-Schule, eine eigene Sozialabteilung, sowie ein Jugend- und ein Altenzentrum mit Tagespflege und einer Altenwohnanlage.
 

Pressekontakt

Daniela Lewin
Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main K.d.ö.R.
Westendstraße 43
60329 Frankfurt am Main
t: +49 (0)69 / 76 80 36-135
d.lewin@jg-ffm.de
www jg-ffm.de

Dezernat Kultur und Wissenschaft
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Jana Kremin
Hausanschrift: Brückenstraße 3-7, 60594 Frankfurt am Main
Telefon: 069 – 212 49232; Fax: 069 – 212 97 49232
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