Margarete Schütte-Lihotzky

 

Margarete Schütte-Lihotzky wurde 1897 in Wien geboren. Im Jahr 1919 beginnt sie an der Wiener K.K. Kunstgewerbeschule bei Oskar Strnad Architektur und bei Heinrich Tessenow Baukonstruktionslehre zu studieren. Im Anschluss an ihr Studium bearbeitet sie unter anderem Siedlungsbauten im Büro von Oskar Strnad und die Modellbauten für ein Theaterprojekt von Max Reinhardt in Berlin. Nach einem Aufenthalt in Amsterdam arbeitet Schütte-Lihotzky in Wien an verschiedenen Siedlungsbauprojekten. Bereits in dieser Zeit hält sie Vorträge an der Siedlerschule und entwirft erste Kochnischen- und Spülkücheneinrichtungen in Betonguss für die industrielle Serienfertigung.

1926 wird sie durch Ernst May an das Hochbauamt der Stadt Frankfurt in die Typisierungsabteilung berufen. Abteilungsleiter ist Eugen Kaufmann. Die Architektin beschäftigt sich hier mit der Rationalisierung der Hauswirtschaft und ihrer Umsetzung im Wohnbau. Sie entwickelt erste Projekte für den Wohnungsbau wie die Reihenhaustypen für Praunheim und Ginnheim. Zwischen 1926 und 1930 hält sie Vorträge vor Hausfrauenvereinen, anderen Gremien und Stadtverwaltungen in ganz Deutschland. Sie beginnt eine umfangreiche Publikationstätigkeit zu den Schwerpunkten ihrer Entwurfsthemen. In der Ausstellung »Die neue Wohnung und ihr Innenausbau« im Jahr 1927 stellt Schütte-Lihotzky ihr Küchenprogramm vor und erlangt hierdurch große Aufmerksamkeit. In der Folge wird sie vom Frankfurter Hochbauamt auch mit anderen Bauaufgaben, die Frauen betreffen, beauftragt. Für die Werkbundausstellung am Weißenhof in Stuttgart übernimmt Margarete Schütte-Lihozky die Bauleitung für das vom Hochbauamt präsentierte Plattenhaus, außerdem ist eine Küche von ihr dort ausgestellt. Im Oktober 1930 wird Margarete Schütte-Lihotzky als Mitglied der Gruppe May für die Planung der neuen Städte nach Moskau berufen.

Nachdem sie auch die Sowjetunion wieder verlassen muss, geht sie nach Frankreich. Dort trifft sie den Entschluss, sich im Widerstand zu engagieren. Eine folgenschwere Entscheidung, denn sie wird in Wien von der Gestapo verhaftet und vom Berliner Volksgerichtshof nach Beantragung der Todesstrafe zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt.

Nach ihrer Befreiung 1945 kehrt sie schließlich mit ihrem Mann nach Wien zurück und gestaltet die Abteilung Bau- und Stadtplanung bei der Ausstellung »Wien baut auf« im Rathaus. Nach zahlreichen weiteren Bauaufgaben und Ausstellungen in den folgenden Jahren unternimmt sie Reisen nach China und Kuba, wo sie Vorträge hält und eine Entwurfslehre für Kinderanstalten für das kubanische Erziehungsministerium entwickelt. In den sechziger Jahren entsteht ihre »Bauentwurfslehre für Kindertagesstätten« und sie erarbeitet ein »Baukastensystems für die Kindertagesheime« für Österreich. Es folgen eine lange Reihe von Ehrungen, Preisen und Auszeichnungen für ihr Lebenswerk. Im Jahr 2000 stirbt Margarete Schütte-Lihotzky, wenige Tage vor ihrem 103. Geburtstag.