08.05.2015 - Kunst am Bau für das Zentrale Werkstatt- und Verwaltungsgebäude

 

Dezernat Verkehr
Dezernat Kultur und Wissenschaft
Dezernat Umwelt und Gesundheit

Der Kulturdezernent
Prof. Dr. Felix Semmelroth

PRESSEINFORMATION
08.05.2015

Kunst am Bau für das Zentrale Werkstatt- und Verwaltungsgebäude:
Winter/Hörbelt schaffen im Treppenhaus einen grafischen Bildteppich mit Frankfurter Stadtszenen

Das neue Zentrale Werkstatt- und Verwaltungsgebäude (ZWuV) für Grünflächenamt sowie Amt für Straßenbau und Erschließung befindet sich zwischen Hauptbahnhof und Gallusviertel in der Adam-Riese-Straße. Rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung werden dort arbeiten, der Umzug ist in vollem Gange.

Die Stadt Frankfurt am Main hatte für dieses Gebäude einen Kunst am Bau-Wettbewerb ausgelobt und Kunstbeiträge gewünscht, die Identifikationsmöglichkeiten bieten und einen Bezug zur Nutzung des Gebäudes und der Architektur von schneider + schumacher herstellen können. Die Idee sollte künstlerisch vertieft werden, ohne mit dem architektonischen Rahmen verwechselt zu werden oder mit ihm in Konkurrenz zu geraten.

Die überzeugendste Antwort lieferten die Künstler Wolfgang Winter und Berthold Hörbelt. Sie werden im Treppenhaus des Gebäudes ein grafisches Kunstwerk schaffen, das charakteristische Szenen aus Frankfurt „auf den zweiten Blick“ in die Wand prägt.

Kulturdezernent Prof. Felix Semmelroth freut sich besonders über die gelungene Wiederbelebung und Neuinterpretation von Kunst am Bau in der Frankfurter Stadtverwaltung: „Wenn nicht nur drei Dezernate, sondern auch drei verschiedene Verwaltungen erfolgreich eine Kooperation erarbeiten, die zu einem so überzeugenden Ergebnis führt, dann ist das doch genau die Form kommunaler Verwaltungskultur, die man sich wünscht. Das Resultat ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie ‚Kunst am Bau‘ in der Stadt Frankfurt ein zeitgemäßes Gesicht bekommen kann.“


Vorbereitung und Durchführung des Wettbewerbs

Unter organisatorischer Federführung des Kulturamtes, Fachbereich Bildende Kunst/Kunst im öffentlichen Raum, bereitete eine Fach-Arbeitsgruppe den Wettbewerb umfangreich vor. Ihr gehörte neben Vertretern der im Haus zukünftig
unterzubringenden Ämter unter anderem der Architekt Michael Schumacher an, waren doch auch Fragen der technischen Abhängigkeiten zwischen Kunstbeitrag und Architektur vorab zu klären und im Auslobungstext festzuschreiben.

Für das Projekt wurden drei Standorte am bzw. im Gebäude ausgewählt, die geeignet erschienen: der Bereich des Haupteingangs, das zentrale Treppenhaus sowie die Dachterrasse. Es wurde den Wettbewerbsteilnehmern freigestellt, für nur einen Standort ein gestalterisches Konzept zu entwerfen oder auch für mehrere.

Die Art des Kunstwerks wurde ebenso offen gelassen wie die Frage der Zahl der einzelnen Objekte des Kunstwerks. Zwingend zu berücksichtigen waren andererseits die spezifischen Nutzungen und die Gebäudestatik, welche ausführlich in den Wettbewerbsunterlagen beschrieben wurden.

„Kunst braucht Freiheit und einen Raum, beides haben wir hier geschaffen“, sagte Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. „Mit unseren öffentlichen Gebäuden möchten wir zeigen, dass grünes Bauen längst weit mehr bedeutet als Perfektion im
Klimaschutz.“ Neben einem angenehmen und gesunden Arbeitsumfeld, einer guten Erreichbarkeit mit Bussen, Bahnen und dem Rad und einer ökologischen Bepflanzung spiele für die angestrebte Gold-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) auch die Kunst am Bau eine Rolle, so die Umweltdezernentin: „Green Buildings sind die zeitgemäße Baukultur und nicht deren Ende, wie manche Kulturpessimisten suggerieren.“

Zuletzt wurden von der Arbeitsgruppe fünf Künstlerinnen und Künstler bzw. Künstlergemeinschaften für den Wettbewerb ausgewählt, von denen vier einen Wettbewerbsbeitrag einreichten:

  • Markus Schmitz/Atelier Goldstein
  • Mai Braun
  • Özlem Günyol & Mustafa Kunt
  • Wolfgang Winter & Berthold Hörbelt

 

Es war dann Aufgabe einer siebenstimmigen Fachjury, unter den eingereichten Entwürfen einen Wettbewerbssieger zu ermitteln. Der Jury gehörten an:

  • Till Schneider (Architekten schneider + schumacher, Frankfurt am Main)
  • Franziska Nori (Leiterin und Chefkuratorin Frankfurter Kunstverein)
  • Philippe Pirotte (Rektor Städelschule, Frankfurt am Main)
  • Manfred Stumpf (Bildender Künstler, Frankfurt am Main/Romrod)
  • Julia Voss (Kulturjournalistin, Frankfurt am Main)
  • Stadtrat Stefan Majer/Amtsleiterin Gabriele Dehmer (Amt für Straßenbau und Erschließung)
  • Amtsleiter Stefan Heldmann (Grünflächenamt)

 

Der Wettbewerb lobte finanziell ein Teilnahmehonorar von 3.000 € aus, das Preisgeld beträgt 30.000 € inklusive des Teilnahmehonorars. Die Höchstgrenze für die Umsetzungskosten wurde auf maximal 90.000 € festgelegt.


Der siegreiche Entwurf „Druckstock“ von Winter/Hörbelt

Vier Aspekte waren ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury: Nachhaltigkeit, Mitsprache, das künstlerische Schaffen vor Ort und der handwerkliche Bezug.

„Bemerkenswert sind hieran die Parallelen zur täglichen Arbeit der beiden Ämter“, hebt Verkehrsdezernent Stefan Majer hervor: „Im öffentlichen Raum unserer Stadt werden mit großem handwerklichen Aufwand und Geschick Straßen, Grünanlagen, Plätze und Parks gestaltet und gepflegt. Dies muss in der Green City Frankfurt in vielerlei Hinsicht nicht nur nachhaltig geschehen, sondern auch die Menschen vor Ort so gut wie möglich einbeziehen. Der Siegerentwurf reflektiert diese tägliche Arbeit an den öffentlichen Räumen unserer Stadt in vorbildlicher Weise in der täglichen Arbeitsumgebung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Im Treppenhaus wollen Winter/Hörbelt auf der massiven, hohen Wand eine Art grafischen Bildteppich schaffen, in dem sie „Wegnehmen statt Hinzufügen“. Mit der handwerklichen Technik des Stockens wird – mit dem Stockhammer – die Betonwand oberflächlich aufgemeißelt. Unter dem dünnen weißen Putz kommt wieder die raue graue Betonwand zum Vorschein. Es entstehen zwei in Farbe und Struktur unterschiedliche Oberflächen, die eine grau-weiße Bildkomposition ergeben.

Durch das handwerkliche Arbeiten verweisen sie nicht nur auf die Arbeit der verschiedenen Werkstätten in dem Gebäude, sondern auf ein wichtiges Merkmal der im Hause ansässigen Ämter: Der Entwurf gibt ein Statement für Nachhaltigkeit ab. Mit wenig wird viel erreicht, durch Wegnahme wird etwas hinzugefügt – nämlich eine Aussage durch Kunst. Diese Kunst denkt Themen der Zukunft mit.

Die Bildkomposition soll sich aus oft nur unbewusst wahrgenommenen Einzelmotiven des Alltags in den öffentlichen Räumen der Stadt zusammensetzen. Fotografische Motive, die am Computer aufgearbeitet werden und die für Frankfurt am Main typisch sind, aber gerade nicht z. B. touristische Attraktionen wiedergeben, sollen hier Eingang finden. Bei dem Auswahlprozess der Motive sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Ämter eingebunden werden und ein Mitspracherecht erhalten.

Winter/Hörbelt beschreiben es so: „Der städtische öffentliche Raum ist das primäre Aufgabenfeld der im neuen Gebäude ansässigen Institutionen. Er ist kein Abstraktum, sondern eröffnet ein aus vielen Details zusammengesetztes Bild. Mit unserem Entwurf möchten wir den Wert und die Bedeutung solcher meist unterbewusst wahrgenommenen ‚Einzelheiten‘ hervorheben und diese fragmentarisch und auf künstlerische Weise ins Bild setzen.“

Durch die Realisierung vor Ort können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Entstehung „ihres“ Kunstwerkes miterleben. Der Arbeitsprozess teilt sich in zwei Phasen: Während der Bürozeiten wird auf die Wand gezeichnet, nach Büroschluss findet die – mit Lärm und Schmutz verbundene – Werkarbeit statt.

Die Realisierungskosten liegen mit geschätzen Kosten von 58.850 € deutlich unter dem maximal veranschlagten Budget.


Wer sind Winter/Hörbelt?

Die deutschen Bildhauer Wolfgang Winter (geboren 1960) und Berthold Hörbelt (geboren 1958) kooperieren seit 1992 zusammen unter dem Namen Winter/Hörbelt.

Für ihre Skulpturen und Installationen im öffentlichen Raum sind sie international bekannt. Ihren ersten großen internationalen Erfolg hatten sie bei den Skulpturprojekten in Münster 1997, wo sie Getränkekisten zu Informationspavillons stapelten und den Grenzbereich zwischen Skulptur und Architektur ausloteten. Ihre Projekte sind stets ortsspezifische, individuelle Entwürfe.

Dieses Kunstwerk wird ihr erstes größeres im öffentlichen Raum Frankfurts realisiertes Projekt.

Anlage: Beschreibung des Werkes von Winter/Hörbelt
Hinweis: Reprofähiges Bildmaterial können Sie unter http://we.tl/eybypumNzX herunterladen, als Bildquelle ist „Winter/Hörbelt“ anzugeben.

 
Dezernat Kultur und Wissenschaft
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Antje Runge
Hausanschrift: Brückenstraße 3-7, 60594 Frankfurt am Main
Telefon: 069 – 212 400 23; Fax: 069 – 212 97 400 23
E-Mail: antje.runge@stadt-frankfurt.de

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