Stadthaus am Markt

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Entscheidung:12/2009
Verfahren: Beschränkter Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren
Berufsfeld / Branche: Architekten
Gewünschte Teilnehmerzahl: 30
Zulassungsbereich: EWR, WTO
Preisgelder/Honorare: 60.000 EUR
Auslober: Stadt Frankfurt am Main
Jury: Dietrich Bangert, Regina Fehler, Michael Guntersdorf, Dr. Heike Hambrock-Abicht, Prof. Dr. Vittorio Magnano Lampugnani, Florian Nagler, Prof. Dr. Franz Pesch (Vors.), Elke Sautner, Edwin Schwarz, Dieter von Lüpke, Klaus Vowinkel, Felix Waechter, Gerd Weiß

Aufgabe: Im Rahmen der Neubebauung des Dom-Römer-Areals nach dem Abriss des Technischen Rathauses soll der geschichtlich bedeutsame Archäologische Garten, die historische Keimzelle der Stadt Frankfurt, mit einem öffentlichen Gebäude bebaut werden. Es soll den Bereich vor dem Domturm räumlich fassen, damit Römerberg und Domplatz stärken und die unbefriedigende Nachkriegssituation der tiefliegenden Freifläche vor freigestelltem Dom aufwerten. Der Ort war vor seiner Freilegung stets überbaut und Bestandteil der dichten mittelalterlichen Stadtstruktur. Erwartet wird daher eine Lösung, die das historisch geprägte Ensemble Dom-Altstadt-Römerberg ergänzt und bereichert.

Städtebaulich ist die Aufgabe besonders schwierig, da es gilt, auf die stadträumlich sensible Situation zu reagieren, die zudem vor einem großen Umbruch steht. Die Teilnehmer müssen sich mit unterschiedlichen Gebäuden aus verschiedenen Epochen auseinandersetzen. Hierzu zählen der Kaiserdom St. Bartholomäus, das aus den 1960er Jahren stammende Gebäude des Kunstvereins, das aus den 1980er Jahren stammende Gebäude der Kultur-Schirn, das kürzlich fertig gestellte katholische Kultur- und Begegnungszentrum ‚Haus am Dom’ sowie die vorgesehene Bebauung auf dem Grundstück des Technischen Rathauses.

Es ist beabsichtigt, die Altstadt Frankfurts in ihrem Wesen wieder zu gründen. Aus diesem Grund soll in Zusammenhang mit der Überbauung des Archäologischen Gartens auch eine Häuserzeile am so genannten Krönungsweg, dem Straßenzug "Markt" wieder entstehen, die 2 für eine Rekonstruktion vorgesehene Fachwerkhäuser einbezieht. Die Gebäude "Rotes Haus" im Westen und "Goldene Waage" im Osten sollen möglichst originalgetreu rekonstruiert werden. Diese Häuserzeile ist funktional und gestalterisch in die Bebauung "Archäologischer Garten" zu integrieren.

Die Überbauung des Archäologischen Gartens muss sich nicht nur städtebaulich in das Dom-Römer-Areal einfügen, sondern zugleich zwischen der geplanten kleinteiligen, teils rekonstruierten Häuserzeile und dem Gebäude der Kultur-Schirn vermitteln. Hinsichtlich der Gebäudehöhe soll die Höhe der umgebenden Bebauung aufgenommen werden. Das repräsentative Stadthaus für Frankfurt mit Besucherzentrum und stadtgeschichtlicher Ausstellung soll ein einladender Ort der "Begegnung" mit Besuchern und Gästen der Stadt als auch mit der Geschichte des Ortes und der Stadt sein. Es soll das vorhandene Bodendenkmal respektieren und in eine raumschaffende Architektur einbinden. Dies erfordert eine Auseinandersetzung mit dem Raum an sich, der Atmosphäre des Baukörpers, dem Verhältnis von alt - neu und innen - außen, der Lichtführung und den Blickbeziehungen an diesem zentralen Ort der Geschichte Frankfurts. Aufgrund dieses besonderen Standortes werden an die Gestaltung der Fassaden hohe qualitative Ansprüche gestellt. Erwartet wird eine Formensprache, die in Bezug auf Maßstäblichkeit, Material, Tektonik und Farbe dem besonderen Ort, sowie der städtebaulichen Gestalt Rechnung trägt und den genius loci durch eine eigene Identität stärkt. Es wird Wert auf Einfachheit und Funktionalität im Detail, eine sorgfältige und materialgerechte Ausführung im Sinne einer nachhaltigen Architektur auch in Bezug auf Folgekosten gelegt.

Das Bodendenkmal Archäologischer Garten soll öffentlich zugänglich bleiben und die Mauerreste der ehemaligen karolingischen Königshalle in der unteren Ebene museal präsentiert werden. Im Besucherzentrum sollen allgemeine touristische Auskünfte gegeben sowie Gruppen und Delegationen empfangen als auch Ausstellungen oder Veranstaltungen durchgeführt werden. Insgesamt soll das Gebäude für ganz unterschiedliche Möglichkeiten der Nutzung mit einem maßvollen Einsatz an Technik offen sein.

Die städtebaulich vertretbare Bruttogeschossfläche beträgt 4 000 m²; sie dient als Orientierungswert. Daher dient der Wettbewerb bezogen auf das konkrete Raumprogramm teilweise auch der Ideenfindung. Ziel des Wettbewerbs ist es realisierbare Entwürfe für einen Neubau über dem Archäologischen Garten zu erhalten.

  • 1. Preis: Prof. Bernhard Winking Architekten BDA, Berlin, Hamburg
  • 2. Preis: Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin, Dülmen-Rorup
  • 3. Preis: Braun & Schlockermann und Partner, Frankfurt am Main, Berlin
  • 4. Preis: Meurer Architekten + Stadtplaner, Frankfurt / Main; cba - christian bauer & associés architectes, Luxembourg
  • Engere Wahl: Max Dudler Architekt, Berlin, Zürich, Frankfurt/Main
  • Engere Wahl: Atelier 30 Architekten GmbH - Fischer, Creutzig, Kassel

 

Gesetzte Teilnehmer:
1. Stefan Braunfels.
2. kadawittfeldarchitektur.
3. HG Merz.
4. Wandel Hoefer Lorch + Hirsch.


In der Überarbeitung gewann der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Meurer Architekten Stadtplaner Ingenieure mit cba architectes klar hinzu. „Im Hinblick auf die Qualität und Belichtungssituation des Archäologischen Gartens, die Blickbeziehung, die Erschließung und die Einbindung in den differenzierten städtebaulichen Kontext – lieferte die Arbeitsgemeinschaft Meurer Architekten Stadtplaner Ingenieure mit cba architectes schließlich den überzeugendsten Entwurf bzw. die besten Möglichkeiten für die Fortentwicklung“, so die Begründung des gemeinsamen Antrages der CDU-Fraktion, der Fraktion Die Grünen im Römer und der FDP-Fraktion vom 25. Januar 2011, den die Stadtverordnetenversammlung am 24. Februar 2011 mit großer Mehrheit annahm.

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