Donnerstag, 3. Mai

18.30 Uhr
Hélène Grémillon
Das geheime Prinzip der Liebe
Moderation Sandra Kegel
Deutsche Lesung Heidi Ecks


Paris, Mitte der siebziger Jahre: Die Verlegerin Camille erhält nach dem Tod der Mutter eine Reihe von anonymen Briefen. Wie in einem analytischen Drama enthüllt sich in deren Folge, dass sie eine leibliche Mutter hatte, die bereit war, für eine andere Frau ein Kind auszutragen. Doch der Pakt zwischen den beiden Frauen scheitert an den Gefühlen der ‚wahren’ Mutter. Sie fordert die kleine Camille zurück; es beginnt ein heimtückischer Kampf um das Neugeborene. Der Sehnsucht nach einem eigenen Kind werden zwei große Lieben und eine Familie geopfert. Diese Schuld bleibt ungeahndet, aber nicht ungesühnt. Der raffiniert komponierte Debütroman von Hélène Grémillon ist ein eindrucksvolles Zeugnis vom Furor der Gefühle und ihrem ewigen Widerstreit mit der Moral.

literaTurm 2012 dankt Leonardo & Co. GmbH für die schönen Räumlichkeiten.

Das Gespräch in französischer Sprache fasst die Moderatorin im Deutschen zusammen.

Ort OpernTurm, Leonardo & Co., Bockenheimer Landstraße 2–4, Frankfurt am Main
Eintritt 9 / 6 Euro zum Vorverkauf
Anfahrt U 6/7 (Alte Oper), alle S-Bahnen außer S 7 (Taunusanlage)


18.30 Uhr
Annette Pehnt
Chronik der Nähe
Moderation Heike Gfrereis

In Pehnts neuem Roman sind die Worte die Meister der Gefühle, die zur Not auch erst erschaffen werden können, hervorgelockt, erpresst. Die Protagonisten, Großmutter, Mutter und Kind, werden in ihrer Suche nach Mutterliebe beinahe ununterscheidbar, so als würden die Emotionen durch alle Kriegswirren hindurch und über alle Schicksalsschläge hinweg von einem Körper zum nächsten wandern. So dominant ist das Verhältnis zwischen Mutter und Kind, dass andere Beziehungen daran scheitern. So wortgewaltig ist diese Verflechtung, dass es Wortlosigkeit nur als „Strafschweigen“ gibt. In der Beschreibung „ungesättigter Leben“ ist Pehnt „eine Meisterin“ (FR).

literaTurm 2012 dankt der BHF-BANK für die schönen Räumlichkeiten.

Ort BHF-BANK, Bockenheimer Landstraße 10, Frankfurt am Main
Eintritt 9 / 6 Euro zum Vorverkauf
Anfahrt U 6/7 (Alte Oper), alle S-Bahnen außer S 7 (Taunusanlage)


20 Uhr
Liao Yiwu
Für ein Lied und hundert Lieder
Ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen
Moderation Tilman Spengler
Übersetzung Martina Hasse
Deutsche Lesung Peter Schröder (Schauspiel Frankfurt)

„Gib den Dichter auf und werde ein Zeuge der Geschichte.“ Zum Glück befolgt Yiwu diesen Rat nicht, im Gegenteil: Yiwus „Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen“ belehrt nicht nur, er berührt schmerzhaft. So wie sein Leben geschunden wurde, so verausgabt er sich als Dichter in einer expressiven Sprache über die Gewalt, die sich schonungslos in sein Leben schlägt. Ein Buch, das dem Leben abgetrotzt und durch das Exil erkauft wurde, ein Buch von mythischer Macht und umwerfender Wortgewalt über die brutale Verfolgung regimekritischer Bürger auf der Suche nach Demokratie. „Große Kunst wie diese ist nicht versöhnlich, sondern schmerzhaft“ (SZ).

literaTurm 2012 dankt der Deutschen Bahn für die schönen Räumlichkeiten.

Ort Deutsche Bahn, Gallusanlage 8, Frankfurt am Main
Eintritt 9 / 6 Euro zum Vorverkauf
Anfahrt U 1/2/3/4/5, Tram 11/12 (Willy-Brandt-Platz), alle S-Bahnen außer S 7 (Taunusanlage)


20 Uhr
Benjamin Lebert
Im Winter dein Herz
Moderation Oliver Jungen

Am Anfang eines Romans, so Benjamin Lebert, bin ich „eigentlich immer einem Gefühl auf der Spur [...]. Dann versuche ich, eine Geschichte oder Bilder zu finden, die diesem Gefühl entsprechen“ (Zeit Magazin). Ein solches Bekenntnis zu Gefühlen als poetischem Prinzip ist rar geworden in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Dabei bieten sie nicht nur ein unendliches Reservoir an Stoffen, sondern müssen auch formuliert, in Sprache gegossen werden. In Leberts jüngstem Roman „Im Winter dein Herz“ sind die Melancholie und die Einsamkeit der Impuls der Handlung. Die Tristesse und Kälte einer deutschen Winterlandschaft werden zum metaphorischen Rahmen, um eine Annäherung zwischen zwei jungen Männern und einer gleichaltrigen Frau auf ihrer Reise in den Süden zu schildern.

literaTurm 2012 dankt Roland Berger Strategy Consultants GmbH für die schönen Räumlichkeiten.

Ort OpernTurm, Roland Berger, Bockenheimer Landstraße 2–4, Frankfurt am Main
Eintritt 9 / 6 Euro zum Vorverkauf
Anfahrt U 6/7 (Alte Oper), alle S-Bahnen außer S 7 (Taunusanlage
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20 Uhr
Wojciech Kuczok
Lethargie
Moderation/Übersetzung Stefanie Peter und Renate Schmidgall

Kuczoks Roman „Lethargie“ handelt von drei Menschen, die beschließen, ihr Leben zu ändern. Adam, ein junger Arzt, flieht vor seinem dominanten Vater. In der Liebe zu einem jungen Kleinkriminellen findet er sein Glück. Robert ist ein alternder Schriftsteller, den seine Schreibblockade, seine hysterische Ehefrau und seine Schwiegereltern in die Verzweiflung treiben. Róza, eine erfolgreiche Schauspielerin und Werbe-Ikone, lebt in unglücklicher Ehe. Auch sie will ihrer Lethargie ein Ende setzen.

Mit psychologischer Tiefenschärfe und sprühendem Witz gelingt Kuczok eine schonungslose Analyse der polnischen Gesellschaft, die zwischen Kapitalismus und Konservatismus hin und her gerissen ist.

literaTurm 2012 dankt der BHF-BANK für die schönen Räumlichkeiten.

Ort BHF-BANK, Bockenheimer Landstraße 10, Frankfurt am Main
Eintritt 9 / 6 Euro zum Vorverkauf
Anfahrt U 6/7 (Alte Oper), alle S-Bahnen außer S 7 (Taunusanlage)