30.1., 19.30 Uhr: Salon kontrovers: Briefe – schreiben und lesen

Donnerstag, 30. Januar, 19.30 Uhr
Salon kontrovers: Briefe – schreiben und lesen
Der Bruderstreit im Hause Mann – Im Briefwechsel zwischen Thomas und Heinrich Mann
Konzeption und Einführung: Ruthard Stäblein

„Brüder sein, das heißt: Zusammen in einem würdig provinziellen Winkel des Vaterlandes kleine Jungen sein und sich zusammen über den würdigen Winkel lustig machen. Heißt dann: einzeln, aber immer in organischer Verbundenheit und im Gedanken aneinander, hineinwachsen, hineinaltern“ durch das Werk, „sich aus dem Einzeldasein wieder zueinanderfinden, sich lächelnd anblicken“. – Mit diesen Worten gratuliert Thomas Mann seinen um vier Jahre älteren Bruder zum 60. Geburtstag. Beide Brüder sind gemeinsam in Lübeck aufgewachsen. Beide haben zwei prägende Jahre gemeinsam in Italien verbracht. Aber dann gehen ihre Wege durch gegensätzliche Werke auseinander. Der jüngere Thomas schreibt seinen Familienroman „Buddenbrooks“ und hat unmittelbar Erfolg. Der ältere Heinrich verfasst erotisch aufgeladene Romane im Zeitgeist der „décadence“, wie „Jagd nach Liebe“, und wird weniger beachtet. Nur Thomas erregt sich in einem Brief an den Bruder: „Diese schlaffe Brust in Permanenz, dieser fortwährende Fleischgeruch ermüden, widern an.“ „Nur Affen und andere Südländer können die Moral überhaupt ignorieren.“ Während des 1. Weltkriegs spitzt sich der Streit zwischen den Brüdern zu. Heinrich schaut gen Westen, preist die französische „Zivilisation“, Emile Zola, die westliche Demokratie, den Fortschritt. Thomas wendet sich dem Osten zu, dem unverdorbenen Russland, Dostojewski, der „deutschen Kultur“. Er erfindet dafür den Kampfbegriff einer notwendigen „konservativen Revolution“, der übrigens aktuell wieder von rechtsextremen Nationalisten aufgegriffen wird. Dann aber schreibt Thomas am „Zauberberg“ und er beginnt, humanistische Werte der Aufklärung und die von Rechtsnationalen angegriffene Demokratie der Weimarer Republik zu verteidigen. Die beiden Brüder finden wieder zueinander und versöhnen sich endgültig im amerikanischen Exil und im Kampf gegen die nationalsozialistisch-deutsche Barbarei. Der Jüngere hilft dem Älteren auch finanziell. Nur über den Frauengeschmack von Heinrich rümpft Thomas Mann weiter die Nase.

In Berlin geboren und aufgewachsen, absolvierte Peter Schröder seine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Ab 1982 hatte er Engagements in Bremen, Lübeck, Kassel, Hamburg, Berlin, am Theater an der Ruhr und bis 2011 am Theater Basel. Er arbeitete u.a. mit Werner Schroeter, Elias Perrig und Roberto Ciulli zusammen und, seit seinem Engagement am Schauspiel Frankfurt ab 2011, mit Michael Thalheimer, Kay Voges, Oliver Reese, Andrea Breth, Jan Bosse, Andreas Kriegenburg, David Bösch, Roger Vontobel, Anselm Weber und Mateja Koleznik. In Frankfurt war er auch in seinen Soloabenden „Die Legende vom heiligen Trinker“, „Lenz“ und „Abschied von den Eltern“ von Peter Weiss zu sehen.

Michael Schütz besuchte die Schauspielschule Otto Falckenberg in München. Engagements führten ihn nach Stuttgart, Essen, Leipzig, Düsseldorf und Bochum. 1999 erhielt er den Förderpreis junger Künstler des Landes NRW. Seit 2017 ist er fest am Schauspiel Frankfurt engagiert. Er arbeitet u.a. mit den Regisseurinnen und Regisseuren Jürgen Bosse, Anselm Weber, Antoine Uitdehaag, Roger Vontobel, Marius von Mayenburg, Hermann Schmidt-Rahmer, Amélie Niermeyer, Barbara Bürk, David Bösch, Timofej Kuljabin , Lilja Rupprecht, Christina Tscharyiski und Mateja Koleznik. Daneben wirkt er in TV-Produktionen und als Sprecher in Hörspielen und Lesungen mit.

In Kooperation mit dem S. Fischer Verlag zum 150. Geburtstag und 70. Todestag von Thomas Mann im Jahr 2025.


Ort: Holzhausenschlösschen und Livestream
Eintritt: 14,- / 10,- / 5,-

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Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main