Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig
PRESSEINFORMATION
11.09.2024
Stadt Frankfurt trauert um ehemaligen Intendanten des Schauspiels Peter Eschberg
Prof. Peter Eschberg war von 1991 bis 2001 künstlerischer Leiter des Schauspiel Frankfurt und erhielt 2002 die Goethe-Plakette. Er starb vergangene Woche im Alter von 87 Jahren. Oberbürgermeister Mike Josef spricht der Familie und Freunden im Namen der Stadt Frankfurt seine Anteilnahme aus: „Peter Eschberg hat während seiner Intendanz am Schauspiel Frankfurt vielen inzwischen renommierten Schauspielern, Regisseuren, Dramatikern und Dramaturgen eine erste Sichtbarkeit verliehen, wofür wir ihm als Stadt Frankfurt sehr dankbar sind. Er wusste, wie er sowohl bürgerliches als auch junges Publikum ins Theater bringen konnte. Sein Bekenntnis zu einem Theater für alle prägt die Frankfurter Bühnen bis heute. Für unvergessene Theaterabende wurde ihm zu seinem 75. Geburtstag die Ehrenmitgliedschaft der Städtischen Bühnen verliehen – eine der ganz seltenen Frankfurter Auszeichnungen.“
Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig ergänzt: „Das Theater von Peter Eschberg war aufregend und fordernd, ruhte sich nie auf scheinbaren Gewissheiten aus. Er stand für ein lebendiges, sich ständig wandelndes Theater. Er hat das Schauspiel Frankfurt intellektuell in das neue Jahrtausend geführt und die größten Dramen der Weltliteratur auf die Bühne geholt, die Klassiker wie die Querulanten – mit Schwerpunkt auf Goethe, Shakespeare und natürlich Thomas Bernhard. Mein Vorgänger Hilmar Hoffmann wusste, warum er Peter Eschberg damals nach Frankfurt holte.“
Bevor Eschberg als Intendant und Regisseur nach Frankfurt kam, konnte der gebürtige Wiener bereits auf eine umfassende Karriere als Schauspieler und Regisseur unter anderem in Wien, München, Köln und 1965 auch schon am Schauspiel Frankfurt sowie auf zehn Jahre Intendanz des Bonner Schauspiels zurückblicken. Mit Uraufführungen von Elfriede Jelinek und Rainald Goetz hatte er jenes zu einem „der ersten Häuser aus der zweiten Reihe“ geholt, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung damals festhielt.
Frankfurts damaliger Kulturdezernent Hilmar Hoffmann holte ihn 1991 für die Sanierung des Schauspiels. Sein Start in Frankfurt beging der damals frisch ernannte Intendant dann auf besondere Weise: Er eröffnete die Saison mit der Inszenierung eines jüdischen Tagebuchs des damaligen Hausautors Lothar Trolle – im Jüdischen Gemeindezentrum, einer neben neun Spielstätten während seiner Eröffnungssaison. Damit setzte er auch ein Zeichen nach den Jahren des Fassbinder-Skandals, der Demonstrationen der Stadtbevölkerung und tatkräftigen Protest bei der Jüdischen Gemeinde hervorrief.
Der derzeitige Intendant und Geschäftsführer der Städtischen Bühnen Frankfurt, Anselm Weber, inszenierte als eines seiner ersten Stücke „Die See“ von Edward Bond unter der Intendanz von Peter Eschberg in Bonn, mit dem jungen Wolfram Koch in der Hauptrolle. Peter Eschberg entdeckte Schauspielgrößen wie Dorothee Hartinger, Christian Nickel und Wolfram Koch und brachte mehr als 170 Premieren zur Aufführung. Auch bei Regisseuren hatte er ein Gespür für Begabung und Qualität, wie etwa bei Amélie Niermeyer, Jens-Daniel Herzog oder gerade auch Kühnel und Schuster. Nicht zuletzt wird seine Inszenierung der „Letzten Tage der Menschheit“ seines Landsmannes Karl Kraus 1995 vielen Frankfurter Theaterbegeisterten noch immer im Gedächtnis sein – und bleiben.
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