Freitag, 23. Mai

18 Uhr
Zeit im Film: Eine lange Nacht
Ort: Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41
Eintritt: 7 / 5 Euro, 12 / 8 Euro (Kombiticket für zwei Veranstaltungen) Kartenvorverkauf nur beim Deutschen Filmmuseum, Reservierungen unter (069) 961 220 220

Ähnlich wie in der Literatur ist die Zeit im Film ein wichtiges Strukturprinzip. Das Filmprogramm zeigt verschiedene Aspekte zum Thema Zeit, sowohl inhaltlich als auch formal. Mit der eigenen persönlichen Wahrnehmung und dem Um­gang mit Zeit sowie mit der Entschleunigung beschäftigt sich auf witzige, ironische Weise „Time’s up“. Eine Zeitreise über ein Jahr in nordischer Landschaft verdichtet „A Year Along the Abandoned Road“, während der Science­Fiction Fotofilm „La Jetée“ eine apokalyptische Zeitreise in Vergangenheit und Zukunft unternimmt. „Nie solo sein“ lässt die Zeit in die umgekehrte Richtung laufen, während „Raumzeithund“ in Anspielung auf die Frühzeit der Filmgeschichte die Zeit zer­dehnt. Eher meditativ wird die erlebte Zeit in „Nô“ wahrge­nommen wird, wohingegen das poetische Filmessay „The End of Time“ verschiedene Wahrnehmungen und Vorstellungen von Zeit und jenseits der Zeit vereinigt. Schließlich zeigt der Kultfilm „Lola rennt“ dreimal die gleiche Situation innerhalb einer Zeitspanne von 20 Minuten mit jeweils ganz unter­schiedlichem Ausgang. 14.30 Uhr / Sonntag 15.00 UhrKinderkino MomoIT / DE 1985. R: Johannes Schaaf. D: Radost Bokel. DF. Empfohlen ab 8 J. 18.00 Uhr Kurzfilmprogramm Time’s upDE 2009. R: Jan Peters und Marie­Catherine Theiler. Dokumentarfilm 15 Min. A Year Along the Abandoned RoadNO 1991. R: Morten Skallerud. Musik Jan Gabarek. Realtrick 12 Min. Nie solo seinDE 2004. R: Jan Schomburg. Kurzspielfilm 10 Min. RaumZeitHundAT 2010. R: Nikolaus Eckhard. Animation 6 Min. La JetéeFR 1962 R: Chris Marker. Science­Fiction Kurzfilm. 28 Min. NôUSA 2003. R: Sharon Lockhart. Experimentalfilm 31 Min. 20.30 Uhr The End of TimeCH / CA 2012. R: Peter Mettler Dokumentarfilm. 109 Min. OmU. 22.30 Uhr Lola renntDE 1998. R: Tom Tykwer. D: Franka Potente, Moritz Bleibtreu 81 Min.

18.30 Uhr
Aleida Assmann, Eva Horn & Achim Landwehr "Zeiten-Wandel"
Moderation: Andreas Platthaus
Ort: K&L Gates LLP, Bockenheimer Landstraße 2 – 4
Eintritt: 8 / 6 Euro


Anders als Uhr und Kalender uns vormachen, ist die Zeit keine feste physikalische Größe, sondern eine „hartnäckige Illusion“. So zumindest formulierte es Albert Einstein und so sehen es auch die Kulturwissenschaften. Intensiv wie lange nicht mehr beschäftigen sie sich mit dem historischen Wandel von Zeit­konzepten. Die Zeit sei, wie Achim Landwehr in „Die Geburt der Gegenwart“ (Fischer, 2014) konstatiert, eine Erfindung des 17. Jahrhunderts. Aleida Assmann beschreibt in „Ist die Zeit aus den Fugen?“ (Hanser, 2013) das diffuse Zeitmodell der literarischen Moderne. Die Literaturwissenschaftlerin Eva Horn erkennt in der Angst vor dem Morgen das Zeitszenario von heute. Drei Experten des kulturellen Zeitwandels diskutieren, was es bedeutet, Chronos ins Reich der Ideen zu verweisen.

Aleida Assmann ist Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaften an der Universität Konstanz.
Eva Horn ist Professorin am Institut für Germanistik an der Universität Wien. Im Juni 2014 erscheint ihr Buch „Zukunft als Katastrophe“ (S. Fischer).
Achim Landwehr ist Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Heinrich-Heine­-Universität Düsseldorf.
Andreas Platthaus ist stellvertretender Feuilletonchef der F.A.Z. und betreut die Wochenendbeilage „Bilder und Zeiten“.

19.30 Uhr
Ingo Schulze & Ensemble Modern: Lesungskonzert
Ort: Freshfields Bruckhaus Deringer LLP, Bockenheimer Anlage 44
Eintritt: 15 / 10 Euro

Der Berliner Schriftsteller Ingo Schulze ist ein Zeit­Verdichter. In seinen Romanen und Erzählungen bewahrt er verschüttete Zeitgefühle, wie etwa den Stillstand von Zeit vor oder die Gegenwartsemphase nach dem Ende der DDR. Dass er mit dem Ensemble Moderne ein Lesungs konzert gibt, kann man daher als eine glückliche Konstellation bezeichnen. Dieses singuläre Gemeinschaftsprojekt ist auf Initiative von litera­Turm entstanden, das Programm basiert auf einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Ingo Schulze und Musikern des Ensemble Modern. Ingo Schulze liest von ihm ausgewählte, prägnante, pointierte und dramaturgisch ausgefeilte Texte zur Zeit. Das Ensemble Modern spielt dazu alternierend Werke der klassischen Moderne bis hin zu Stücken jüngerer Komponisten. Eine Kooperation mit dem Ensemble Modern Für F.A.Z.­Leserinnen und Leser:Am 19. Mai 2014, zwischen 10 und 10:30 Uhr erhalten die ersten zehn Anrufer je 2 Freikarten für das Lesungskonzert: Tel. (069) 212 36439 (Kulturamt Stadt Frankfurt am Main).

Der Schriftsteller und Essayist Ingo Schulze feierte seinen Durchbruch mit dem Roman „Simple Storys“ (1998). Sein Werk, das im Berlin Verlag erscheint, wurde vielfach ausgezeichnet. Zudem ist er mit politischen Interventionen in Erscheinung getreten.
Das Ensemble Modern, 1980 gegründet und seit 1985 in Frankfurt am Main beheimatet, ist eines der weltweit führenden Ensembles für Neue Musik. Die programmatische Bandbreite umfasst Musiktheater, Tanz­ und Videoprojekte, Kammermusik sowie Ensemble­ und Orchesterkonzerte. So entstanden außergewöhnliche und oftmals langjährige Kooperationen mit zahlreichen Komponisten der Gegenwart. Jährlich erarbeitet das EM durchschnittlich 20 Uraufführun­gen und ist regelmäßig auf allen Kontinenten zu Gast bei den renommierten Festivals für zeitgenössische Musik. Audio­ und Videoproduktionen des EM erscheinen im eigenen Label Ensemble Modern Medien.

20 Uhr
Szczepan Twardoch "Morphin"
Moderation; Adam Soboczynski
Deutsche Lesung: Jochen Nix / Übersetzung: Joanna Manc
Ort: K&L Gates LLP, Bockenheimer Landstraße 2 – 4
Eintritt: 8 / 6 Euro


Mit „Morphin“ zeichnet der junge polnische Schriftsteller Szczepan Twardoch das expressionistische Panorama einer zerrissenen Seele zur Zeit des Zweiten Weltkriegs – und beweist en passant, dass ein Historienroman weder auf psychologische Tiefenschärfe noch auf sprachliches und narratives Raffinement zu verzichten braucht. Zersplittert in mehrere Erzählstimmen und zwischen verschiedenen Zeitebe­nen hin­ und herwechselnd, erzählt der Roman die Geschichte des Leutnants Konstanty Willemann, der nach dem Sieg der Wehrmacht ziellos durch die Straßen des besetzten Warschau streift. Ehemann und Familienvater, betäubt er seinen Schmerz mit Drogen und sucht Zuflucht in den Armen der Edelprosti­tuierten Salomé – bis sich der Sohn eines preußischen Adeligen und einer polnischen Kleinbürgerin dem Widerstand anschließt und das Verhängnis seinen Lauf nimmt.

Jochen Nix ist Schauspieler und Sprecher und lebt in Frankfurt am Main.
Szczepan Twardoch, geboren 1979, lebt in Pilchowice und gehört zu den neuen Stimmen der polnischen Gegenwarts­literatur. Sein Roman „Morphin“ (Rowohlt Berlin, 2014) erhielt den renommierten Polityka-­Passport­-Preis.
Adam Soboczynski ist Schriftsteller und Ressortleiter im Feuilleton der Wochenzeitung Die Zeit.
Joanna Manc ist Übersetzerin und lebt in Frankfurt am Main.