02.12.2021 - Das Kino für Alle: Das Kulturdezernat gratuliert dem Kino des DFF zum 50sten Jubiläum und blickt auf ein halbes Jahrhundert fruchtbarer Förderung der Filmkultur

 

Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig

PRESSEINFORMATION
25.11.2021
 

Das Kino für Alle: Das Kulturdezernat gratuliert dem Kino des DFF zum 50sten Jubiläum und blickt auf ein halbes Jahrhundert fruchtbarer Förderung der Filmkultur

Den stoischen Komiker Buster Keaton sah das Frankfurter Publikum vor 50 Jahren als erstes auf der Leinwand des neu gegründeten Kommunalen Kinos. Am 3. Dezember 1971 eröffnete die Stummfilmreihe das Programm – sofort mit großem Erfolg. Es war das erste Filmtheater in Deutschland, das als städtisch vollsubventioniertes Kino mit ständigem Programm den politischen Anspruch des damaligen Frankfurter Kulturdezernenten, Hilmar Hoffmann, erfüllte, Film den anderen Künsten gleichzustellen.

“>Es ist kaum einzusehen, warum das deutsche Theater […] subventioniert wird, warum Konzerte, Museen, Bibliotheken und Volkshochschulen, nicht jedoch dem Massenmedium Film eine bildungs- und gesellschaftspolitische Aufgabe zukommt.<. 1971 im Rückblick auf ein Jahr der Kulturarbeit in Frankfurt waren dies die Worte des weitsichtigen Hilmar Hoffman. Den Film aus seinen wirtschaftlichen Zwängen zu lösen und einen bezahlbaren Ort für die Diskussion künstlerischer und gesellschaftspolitischer Filme für alle Bürgerschichten zu schaffen, das war seine Grundidee zur Gründung des Kommunalen Kinos. Denn, so der fachkundige Filmliebhaber: >Das Ziel ist die intensive Beschäftigung mit dem Medium Film als Kunstform und als Vehikel gesellschaftlicher Phänomene. Das Kommunale Kino soll eine breite Filmkenntnis vermitteln und ein Filmbewusstsein bilden.<“, erklärt die Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig.

Die Gründung des Kommunalen Kinos war nicht nur eine kulturpolitische Pioniertat, es war auch eine Initialzündung für die Förderung und Pflege der Filmkunst in ganz Deutschland: Schon wenige Jahre später gab es deutschlandweit 150 kommunal geförderte Lichtspieltheater, deren Existenz Karrieren wie die von Wim Wenders, Volker Schlöndorff und Rainer Werner Fassbinder beförderte und anspruchsvollen deutschen ebenso wie internationalen Filmen ein Forum gab.

Das gefiel nicht allen: Noch vor der Eröffnung, bereits im Mai 1971, klagten fünf kommerzielle Frankfurter Kinobetreiber wegen Wettbewerbsverzerrung. Doch die Klage wurde abgewiesen und ging als „Frankfurter Urteil“ in die Geschichte der Kommunalen Kinos ein.

1972 zog das Kommunale Kino vom Theater am Turm, wo es zunächst nur dreimal die Woche spielen durfte, ins Historische Museum am Römer und nahm seinen regulären Spielbetrieb unter der Devise „Andere Filme anders zeigen“ auf. 1984 zog das von den Frankfurter:innen liebevoll genannte KoKi auf Initiative von Hilmar Hoffmann in das neu gegründete Deutsche Filmmuseum am Schaumainkai, wo beide Institutionen zusammen mit dem Deutschen Filminstitut ein neues Zentrum der Filmkultur am Main bildeten. Als einzige Kinemathek in Deutschland bot das Haus nun die Möglichkeit, Ausstellungs- und Kinobesuch zu vereinen.

Die größte Krise in seiner Geschichte überstand das Kino in den Jahren 1993 und 1994: Der Magistrat hatte im Zuge seines Sparkurses beschlossen, das Kommunale Kino zu schließen. Mehr als 200 Protestschreiben aus aller Welt gingen ein. Die Entscheidung wurde revidiert, aber der Schließungsbeschluss offiziell nie zurückgenommen. In der Folge verlor das Kommunale Kino seine Eigenständigkeit: Zunächst als Abteilung des Deutschen Filmmuseums geführt, ist es nun zentraler Kern der 2006 mit dem Deutschen Filminstitut fusionierten Institution, die seit 2019 als DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V. firmiert.

Beim Umbau des Hauses zwischen 2009 und 2011 wurde das Kino komplett renoviert und zusätzlich zur analoger mit neuester digitaler Vorführtechnik (2K-Digitalprojektion und 3D) ausgestattet. Der neue Saal an gleicher Stelle im Untergeschoss der Gründerzeitvilla erstrahlt nun in Rot und bietet Platz für 131 Besucher:innen.

Mit der Wiedereröffnung schärfte das Kino ein weiteres Mal sein Profil. Neben altbewährten Formaten wie „Klassiker & Raritäten“ und „Was tut sich – im deutschen Film?“ wurden neue Angebote wie die Reihe „Lecture und Film“, das „Late Night Kultkino“ und ein wöchentlicher Programmplatz für „Specials“ eingeführt. Der von jungen Leuten organisierte Filmclub Treppe 41 lädt zum Austausch ein, alle Frankfurter:innen sind eingeladen dort Ihre Lieblingsfilme vorzustellen. Verschiedene Filmfestivals strukturieren ferner das Jahresprogramm. Das Kino ist darüber hinaus durch zahlreiche Kooperationspartner, Institutionen, Museen und kulturelle Organisationen eingebunden in das Kulturleben der Stadt Frankfurt. Darüber hinaus ist das DFF Mitglied in verschiedenen nationalen und internationalen Verbänden.

Dr. Ina Hartwig: „Ich bedauere zutiefst, dass wir aufgrund der aktuellen Situation auf eine Jubiläumsfeier verzichten müssen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Der Rückblick auf die bisherige Kinogeschichte zeigt, dass das Kino, die Stadt und ihr Publikum den Widerständen trotzt. So werden wir auch jetzt gemeinsam durch die Pandemie kommen und baldmöglichst die große Feier nachholen. Doch jetzt schon gratuliere ich dem Kino im DFF zu seinem 50sten Jubiläum und danke für die unermüdliche Arbeit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, stellvertretend für Alle seien die Mitarbeitenden der Kinoabteilung erwähnt: Natascha Gikas, die sich seit bald einem Jahrzehnt als Leiterin des Kinos für filmkulturelle Vielfalt einsetzt und seit 1991 für das Haus tätig ist; Winfried Günther, der vom ersten Gründungstag an dabei war und heute trotz seines Ruhestands weiterhin an der Gestaltung des Programms mitwirkt; Andreas Beilharz, der zusammen mit seinen jungen Kollegen filmkuratorisch immer wieder neue Wege geht, und nicht zuletzt den Filmvorführer/innen, die über unser Kinovergnügen im Vorführraum wachen. Ihnen ebenso wie allen anderen Mitarbeitern des Hauses, externen Kooperationspartnern, die mit Ihren Inhalten das Programm bereichern, und dem Publikum gratuliere ich herzlich zu Ihrem Kino erneut mit den Worten des unvergesslichen Hilmar Hofmanns: >Lebendig wird der Film erst, wenn seine Bilder mit ihrem jeweiligen Publikum an einem konkreten Ort zusammentreffen. Film ist eben keine abstrakte Sache, sondern ein Medium im dialektischem Prozess zwischen Autoren, Vermittlern und Publikum.<“

Das Kino des DFF nimmt den 50. Jahrestag seiner Gründung zum Anlass, mit seinen Besucher:innen auf eine bewegte Geschichte mit heftigen politischen und kulturellen Auseinandersetzungen zurückzublicken, und sich einmal selbst zu feiern: Den gesamten Dezember über mit einem Filmprogramm, das Filme, die auch im Dezember 1971 liefen, wieder aufführt. Es gilt die 2G-Regelung für Personen ab 18 Jahren. Der Zugang zum Kino des DFF ist rollstuhlgerecht.


Dezernat Kultur und Wissenschaft
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Jana Kremin
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