Dienstag, 27. Mai

18.30 Uhr
Andreas Maier "Ein Lebensschreibprojekt"
Moderation: Insa Wilke
Ort: Edmond de Rothschild, Bockenheimer Landstraße 2-4
Eintritt: 8 / 6 Euro

„Ich“ nannte Andreas Maier seine Frankfurter Poetikvorlesun­gen aus dem Jahr 2006. Damit ist eigentlich alles gesagt; es geht um nicht mehr und nicht weniger als um das Schreiben als Lebensprojekt und vice versa. „Das Zimmer“, „Das Haus“ und „Die Straße“ lösen sein Credo ein; dass die Literatur ein Mittel ist, um ein Ich sichtbar zu machen. Maier spannt in seiner großen, auf zwölf Bände angelegten Wetterau­Chronik einen Bogen von Ich und Zeit, der die Frage provoziert, ob ein Lebensschreibprojekt zugleich eine Chronik der Zeit, ja der Zeitgefühle umfasst? Wie ist das mit der eigenen Lebenszeit als literarischem Material? Ist die Suche nach der verlorenen Zeit ein Momentum seines Schreibens? Welche Gestalt hat die Zeit in seinen Texten, ist sie linear, ein ewiger Strom im Konti­nuum und löst sie sich darin etwa bis zur Zeitlosigkeit auf? Fragen, die Andreas Maier im Gespräch mit der Frankfurter Literaturkritikerin Insa Wilke diskutiert. Aus den drei „Ich­Bänden“ liest Andreas Maier an dem Abend sicher auch.

Andreas Maier lebt als freier Schriftsteller in Frankfurt am Main. Seine Romane „Das Zimmer“, „Das Haus“ und „Die Straße“ (alle Suhrkamp) bilden den Anfang einer autobiographischen Romanserie.
Insa Wilke ist Publizistin und Literaturkritikerin und lebt in Frankfurt am Main.

18.30 Uhr
Michael Gamper, Thomas Lehr & Martin Seel "Ästhetik der Zeit"
Moderation: Ina Hartwig
Ort: BHF­-Bank, Bockenheimer Landstraße 10
Eintritt: 8 / 6 Euro

„42“ von Thomas Lehr ist ein großer Zeitroman über das Ende der Zeit. Diese „tale of time“ simuliert den Stillstand der Welt­zeit, von der wenige, u.a. der Erzähler ausgeschlossen ist. Mit der Koinzidenz zweier Zeitmodelle ist der Roman auch eine Reflexion über Literatur und Zeit. Denn in der ewigen Gegenwart, da endet das Erzählen und wo es kein Ende mehr gibt, da ist auch kein Trost mehr. Selten sind Form und Inhalt derart ineinander verschränkt wie in „42“ (Aufbau, 2005). Lehrs Gesprächspartner sind Experten zur Ästhetik der Zeit: Als Koordinator eines großen Forschungsprojektes ist Michael Gamper ein Mastermind der „ästhetischen Eigenzeiten“. Der Frankfurter Philosoph Martin Seel hat dagegen in einem grundlegenden Aufsatz festgestellt, dass ästhetische Form wesentlich eine Organisation von Zeit ist.

Michael Gamper ist Professor für Deutsche Literatur an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.
Thomas Lehr lebt als freier Schriftsteller in Berlin und wurde für seine Romane mit zahlreichen Literaturpreisen bedacht.
Martin Seel ist Professor für Philosophie an der Goethe­-Universität Frankfurt am Main und forscht unter anderem zur Ästhetik und zur Theorie der Künste.

19 Uhr
Isabel Mundry & Yoko Tawada "Zeit am Werk II"
Moderation: Gregor Dotzauer
Ort: Blackrock, Bockenheimer Landstraße 2 – 4
Eintritt: 8 / 6 Euro


Literatur und Musik nennt man auch die Künste der Zeit. Es ist das Moment der Linearität, das sie verbindet. Doch welche Beziehung haben Dichter und Komponisten heute zur Zeit? Welchem Zeitbegriff sind sie verpflichtet? Und welche Formen der künstlerischen Modellierung und Materialisie­rung von Zeit sind für sie relevant? In drei Veranstaltungen gehen zeitgenössische Komponisten und Lyriker der Frage nach erzeugten Zeitgefühlen nach, diskutieren über Bezüge, Analogien und Differenzen im jeweiligen Umgang mit der Zeit und illustrieren dies anhand von Musikstücken und ihren Gedichten.

Die Komponistin Isabel Mundry ist Professorin für Musik­theorie an der Zürcher Hochschule der Künste. Die Fachzeit­schrift Opernwelt wählte ihr Musiktheater „Ein Atemzug – die Odyssee“ zur Uraufführung des Jahres 2006.
Yoko Tawada ist Lyrikerin, Prosaautorin und Essayistin und lebt in Berlin. Sie schreibt in japanischer und deutscherSprache.
Gregor Dotzauer ist Literaturredakteur des Berliner Tagesspiegels.

20 Uhr
Hans Ulrich Gumbrecht "Die Präsenz der Literatur"
Moderation: Jürgen Kaube
Ort: BHF­-Bank, Bockenheimer Landstraße 10
Eintritt: 8 / 6 Euro


Wer „Unsere breite Gegenwart“ (Suhrkamp 2010) von Hans Ulrich Gumbrecht liest, wird darin eine philosophische Re­flexion des heutigen Zeitverständnisses finden, die zugleich eine Zeitkritik ist. Sie basiert auf der Dichotomie von „Gegenwart“, der leeren Zeit, und „Präsenz“, der erfüllten Zeit, die er im Anschluss an Adorno für Sprache und Dichtung fruchtbar macht. Poetische Texte, kurz gesagt, erzeugen und wirken qua ihrer Präsenz. Präsenz zu privilegieren aber heißt im Sinne Gumbrechts auch, das poststrukturalistische Flottieren von Zeichen ohne Referenz durch eine buchstäbliche, weil physische Wirkung von Poesie zu ersetzen. Viel Stoff also für ein Gespräch über die Präsenz der Literatur, das ein nicht minder kluger Kopf, nämlich Jürgen Kaube von der F.A.Z., mit dem aus Stanford angereisten Gumbrecht führt.

Hans Ulrich Gumbrecht hat seit 1989 den Lehrstuhl für Kom­paratistik an der Stanford University inne. Gastprofessuren führten ihn an viele Hochschulen auf der ganzen Welt. 2013 war er Juror für den Ludwig-­Börne­-Preis und hielt auch die Laudatio für den Preisträger Peter Sloterdijk.
Jürgen Kaube ist Redakteur im Feuilleton der F.A.Z. und leitet das Ressort Geisteswissenschaften.

Günter Hack, Georg Klein & Leif Randt "Zukunft erzählen"
Moderation: Doris Akrap
Ort: Edmond de Rothschild, Bockenheimer Landstraße 2-4
Eintritt: 8 / 6 Euro

Von was erzählt die Literatur, wenn sie von der Zukunft erzählt? Eskapismus und Realitätsflucht lauten die Vorwürfe, sobald Romane nicht unmittelbar Erlebtes oder historische Stoffe verarbeiten, sondern von intergalaktischen Raum­fahrten oder neuartigen Technologien handeln. Dagegen gilt einzuwenden, dass Science­Fiction­-Literatur und Zukunfts­romane nicht nur einen spekulativen Ausblick auf eine mög­liche Zukunft eröffnen und damit den utopischen Charakter von Kunst verwirklichen. Zudem spüren sie gegenwärtigen Hoffnungen nach und greifen virulente Ängste auf. Durch die Wahl ihrer Motive wie ihrer Sprache verweist diese Literatur von Morgen damit immer auch auf die Umstände ihrer Entstehung im Hier und Jetzt.

Günter Hack ist Journalist und Schriftsteller und lebt in Wien. In einem Beitrag für die F.A.Z. forderte er kürzlich eine „neue Science-­Fiction“.
Georg Klein lebt in Berlin und Ostfriesland. In seinem jüngs­ten Roman „Die Zukunft des Mars“ (Rowohlt, 2013) hat die Menschheit den roten Planeten besiedelt.
Leif Randt lebt als Schriftsteller in Berlin. Sein zweiter Roman „Schimmernder Dunst über CobyCounty“ (Berlin Verlag, 2011) erzählt vom Leben in einem utopischen Küstenort.
Doris Akrap ist Kulturredakteurin bei der taz.

20.30 Uhr
Sven-Ingo Koch & Jan Wagner "Zeit am Werk III"
Moderation: Gregor Dotzauer
Ort: Blackrock, Bockenheimer Landstraße 2 – 4
Eintritt: 8 / 6 Euro


Literatur und Musik nennt man auch die Künste der Zeit. Es ist das Moment der Linearität, das sie verbindet. Doch welche Beziehung haben Dichter und Komponisten heute zur Zeit? Welchem Zeitbegriff sind sie verpflichtet? Und welche Formen der künstlerischen Modellierung und Materialisie­rung von Zeit sind für sie relevant? In drei Veranstaltungen gehen zeitgenössische Komponistenund Lyriker der Frage nach erzeugten Zeitgefühlen nach, diskutieren über Bezüge, Analogien und Differenzen im jeweiligen Umgang mit der Zeit und illustrieren dies anhand von Musikstücken und ihren Gedichten.

Gregor Dotzauer ist Literaturredakteur des Berliner Tagesspiegels.
Der Komponist Sven-Ingo Koch lebt in Düsseldorf. Seine Werke werden international von bedeutenden Orchestern und Ensembles interpretiert. 2011 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom.
Jan Wagner ist Lyriker und lebt in Berlin. Für seine in 30 Sprachen übersetzten Gedichte wurde er mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet.