06.04.2017 - Brunnen der Stadt sprudeln wieder

 

Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig

PRESSEMITTEILUNG
06.04.2017

Brunnen der Stadt sprudeln wieder
Frankfurter Brunnensaison startet mit dem Marshall-Brunnen


Von Ostern bis Oktober: Heute ist die Frankfurter Brunnensaison offiziell gestartet. Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig gab mit dem Marshall-Brunnen in der Taunusanlage das Wasser frei. Bis Ende nächster Woche werden auch die anderen Brunnen im Stadtgebiet wieder laufen. In ganz Frankfurt gibt es 150 Brunnen, davon werden 110 durch das Kulturamt betreut, die anderen 40 sind in der Obhut des Grünflächenamtes.

Der Marshall-Brunnen wurde 1963 in der Taunusanlage in der Achse zum Opernplatz errichtet. 1970 verschwand er – die Anlage wurde zum Lagerplatz für das Material zum U-Bahnbau gebraucht. Seit Mai 1984 plätschert sein Wasser wieder, 2016 wurde er im Rahmen des Brunnenprogramms der Stadt Frankfurt grundlegend saniert.

Geschaffen hat den Brunnen der Münchner Künstler Toni Stadler - er unterrichtete mehrere Jahre an der Städelschule Bildhauerei - gewidmet ist er dem früheren amerikanischen Außenminister George C. Marshall. Die Bronzefiguren wurden in München in der Werkstatt von Hans Mayr gegossen. Bei der Übertragung der Gipsmodelle assistierte der junge Bildhauer Slago Oblak.

Beschreibung: Der Marshall-Brunnen besteht aus Bronze und Muschelkalk und liegt in einer Vertiefung, zu der Stufen hinabführen. In dem runden Wasserbecken sind rund um die sprudelnde Quelle drei liegende weibliche Bronzefiguren angeordnet. Sie stellen die Grazien Aglaia, Hegemone und Euphrosine aus der griechischen Mythologie dar. Johann Wolfgang von Goethe lässt sie in seinem Zweiten Teil von „Faust“ in der Kaiserpfalz-Szene folgende Worte sprechen: "Aglaia: Anmut bringen wir ins Leben; Leget Anmut in das Geben. Hegemone: Leget Anmut ins Empfangen, Lieblich ist's den Wunsch erlangen. Euphrosine: Und in stiller Tage Schranken Höchst anmutig sei das Danken." Dieser Dialog ist auf einer Steinplatte am Brunnen zu lesen. Die zweite Inschrift ist eine Widmung an George C. Marshall: „Dank und bleibendes Gedächtnis George C. Mashall der als Außenminister der USA das europäische Wiederaufbauprogramm der amerikanischen Regierung bekanntgab. Der daraus entstandene Marshall-Plan der Jahre 1948-52 hat unser Land, das vernichtet war, wieder um Leben geführt. Frankfurt im Oktober 1963.“

Geschichte: Die Industrie- und Handelskammer Frankfurt regte kurz nach dem Tod von George C. Marshall 1959, an, in Frankfurt eine Marshallgedenkstätte zu errichten und gab den Brunnen in Auftrag. Die Stadt stellte gegenüber der Opernhausruine im Anlagenring für das geplante Denkmal einen Platz zur Verfügung, Frankfurter Firmen spendeten innerhalb kürzester Zeit über 100.000 DM. Es sollte ein Denkmal errichtet werden, das in einfacher, eindringlicher und verstehbarer Form dem Gefühl der Dankbarkeit für die nach dem Krieg 1939 bis 1945 gewährte Hilfe Ausdruck verleiht und die Erinnerung an die Person von George C. Marshall und seine humanitäre Tat wachhält. Anfang Februar 1962 erhielt der Bildhauer Toni Stadler durch einen Wettbewerb den Zuschlag. Stadler hat in dem Brunnen die drei Grazien dargestellt, wie sie im Zweiten Teil von Goethes „Faust“ erscheinen. Sie symbolisieren Geben, Nehmen und Danken. Damit erinnern sie an den Marshallplan und dessen Idee, Hunger, Armut, Verzweiflung und Chaos in Deutschland zu bannen. Dieser Plan ist gleichermaßen der Ausgangspunkt der künstlerischen Konzeption Stadlers. Der Brunnen erinnert an das, was war, und das was ist. Die feierliche Enthüllung fand am 27. Oktober 1963 in Beisein der Frau des verstorbenen Außenministers Marshall statt und war ein politisches und festliches Ereignis, wie Frankfurt es seit dem Ende des vergangenen Krieges nicht gesehen hatte. Kein anderes nach 1945 in Frankfurt öffentlich aufgestelltes Kunstwerk hat ein so großes Echo hervorgerufen wie dieses. In Scharen strömten die Frankfurter zum Brunnen, schimpften und diskutierten über die drei Grazien im Wasser. Die Gemüter beruhigten sich, heute gilt der Brunnen als „klassisches“ Kunstwerk der Moderne.
 

Dezernat Kultur und Wissenschaft
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Jana Kremin
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