08.05.2013 - „Ein leuchtendes Beispiel echter Menschenliebe“

 

Der Kulturdezernent
Prof. Dr. Felix Semmelroth

PRESSEINFORMATION
08.05.2013

„Ein leuchtendes Beispiel echter Menschenliebe“
Gedenktafel zu Ehren der ehemaligen britischen Konsuln Smallbones und Dowden im Westend enthüllt

Frankfurt in den dreißiger Jahren. Der britische Generalkonsul Robert Townsend Smallbones und sein Stellvertreter Konsul Arthur Dowden gewährten unzähligen von der Nazi-Diktatur verfolgten Juden Zuflucht im britischen Konsulat und halfen ihnen, nach England oder in andere Länder zu fliehen. Insbesondere in den Tagen nach dem Novemberpogrom 1938 unternahmen die beiden Diplomaten außerordentliche Anstrengungen, um für die Verfolgten so viele Einreisevisa für Großbritannien wie möglich auszustellen. Sie gingen dabei weit über das hinaus, was ihr diplomatisches Amt von ihnen verlangte und offiziell erlaubt war. Mehrere tausend – einigen Quellen zufolge sogar bis zu 48 000 Juden – konnten Deutschland dank ihrer Hilfe verlassen und sich so in Sicherheit bringen.

Heute enthüllten in der Guiollettstraße 62, wo sich bis 1939 das Britische Generalkonsulat befand, der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann, der britische Botschafter Simon Macdonald und Rabbi Jonathan Wittenberg aus England eine bronzene Gedenktafel, die an diese mutigen Taten erinnert.

In Anwesenheit von Nachkommen der beiden Konsuln und Nachkommen der damals Geretteten würdigte Feldmann den selbstlosen Einsatz der beiden Männer und ihrer Familien: „Robert Townsend Smallbones und Arthur Dowden sahen hin und mischten sich ein. Sie stellten Menschlichkeit über Bürokratie und haben damit Unzähligen das Leben gerettet. Es ist mir eine Ehre und eine Freude, die Gedenktafel für Robert T. Smallbones und Arthur Dowden der Frankfurter Öffentlichkeit zu übergeben.“

Der deutsch-englische Text der 80 mal 80 Zentimeter großen Bronzetafel, die die Stadt gestiftet hat, enthält neben der Schilderung der Taten Smallbones‘ und Dowdens auch eine Würdigung von Rabbi Dr. Georg Salzberger. Er war Rabbiner der Frankfurter Westendsynagoge, deren Räumlichkeiten in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstört wurde. Salzberger war im KZ Dachau inhaftiert, bis er durch Smallbones‘ Bemühungen freigelassen wurde und sich mit seiner Familie im April 1939 nach England retten konnte. Die Aufschrift lautet: „Was diese Männer viele Monate lang Tag für Tag an Zuspruch, Rat und Hilfe den armen Menschen gegeben haben, die das Wartezimmer füllten, ist ein leuchtendes Beispiel echter Menschenliebe.“ Rabbi Jonathan Wittenberg ist der Enkelsohn von Rabbiner Dr. Georg Salzberger.

Die Geschichte der Lebensretter Smallbones und Dowden wurde bereits 2012 in Frankfurt in der Ausstellung „Gegen den Strom“ des Museums Judengasse dokumentiert, die sich mit dem Widerstand gegen das Nazi-Regime beschäftigte. Smallbones ermöglichte 1936 unter anderem den Eltern von John D. Goldsmith, heute Vizepräsident des Stiftungsrats des Anne Frank Fonds Basel, die Ausreise nach England. Sie waren enteignet worden. Am 8. Mai vor einem Jahr bei der Eröffnung der Ausstellung wünschte sich der Zeitzeuge Goldsmith, dass in Frankfurt künftig eine Gedenktafel an den widerständigen Briten Smallbones und seinen Vize erinnern sollte, heute genau ein Jahr später ist sein Wunsch in Erfüllung gegangen.

„Ohne Menschen wie Robert T. Smallbones und Arthur Dowden wären zahllose Juden in den sicheren Tod gegangen. Ihr Handeln war ein Lichtpunkt in allerdunkelster Zeit, für die Heutigen gibt ihr Rettungswiderstand eine Orientierung, was Mut und Menschlichkeit unter widrigsten Umständen bewirken können“, so Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth.


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