Der Frankfurter Stadtadler hat in seiner wechselvollen Geschichte auf dem Weg zum Frankfurter Wappentier immer wieder neue Gestalten angenommen. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhundert wurde er allerdings einer Revision unterworfen, die in der Stadt großes Aufsehen erregte. Als Ernst May im Frankfurter Hochbauamt begann, das Profil der Stadt Frankfurt nicht nur städtebaulichen Gesichtspunkten neu zu prägen, schloss er wie selbstverständlich das Emblem der Stadt mit ein. Er beauftragte den Graphiker Hans Leistikow, seinerseits ebenfalls der Idee der Neuen Sachlichkeit verpflichtet, den Adler komplett zu überarbeiten.
Leistikow orientierte sich mit seinen Entwürfen weniger an der natürlichen Gestalt eines Adlers, als vielmehr an Flächen und Proportionen. Sein Stadtadler, den er in dreizehn Variationen vorlegte, war eher Zeichen als Abbild; ein ungeliebter »gerupfter Spatz«, wie ihn die entsetzte Presse nannte. Der aufgebrachten Öffentlichkeit – wie so oft – zum Trotz wählte May einen der Entwürfe aus und verwendete ihn, ungeachtet der Tatsache, dass das Stadtparlament die Entwürfe abgelehnt hatte, zu offiziellen Zwecken. Allerdings wollten die Gegner des kubistischen Wappentieres nicht schweigen, so wenig passte der Adler May’scher Prägung in das aufflammende deutsche Nationalbewusstsein. Es wurde geschimpft und polemisiert bis das Siedlungsamt den Adler erneut überarbeitete. Doch auch diese Variante konnte die Stadtväter nicht befriedigen.
Es war wenig verwunderlich, dass der nationalsozialistischen Oberbürgermeisters Krebs den May-Adler nach seinem Amtsantritt aus den Frankfurter Amtsstuben verbannte. Wieder wurde gezeichnet und entworfen, aber ein echter Durchbruch wurde erst erzielt, als sich der Mitarbeiter des Stadtgeschichtlichen Museums Adolf Gloyr des Tieres annahm. Gloyr griff auf eine ursprüngliche Adler-Version von Launitz aus dem Jahre 1841 zurück und variierte sie. Er traf mit seiner naturalistischen Version 1935 offenbar den Zeitgeist, denn Oberbürgermeister Krebs ließ den Gloyr-Entwurf durch den hessisch-nassauischen Oberpräsidenten als neues Stadtwappen absegnen. Im Oktober 1936 wurde der gerade von Hitler gekürten »Stadt des deutschen Handwerks Frankfurt a. M.« zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein Recht zur Wappenführung eingeräumt.