Mit dem Hissen der Hakenkreuzfahne an der Fassade des Römers am 12. März 1933 beginnt für Frankfurt eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der Stadt. Am gleichen Tag wurde der Nationalsozialist Friedrich Krebs zum kommissarischen Oberbürgermeister von Frankfurt ernannt. Der abgesetzte Oberbürgermeister Ludwig Landmann, als Jude in der Stadt nicht mehr sicher, floh nach Berlin und anschließend ins holländische Exil. Als traditionell liberale und jüdisch geprägte Handelsstadt mit einem bedeutenden Bankenwesen war Frankfurt zur Zielscheibe für die nationalsozialistische Gleichschaltungspolitik geworden.
Das Bild von Frankfurt als »jüdisch und liberal verseuchte« Stadt stammte bereits aus dem 19. Jahrhundert, für die Nationalsozialisten waren in der Zeit der Weimarer Republik jedoch noch die »entartete« Moderne und der Marxismus in Gestalt der Gruppe um Ernst May hinzu gekommen. Bereits am 1. April 1933 begann der verordnete Boykott jüdischer Geschäfte. Die Frankfurter Universität und ihre Institute wurden von nationalsozialistischen Studentengruppen und SA-Truppen besetzt. Neben zahlreichen Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes wurde auch der Direktor des Städels, Georg Swarzenski entlassen, ebenso der Leiter der Städelschule Fritz Wichert. Die zeitgenössische Abteilung der Galerie im Städel wurde geschlossen und die »entartete« Kunst ins Ausland verkauft. Max Beckmann, seit 1925 Professor an der Städelschule, wurde entlassen.
Da es für Beckmanns Entlassung keinen Grund gab, musste die preußische Sparverordnung von 1931 herhalten. Oberbürgermeister Friedrich Krebs entließ einen der bekanntesten zeitgenössischen Künstler wegen angeblich nötiger Personaleinsparungen. Nachdem die Städelschule nun unter neuer nationalsozialistischer Leitung stand, wurde ein weit reichender Umstrukturierungsprozess eingeleitet. Aus der reformerischen Kunstschule sollte eine »Handwerkerschule« werden. Anstatt einer umfassenden künstlerischen Ausbildung wurde schließlich nur noch Fachunterricht in wenigen Klassen angeboten.
Frankfurt sollte systematisch in eine nationalsozialistische Vorzeigestadt verwandelt werden. Die kommunale Wirtschaftspolitik richtete sich von nun an auf die Wiederbelebung des Handwerks und seiner Tradition. Friedrich Krebs gab zu diesem Zweck eine Denkschrift in Auftrag, in der suggeriert werden sollte, das Handwerk habe für Frankfurt traditionell eine große Bedeutung gehabt. Das Haus und der Brunnen des deutschen Handwerks wurde geplant. 1935 erhielt die Stadt von Adolf Hitler den NS-Ehrentitel »Stadt des deutschen Handwerks Frankfurt am Main«.
1938 eskaliert die Verfolgung der Juden, in der Reichsprogromnacht brennen auch die Frankfurter Synagogen. Haus und Brunnen des deutschen Handwerks als symbolträchtige Repräsentationen der NS-Vorzeigestadt Frankfurt wurden nie realisiert, die Deportation und Ermordung der Frankfurter Juden allerdings vollzieht sich mit grausamer Effektivität: bis 1944 sterben nahezu 10.000 in KZ-Lagern.