20.06.2014 - Gedenken an das KZ-Außenlager „Katzbach“ in den Adlerwerken

 

Der Kulturdezernent
Prof. Dr. Felix Semmelroth

PRESSEINFORMATION
20.06.2014

Gedenken an das KZ-Außenlager „Katzbach“ in den Adlerwerken
Neue Kunstaktionen von Margarete Rabow

Die Künstlerin Margarete Rabow setzt die Reihe ihrer künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum fort, die an die Opfer des KZ-Außenlagers „Katzbach“ in den Adlerwerken erinnert. Geplant sind eine öffentliche Lesung, zwei Konzerte und ein Stadtspaziergang mit dem Titel „Versteckte Hinweise“. Der Auftakt der künstlerischen Intervention Rabows war die Performance „Fallen“, bei der sich mehr als 200 Frankfurter Bürgerinnen und Bürger rund um die Hauptwache zu Boden fallen ließen, um der 528 Opfer zu gedenken, die während ihrer Gefangenschaft verstarben und auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben sind.

1. Lesung
Die Lesung beginnt am Donnerstag, den 26. Juni 2014, ab 13.30 Uhr am Frankfurter Ostbahnhof im Bus 32 in Richtung Westbahnhof und umfasst im Anschluss weitere Transportmittel des Öffentlichen Personennahverkehrs. Gelesen wird aus dem Buch „Wir lebten und schliefen zwischen den Toten“ von Ernst Kaiser und Michael Knorn, in dem das Leid der Inhaftierten im KZ-Außenlager „Katzbach“ geschildert wird. Rabows Intention ist, die Fahrgäste mit der Lesung in ihrem Alltag zu überraschen und mit dem unsäglichen Leid des Nationalsozialismus zu konfrontieren. Bei vergangenen Lesungen hat diese Irritation funktioniert: „Besonders berührend ist es, wenn in einer voll besetzten Straßenbahn vollkommene Stille entsteht“, berichtet die Künstlerin. Sechs weitere Lesungen werden zu nachstehenden Terminen folgen: 14. Juli 2014 ab 18.30 Uhr am Startpunkt der Haltestelle „Ernst-May-Platz“, 7. September 2014 ab 15 Uhr von „Schießhüttenstraße“, 15. Oktober 2014 ab 18:30 von „Ginnheim“ sowie am 11. November 2014 und am 9. Dezember 2014. Die Uhrzeiten und Orte der beiden letzten Termine werden noch bekannt gegeben.

2. Konzerte
Am 27. und 28. Juni finden im Rahmen des Kunstprojekts von Margarete Rabow, jeweils um 20 Uhr, zwei Konzerte des Frankfurter Frauenchors „Die Dissonanten Tanten“ im Gallustheater, Kleyerstraße 15, statt. Unter dem Motto „Gute Laune oder was?“ verfolgt das Konzertprogramm die Entwicklung der deutschen Populärmusik von 1925 – 45. Die Schlager aus der Zeit des Nationalsozialismus bedeuten für den Zuhörer eine Gratwanderung: Einerseits steckt die Fröhlichkeit der Lieder an, andererseits irritiert genau das, wenn man den historischen Hintergrund einbezieht. Zu hören sind unter anderem Schlager aus Berlin sowie Lieder von Berthold Brecht und Hanns Eisler. Kartenreservierung unter der Telefonnummer 069-758 060 20. Eintritt: 16 Euro, ermäßigt zwölf Euro. Weitere Informationen unter: www.die-dissonanten-tanten.de.

3. Stadtspaziergang
Am 1. Juli lädt Margarete Rabow um 18 Uhr zu einem Stadtspaziergang ein. Start ist das Gallustheater, Kleyerstraße 15, mit dem Ziel Hauptfriedhof und dem Besuch der Grabstätte der dort begrabenen 528 Todesopfer des KZ-Außenlagers „Katzbach“. Während des Spaziergangs werden versteckte Hinweise in Form von Sonderpostkarten verteilt, die auf das Geschehen im KZ „Katzbach“ aufmerksam machen. Es handelt sich um Künstlerpostkarten, auf denen „KZ Katzbach“ und ein QR-Code als Verlinkung zu weiteren Informationen stehen. Ziel der Verteilung dieser versteckten Hinweise ist es, die Neugier vieler Frankfurterinnen und Frankfurter zu wecken und über die Existenz und das Grauen in dem KZ-Außenlager „Katzbach“ aufzuklären.

Hintergrundinformation
In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs war in den Adlerwerken im Gallusviertel ein Konzentrationsaußenlager eingerichtet worden, in dem zeitweise bis zu 1.600 Menschen inhaftiert waren. Das Konzentrationslager trug den Decknamen „Katzbach“ und war ein Außenlager des elsässischen KZ Natzweiler-Struthof. Die Arbeits- und Lebensbedingungen waren unmenschlich. Viele der Insassen starben während der Arbeit. 528 Männer liegen auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben. Am 24. März 1945 begann der Todesmarsch der verbliebenen Gefangenen zunächst nach Buchenwald, von dort aus nach Dachau. Nur wenige erlebten die Befreiung.


Dezernat Kultur und Wissenschaft
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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