21.07.2022 - Neue Informationstafel am Kriegerdenkmal auf dem Preungesheimer Friedhof

 

Die Kultur- und Wissenschaftsdezernentin
Dr. Ina Hartwig

PRESSEINFORMATION
21.07.2022

Neue Informationstafel am Kriegerdenkmal auf dem Preungesheimer Friedhof

Gemeinsam mit dem für den Stadtteil Preungesheim zuständigen Ortsbeirat 10 hat Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig am Donnerstag, den 21. Juli eine neue Informationstafel am Kriegerdenkmal auf dem Stadtteilfriedhof vorgestellt. Die Tafel kontextualisiert die Entstehung des Denkmals und liefert Informationen zum geschichtlichen Hintergrund. Sie ist damit die erste Tafel dieser Art an einem Kriegerdenkmal zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 in Frankfurt. Das Kriegerdenkmal in Preungesheim ist eines von etwa 20 noch erhaltenen Denkmälern, die anlässlich des Deutsch-Französischen Krieges auf der heutigen Frankfurter Gemarkung errichtet wurden. Einige davon stehen unter Denkmalschutz.

„Sie verbindet eine weitestgehend einheitliche Ikonographie, die gekennzeichnet ist von Insignien der Trauer und des Sieges sowie militärischen Ehrsymbolen. An die Zeitgenossen gerichtet, wirken sie aus heutiger Perspektive unverständlich, meist kriegsverherrlichend und bedürfen einer Einordnung“, sagt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig und führt weiter aus: „Die neue Informationstafel ermöglicht direkt vor Ort die Kontextualisierung und damit einen kritischen Umgang mit den Denkmälern dieser Thematik, die selbstverständlich zum erinnerungskulturellen Erbe unserer Stadt gehören.“

Der Deutsch-Französische Krieg ging in die Geschichte als die Geburtsstunde des Deutschen Reiches ein, das im Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles ausgerufen wurde. Damit erfüllte sich für viele Deutsche der Wunsch nach einem einheitlichen Nationalstaat. Im ganzen vereinten Land wurden Krieger- und Ehrenmäler errichtet, so auch in der damals noch eigenständigen Gemeinde Preungesheim. Mit dem Ehrenmal sollte der 44 Preungesheimer gedacht werden, die im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gefallen oder an ihm beteiligt waren.

Das Denkmal wurde am 8. Juli 1884 im Ortskern, an der Ecke Homburger Landstraße/Weinstraße, eingeweiht und erst 1961 wegen des Straßenbaus an seinen heutigen Standort auf dem Stadtteilfriedhof versetzt. Gestiftet wurde es, wie vielerorts üblich, vom örtlichen Kriegerverein und der Gemeinde. Den Anstoß für die Anbringung der Tafel kam aus den Reihen der engagierten Zivilgesellschaft und manifestierte sich 2021 in einer Anregung des zuständigen Ortsbeirats 10 an den Magistrat. Der Ortsbeirat wollte den fehlenden Informationen am Denkmal mit einem zum stadtteilhistorischen Artikel verlinkten QR-Code entgegenwirken. Das zuständige Dezernat für Kultur und Wissenschaft griff den Vorschlag auf und initiierte eine Expertendiskussion zum zeitgemäßen und würdigen Umgang mit den Denkmälern und ihrer Thematik. Denn das Anliegen des Preungesheimer Ortsbeirates ist in Frankfurt kein Einzelfall. In anderen Stadtteilen wie Bornheim (Denkmal am Germaniaplatz) oder Eschersheim (Herkulesbrunnen Am Weißen Stein) befassen sich Bürger und Stadtteilparlamente mit derselben Problematik: Wie können die Denkmäler für den Deutsch-Französischen Krieg, die in ihrer Bildsprache und Inschriften meist kriegsverherrlichend sind, heute zeitgemäß und würdig kontextualisiert werden.

Unter dem Vorsitz der Kultur- und Wissenschaftsdezernentin verabschiedete die 2021 einberufene städtische Kommission für Erinnerungskultur bestehend aus dem Institut für Stadtgeschichte, dem Historischen Museum und dem Kulturamt der Stadt unter Einbeziehung der historischen Expertise der Goethe Universität eine Empfehlung, die allen Denkmälern der besagten Thematik zugutekommen kann: In Absprache mit der Denkmalpflege soll eine Informationstafel in unmittelbarer Nähe der Denkmäler historischen Kontext liefern, über den Entstehungszusammenhang informieren und für eine differenzierte Sicht werben. Mit der Tafel in Preungesheim wird diese Empfehlung erstmalig umgesetzt.

„Unsere Perspektive auf das Kaiserreich und auf dessen Anfang, den Deutsch-Französischen Krieg, ist gebrochen. Es waren Kriege, die die nationale Einheit erzwungen haben. Der Militarismus jener Jahre lebte im Ersten und auch im Zweiten Weltkrieg weiter und begünstigte diese massiv. Mit der neuen Tafel tragen wir dazu bei, dass der Sinn für historische Kontinuitäten und Brüche geschärft wird. Nur durch eine Auseinandersetzung mit der Geschichte unseres Landes können wir ein lebendiges Bewusstsein für unsere Gegenwart gewinnen“, so die Kulturdezernentin abschließend.


Dezernat Kultur und Wissenschaft
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Jana Kremin
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