19.03.2015 - Gedenken an das KZ-Außenlager „Katzbach“ in den Adlerwerken

 

Der Kulturdezernent
Professor Dr. Felix Semmelroth

PRESSEINFORMATION
19.03.2015

Gedenken an das KZ-Außenlager „Katzbach“ in den Adlerwerken
Staffelübergabe beim Erinnerungsprojekt der Stadt an die Künstlerin Stefanie Grohs

Der Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main, Prof. Dr. Felix Semmelroth, übergab heute die Staffel des mehrjährigen Kunstprojekts zum Gedenken an die Opfer des KZ-Außenlagers „Katzbach“ in den Adlerwerken an die zweite Künstlerin Stefanie Grohs.

„Das Kunstprojekt wurde initiiert, um die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur im öffentlichen Bewusstsein wach zu halten. Mit neuen Wegen des Gedenkens, die weg führen vom statischen Denkmal und die eine aktive Auseinandersetzung der Öffentlichkeit mit der Vergangenheit auslösen, soll vor allem auch die jüngere Generation erreicht werden. Denn die damaligen Menschheitsverbrechen dürfen nicht verdrängt werden“, erläuterte Stadtrat Prof. Semmelroth.

Stefanie Grohs setzt mit ihrer Installation „Mitten unter uns“ das Erinnerungsprojekt nach der Künstlerin Margarete Rabow im letzten Jahr fort. Grohs bringt an zentralen Orten in Frankfurt 1.600 gestreifte und teilweise nummerierte Stoffbinden an Bäumen an, um der Opfer zu gedenken. Somit nimmt sie Bezug auf die Geschehnisse, die sich vor 70 Jahren mitten in der Stadt – oder mit den Worten der Künstlerin – „mitten unter uns“ ereigneten. Denn mitten in unserer Stadt wurden Menschen durch Arbeit und Folter vernichtet. Die Bandagen werden ab dem 21. März durch mehr als 200 helfende Bürgerinnen und Bürger an Bäumen im Gallus, auf der Zeil und am Museumsufer angebracht. Die Stoffbinden werden sieben Monate dort verbleiben, denn genauso lange existierte auch das KZ in den Adlerwerken in Frankfurt am Main. Die Stoffbinden sollen beim Betrachter Assoziationen mit der Häftlingskleidung wecken. Doch während die Häftlingsnummern fiktiv sind, sind andere Bandagen mit Namen realer Personen, die tatsächlich in dem KZ interniert waren, versehen. Dieses Prinzip verdeutlicht den Identitätsverlust, den die Häftlinge während der Inhaftierung im KZ erfuhren. Denn sie wurden zu „Nummern“ degradiert.

Nach der Vorstellung des Konzepts „Mitten unter uns“ durch Stefanie Grohs, wandte Kulturdezernent Prof. Semmelroth sich dankend an Margarete Rabow, die den Auftakt dieser Kunst-Projekt-Reihe im letzten Jahr gemacht hatte. Er freute sich über die große Resonanz, die ihre Interventionen im öffentlichen Raum hatten: Unter dem Titel „Störungen und Irritationen im öffentlichen Raum“ lenkte sie mit einer Reihe von Aktionen den Blick auf die Geschehnisse von vor siebzig Jahren.

Die Stadt Frankfurt hat insgesamt vier Künstlerinnen und Künstler, die sich bereits mit Themen der Erinnerungskultur beschäftigt haben, beauftragt, innovative Wege des Gedenkens zu finden und entsprechende Konzepte zu erarbeiten. Verteilt über einen Zeitraum von vier Jahren sollen sich die Künstler aus unterschiedlichen Perspektiven dem Thema des Gedenkens nähern. Durch ihre jeweils spezifische künstlerische Ausdruckssprache werden unterschiedliche Altersgruppen in der Bevölkerung angesprochen. Die Künstlerkonzepte sind jeweils als eigenständige Einheiten zu betrachten, die einen begrenzten Zeitrahmen haben und durch ein thematisches Dach zusammengefasst sind. In den darauffolgenden zwei Jahren werden die Künstler Naneci Yurdagül und Barak Reiser das Erinnerungsprojekt fortsetzen. Das Kunstprojekt von Naneci Yurdagül „o.T. – katzbach“ wird 2016 starten und durch Texttafeln mit Zitaten überlebender Häftlinge im Stadtbild sichtbar sein. „Schatten und Zeichen“ des Künstlers Barak Reiser im Jahr 2017 wird dann den Abschluss des Gesamtprojekts bilden. Der Künstler bezeichnet seine Arbeiten als eine Art „Schatten der Vergangenheit“.

„Mit den geplanten Kunstaktionen gegen das Vergessen gedenken wir der Opfer, der Toten und der Überlebenden dieses Konzentrationslagers mitten in unserer Stadt“, sagte Kulturdezernent Professor Semmelroth. In den letzten Kriegsmonaten zwischen August 1944 und März 1945 wurde in den Adlerwerken im Gallusviertel ein KZ mit dem Decknamen „Katzbach“ eingerichtet, um den Rüstungsbetrieb aufrechtzuerhalten. Es waren zeitweise mehr als 1.600 Männer inhaftiert. Die Arbeits- und Lebensbedingungen waren unmenschlich. Viele starben während der Arbeit. Vor 70 Jahren, am 24. März 1945, begann der Todesmarsch der verbliebenen Gefangenen zunächst nach Buchenwald, von dort aus nach Dachau. Nur wenige erlebten die Befreiung.

Das historische museum frankfurt ist Kooperationspartner für das Gesamtprojekt. Die Partnerschaft ist kommunikativer und infrastruktureller Art, so werden verschiedene Veranstaltungen im Rahmen des Projekts im historischen museum stattfinden und vermittelt. Auch eine Zusammenarbeit im kuratorischen Bereich wird angestrebt.


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Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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