05.07.2012 - Qualität statt Quantität

 

Der Kulturdezernent
Prof. Dr. Felix Semmelroth

PRESSEINFORMATION
05.07.2012

Qualität statt Quantität
Kulturdezernent Professor Semmelroth zieht Bilanz vor der Sommerpause

„Ungeachtet der schwierigen Haushaltslage hat sich Frankfurt auch im vergangenen Jahr als Kulturstadt weiter profiliert. Mit einem vielseitigen und anspruchsvollen Programm konnte Frankfurt sein hohes Niveau sichern“, zog Kulturdezernent Felix Semmelroth Bilanz der ersten Jahreshälfte.

Museumsufer Frankfurt, Villa Metzler, Museum für Angewandte Kunst, © Sebastian Schramm

„Dabei war es ein harter Schlag, die Erweiterung des Weltkulturen-Museums verschieben zu müssen – insbesondere, weil wir einen hervorragenden Entwurf hatten und die großartige Sammlung dringend adäquate Präsentationsräume benötigt“, gab der Stadtrat zu bedenken. „Wenn aber alle sparen müssen, muss auch die Kultur einen Beitrag leisten.“

Dies gehe allerdings nicht ohne Augenmaß. „Der hohe, über viele Jahre erarbeitete Rang der Frankfurter Kultureinrichtungen darf nicht durch mutwillige finanzielle Einschnitte gefährdet werden. Die internationalen Erfolge von Städel, MMK Museum für Moderne Kunst, Schirn, Filmmuseum, Alte Oper, Oper und Schauspiel kommen nicht von ungefähr und tragen Beträchtliches zum guten Image Frankfurts als Kulturstadt bei“, so Semmelroth weiter.

Dass diese Institutionen keineswegs nur Minderheiten anziehen, zeigen eindrucksvoll die Besucherzahlen: Die Frankfurter Museen werden regelmäßig von über zwei Millionen Menschen besucht, die Alte Oper, Schauspiel und Oper kommen auf 400.000 Zuschauer im Jahr. „Damit stehen diese Einrichtungen im Zentrum der Gesellschaft und sind aus diesem nicht mehr wegzudenken“, betonte Semmelroth. „Sie sind Eckpfeiler von Frankfurts Ansehen und Selbstverständnis als Metropole, obgleich ihr Unterhalt eine sogenannte freiwillige Leistung der Kommune ist.“


Steigende Besucherzahlen am neuen Museumsufer

Beste Beispiel dafür ist das Museumsufer: Dank verschiedenster Umbau-, Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen hat es seine große Attraktivität erhalten und weiter ausbauen können. Das kernsanierte Filmmuseum mit neuer Dauerausstellung hat innerhalb der ersten dreieinhalb Monate bereits 100.000 Besucher in seine neugestalteten Räume gezogen. Das von Grund auf renovierte Städel mit seinem beeindruckenden Erweiterungsbau konnte in der ersten Jahreshälfte seine Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdreifachen.

Ausstellungen wie „Edvard Munch“ in der Schirn und - seit kurzem - „Jeffs Koons“ in der Schirn Kunsthalle und im Liebieghaus werden der Frankfurter Kunsthalle mit Sicherheit eines der publikumsstärksten Jahre bescheren, ist der Stadtrat überzeugt. Munch hatte mit 213.000 Besuchern den bisherigen Besucherrekord der Schirn von 189.000 für eine Einzelausstellung eingestellt. „Das überwältigende Interesse an Sonderausstellungen ist nach wie vor ungebrochen. Dem muss eine Stadt wie Frankfurt Rechnung tragen und die entsprechende Infrastruktur bereitstellen“, so Semmelroth.

Dabei hilft auch der Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der zum Beispiel mit seiner Initiative „Ray – Fotografieprojekte“ die Ausstellung „Making History und Partnerprojekte“ ermöglichte, bei der sich neun Partner in der Region zusammengeschlossen haben. Die Hauptausstellung ist in Frankfurt im Kunstverein, im MMK und MMK Zollamt sowie im öffentlichen Raum zu sehen.

Sicher ist sich Stadtrat Semmelroth auch beim Historischen Museum: „Auch die gerade frisch eröffneten Altbauten des Historischen Museums werden mit ihrer neu ausgerichteten Dauerausstellung Besucher und aufgrund ihrer Lage am Römer insbesondere Touristen anziehen, zumal wenn es im Spätsommer mit den „Frankfurter Sammlern und Stiftern“ noch mehr zu sehen gibt. Andere Museumsprojekte wie die Erweiterung des Jüdischen Museums - hier laufen die Vorbereitungen für einen Realisierungswettbewerb - und die des Goethe-Museums um ein Romantikmuseum – dort gibt es bereits ein detailliertes inhaltliches Konzept - sind Beispiele dafür, dass Neukonzeptionen erforderlich sind, um die Qualität der Institutionen zu erhalten und zu steigern.“

Im Falle des weit über Frankfurt hinaus beachteten Jüdischen Museums habe es seit seiner Eröffnung 1988 keine weiteren räumlichen Möglichkeiten für eine inhaltliche Veränderung. Das Goethe-Museum verfüge über eine einzigartige Romantiksammlung, für die sich nach dem Auszug des Börsenvereins aus dem Nachbarhaus, die ideale Gelegenheit ergebe, sie einer breiten Öffentlichkeit in angemessenen Räumlichkeiten zu präsentieren. Zumal sich Bund und Land an den Kosten für die Erweiterung beteiligen. „Diese großartige Chance für Frankfurt kann man nicht vorüberziehen lassen“, erklärt Semmelroth.

Neu ausrichten werde sich auch das Museum für Angewandte Kunst unter seinem neuen Leiter Matthias Wagner K. Nach Abschluss der Sanierungs- und Renovierungsarbeiten ist ein großer Relaunch des Hauses für 2013 geplant.


Bewegung bei Alter Oper, Bühnen und in der freien Theaterszene

Auch die Alte Oper positioniert sich unter der neuen Intendanz und Geschäftsführung von Stephan Pauly neu. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf einem speziellen Kinder- und Jugendprogramm, das vom Baby- bis Jugendalter Begegnungen und Auseinandersetzung mit klassischen und zeitgenössischen Werken ermöglicht. „Kultur ist ohne Bildung nicht möglich und umgekehrt Bildung ohne Kultur nicht denkbar. Daher können ästhetische Erfahrungen und eine Schulung der sinnlichen Wahrnehmung nicht früh genug beginnen“, begrüßt Semmelroth die zusätzlichen Angebote in der Alten Oper.

Ab 6. September feiert der Mousonturm unter der Intendanz von Niels Ewerbeck seine Wiedereröffnung im räumlich und programmatisch neu aufgestellten Künstlerhaus. Zuschauer und Künstler erwartet in dem als städtische Gesellschaft geführten Haus ein größerer optimierter Theatersaal und ein umgestalteter Foyer- und Restaurantbereich sowie neue inhaltliche Akzente. Im Mai 2013 seine Pforten schließen muss eines der hinsichtlich der Theaterbetriebskosten am besten geförderten Privattheater der Stadt, das traditionsreiche Volkstheater. Gründe dafür sind eine fehlender Nachfolge und die schlechter gewordene Finanzsituation.

Einen ungebrochenen Aufwärtstrend verzeichnen die Städtischen Bühnen bei Einnahmen und Besucherresonanz. Die Oper hat eine Auslastung von über 85 Prozent und entsprechend gestiegene Einnahmen. Am Schauspiel sind die Publikumszahlen unter der Intendanz von Oliver Reese um 40 Prozent und die Einnahmen um 70 Prozent gestiegen.

In der freien Theaterszene hat ein vom Kulturdezernenten in Auftrag gegebener und von vier externen Gutachtern verfasster Bericht einer Perspektivkommission für Aufsehen gesorgt. Ziel war es, einen Blick von außen auf den ästhetischen Status der Frankfurter Szene werfen zu lassen. Die Ergebnisse wurden vorgestellt und sollen am 13. August mit allen beteiligten Theatern sowie auf der Ebene des Kulturausschusses erörtert werden. „Welche Schlussfolgerungen zu ziehen sind, wird sich am Ende der Diskussion zeigen“, so Kulturdezernent Prof. Semmelroth. „Momentan befinden wir uns noch am Anfang einer inhaltlichen Auseinandersetzung.“


Qualitative Weiterentwicklung des Zoos


Bereits in vollem Gange hingegen ist die Neugestaltung der Eingangssituation im Zoo und der Bau der Bärenanlage. Beides soll Ende August abgeschlossen sein. Auch die Planung für die Pinguinanlage geht voran. Die kälteliebenden Vögel brauchen spezielle Bedingungen, um sich wohl zu fühlen. Daher liegt ein besonderes Augenmerk auf der Klima- und Wassertechnik, die für ihr neues Zuhause entsprechend ausgetüftelt sein muss. Baubeginn wird hier voraussichtlich Frühjahr 2013 sein. Auch die aus hygienischen Gründen unverzichtbare Quarantänestation steht kurz vor der baulichen Umsetzung. „Die Erhaltung der Substanz durch das 30 Millionen-Investitionsprogramm sowie die qualitative Weiterentwicklung des Zoos zu einem Naturschutzzoo muss auch angesichts einer schwierigen Haushaltslage sichergestellt werden“, so Semmelroth.
 

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