Street Art / Graffiti-Kunst

Einst illegal und unerwünscht, heute im Museum

Lange Zeit als Schmiererei verschrien und in einem Zug mit Vandalismus und Sachbeschädigung genannt, haben sich Graffitis heute als anerkannter Teil der Gegenwartskunst etabliert. Großformatig prangen die gesprayten Werke an Hauswänden, Brücken oder U-Bahn-Stationen und demonstrieren ihre beeindruckende ästhetische Bandbreite. Diese reicht von bunten, nahezu ‚schreienden‘ Schriftzügen mit einer ‚überquellenden‘ Ansammlung an Formen und Farben über lebensecht wirkende Szenen und plastischen Figuren, bis hin zu minimalistischer Graphik. Während die kreative Aneignung des öffentlichen Raums früher illegal erfolgte und krimineller Akt und Kunst verschwammen, können Graffiti-Künstler heute oftmals auf legale Flächen zurückgreifen und erhalten sogar Auftragsarbeiten.

Ihr umstrittenes Image als Schmiererei konnte die Graffiti-Kunst inzwischen also abstreifen. Heute ist sie ein Zweig der Street-Art und nicht nur ein wichtiger Teil der Gegenwartskunst, sondern auch Ergänzung und Inspiration. Dieser Wandel ist auch im öffentlichen Bewusstsein angekommen: Graffitis sind in den Augen der Gesellschaft nicht mehr nur reine Verunstaltung, vielmehr finden sie nun Anerkennung und Akzeptanz als spezifische Kunstform – als Kunstform, die von einer bestimmten Szene praktiziert wird und nach wie vor ihren eigenen Regeln und Gesetzen folgt. So sind Graffitis eine künstlerische Ausdrucksform von Protest und Anarchismus, dienen als Kommunikationsmittel, sind ebenso provokant wie gesellschaftskritisch. Oftmals sind sie jedoch auch einfach überwältigend, laden den Betrachter zum Stehenbleiben, Staunen oder Lachen ein und präsentieren sich mit einem Augenzwinkern.

Dass Graffitis endgültig Einzug in die Kunstwelt gefunden haben, zeigte die Schirn Kunsthalle im Herbst 2013. Mit der Ausstellung „Street-Art Brazil“ bot sie einen umfassenden Einblick in die vielfältige Graffiti-Kunst Brasiliens. Brasilianische Graffiti-Künstler waren eingeladen, Fassaden an den verschiedensten Orten in Frankfurt mit heiteren wie abstrakten Motiven zu gestalten. Für wenige Wochen wurde das Frankfurter Alltagsgrau durch ein farbenfrohes, bunt-gemixtes Straßenbild abgelöst.

Auch für Frankfurter Graffiti-Künstler oder jene, die es werden möchten, gibt es im Stadtraum Flächen, die sie künstlerisch legal nutzen dürfen. Die „Freiluftgalerie Frankfurt“, ein gemeinnütziger Verein im Aufbau, stellt diese Flächen zur Verfügung, verwaltet und pflegt diese. Was lange abgelehnt wurde, findet heute also im legalen Rahmen statt, wird unterstützt und ist nicht selten sogar erwünscht. Als Präventionsmaßnahme beauftragt so mancher Hausbesitzer professionelle Graffiti-Künstler seine Hauswand zu besprühen.

Weitere Informationen zur Freiluftgalerie Frankfurt sind zu finden unter: www.freiluftgalerie-frankfurt.de

Folgende professionelle Graffiti-Künstler aus Frankfurt und Umgebung nehmen Auftragsarbeiten an:
Il-Jin Choi (ATEM) www.atemmeta.de
Helge Steinmann (BOMBER) www.bomber.de
Balàzs Vesszösi boboterone.blogspot.de
Sebastian Stehr (Indian) www.facebook.com/sebastian.stehr.12
Guido Zimmermann guidozimmermann-art.com

Wer sich gegen eine professionelle künstlerische Gestaltung der Hauswand entscheidet und diese aber dennoch gegen illegale Schmiererei geschützt wissen will, dem empfiehlt das Hochbauamt Frankfurt verschiedene Präventionsmaßnahmen. Zu finden sind diese auf der Internetseite der Stadt Frankfurt unter Hochbauamt:
https://frankfurt.de/leistungen/Wohnen-und-Verbrauchen-8958652/Sonstiges-8958667/Graffiti-Bekaempfung

(Text: Nicola Netzer)

Weitere Informationen auch unter: http://muralsartfrankfurt.de/

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