Neue Veranstaltungsreihe: Was die Frankfurter Schule zu aktuellen Fragen sagt

 

Gesellschaftliche Normen, zu Institutionen und Ordnungen manifestiert, bilden das Fundament unseres sozialen und politischen Zusammenlebens. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte sich die sogenannte Frankfurter Schule vorgenommen, diese Normen und ihre Widersprüche im Sinne einer umfassenden „Kritischen Theorie“ ganzheitlich und (ideologie-)kritisch in den Blick zu nehmen – eine Herangehensweise, deren Bedeutung und internationale Wirkmacht bis heute ungebrochen sind.

Doch was sagt die Frankfurter Schule, die Gesellschaftsanalysen stets mit Ideologiekritik verbunden hat, zur derzeitigen Lage der Gesellschaft? Welche Antworten gibt die sogenannte „dritte und vierte Generation“ auf weltweite Krisen und Konflikte?

Darum soll es in einer neuen Veranstaltungsreihe gehen, zu der das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main und das Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität von März an gemeinsam einladen. Der Titel der neuen Reihe lautet „Frankfurter Schule“. Zu Gast sind Persönlichkeiten, die – geschult am „Frankfurter Denken“ – Position beziehen zu aktuellen Problemlagen. Kooperationspartner sind das Institut für Sozialforschung und hr2-Kultur.

Der nächste Termin findet am 5. Februar 2024 um 19 Uhr im Museum für Kommunikation statt. Die Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts und Mitglied der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“ am Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ Prof. Vera King wird mit dem Journalisten Alf Mentzer über den „autoritären Charakter“ sprechen.

Letzte Veranstaltung:

„Was ist Solidarität?“ 
Stephan Lessenich im Gespräch mit Meredith Haaf
am 3. Dezember 2023, 19 Uhr
Ort: Schauspiel Frankfurt - Kammerspiele, Neue Mainzer Str. 17, 60311 Frankfurt
Eintritt: 3,- Euro

Solidarität war in Corona-Zeiten in aller Munde. Doch mit dem politisch beschlossenen Ende der Pandemie war auch der Rückgriff auf diesen gesellschaftspolitischen Wert beendet. Die Konjunkturen der Solidarität laufen scheinbar parallel zu den Krisenkonjunkturen der Gesellschaft. Beschworen werden dann, angesichts des sich auftuenden Krisenabgrunds, für gewöhnlich gesellschaftlicher Zusammenhalt und politische Stabilität. Dabei bleibt jedoch der Blick auf die ausschließenden, letztlich unsolidarischen Effekte der angerufenen Solidarität verstellt. Wie so oft in der kritischen Gesellschaftstheorie gilt es daher auch in diesem Fall, den Begriff vom Kopf auf die Füße zu stellen, auf den Boden nämlich einer Gesellschaftskonzeption, die Ausgrenzungen vermeiden will.

Bei der Auftaktveranstaltung am Montag, 20. März, um 18.00 Uhr im MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST sprachen der Philosophieprofessor Christoph Menke (Goethe-Universität, Normative Orders) und der Journalist Cord Riechelmann von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über das Thema „Was ist Befreiung?“. Im Mittelpunkt des Abends stand Menkes erst jüngst im Suhrkamp Verlag erschienenes Buch "Theorie der Befreiung". Darin geht der Philosoph von der Diagnose aus, dass bisherige Befreiungsbewegungen stets in neue Abhängigkeitsordnungen gemündet seien und zeigt auf, wie Freiheit und Herrschaft unauflöslich miteinander verwoben sind. Am 18. Juli 2023 ging es im Jüdischen Museum Frankfurt um die "Krise der Demokratie?" mit Rainer Forst im Gespräch mit Kia Vahland.