Konzept

Unter dem Motto „Der entgrenzte Text“ widmet sich literaTurm in diesem Jahr der Transformation von Literatur in andere Künste. Damit reagiert das Festival auf eine Tendenz zur ästhetischen Entgrenzung, die auch in Prosa und Lyrik virulent ist. Was aber bedeuten Entgrenzungen für eine Kunstform, deren Material die Sprache ist? Ein Verlust an Form und zugleich ein Gewinn an Formen. „Die Idee der entgrenzten Literatur vergrößert den Raum, innerhalb dessen Sprache noch Literatur sein kann“, so Monika Rinck. Dieser Raum rund um den Nukleus Text ist heute, auch auf Grund der digitalen Medien, so weit wie nie zuvor. Er umfasst die Adaption von Romanen in Film, Tanz, Hörspiel und Theater ebenso wie hybride Formen des Ineinander von sprachlichen, akustischen und visuellen Künsten. Sie setzen fort, was die Konkrete Poesie in den Sechzigerjahren begonnen hat. Wir fragen nach den zeitgenössischen Erben dieser wichtigen Spielart ästhetischer Entgrenzung. Im Zentrum des Festivals stehen jedoch künstlerische Projekte, die literarische Texte aus dem Buch lösen und in andere Genres transformieren. Auch die dazu gegenläufige Bewegung bildet einen Aspekt des Programms: Wie bildende Kunst und Musik in den zeitgenössischen Roman einfließen, spielt ebenso eine Rolle wie die Adaption filmischer oder klanglicher Verfahren im Erzählmodus. Nicht zuletzt auch die Grenzen der Entgrenzung werden diskutiert.

Für eine Form der Entgrenzung, die von tagespolitischer Aktualität ist, steht die internationale Literatur. Zu Gast sind Autoren aus der Frankfurter Partnerstadt Birmingham und den diesjährigen Buchmessen-Gastländern Flandern und Niederlande sowie die Schriftsteller Kader Abdolah aus dem Iran und Héctor Abad aus Kolumbien, die die Erfahrung des Exils teilen. Neben dem themenzentrierten Teil des Programm finden aber auch wieder die für literaTurm so prägenden Lesungen aus wichtigen Neuerscheinungen des Frühjahrs in den Türmen Frankfurts statt.

Dr. Sonja Vandenrath
Programmleitung literaTurm