Stadtbibliothek

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Die beste Verbindung zwischen Gestern und Heute

Der Entwurf von Christoph Mäckler für den Wiederaufbau der Alten Stadtbibliothek überzeugte / Haus als "Teil des Gedächtnisses der Stadt"

Jetzt gibt es zum Wunsch, die Stadtbibliothek an der Schönen Aussicht wieder aufzubauen, neben Geld auch den Entwurf. Ein Auswahlgremium hat für die Rekonstruktion den Vorschlag von Christoph Mäckler ausgesucht. Erstens, weil der Architekt sich an das historische Bild des Baus hält, zweitens weil die von ihm erdachte Raumfolge überzeugte. Der Plan, das wurde gestern deutlich, könnte aber die Kunsthalle Portikus heimatlos machen.

Mäckler will für das Literaturhaus in den neuen Altbau, der nach dem Versprechen der Initiatoren eines "Bürgervereins Alte Stadtbibliothek" bis 2005 stehen soll, nicht nur eine Gastronomie sondern zwei Säle einpassen. Einer davon, der Lesesaal in der Belétage, hätte das Zeug dazu "der kleine Kaisersaal der Stadt zu werden", sagte Martin Wentz bei der Vorstellung der Entwürfe. Den ehemaligen Planungsdezernenten lässt das Bild des nach dem Krieg bis auf den Portikus abgetragenen Bibliotheksbaus von Stadtbaumeister J.W.C. Hess nicht ruhen: "Er ist Teil des Gedächtnisses des Stadt." Wentz rechnete es Christoph Mäckler hoch an, dass dieser auch Vestibül und Treppenhaus des klassizistischen Prachtbaus am Main "wieder so wie ursprünglich herstellen" wolle. Die Verbindung von Gestern und Heute habe der Entwurf "auf hervorragende Weise erreicht" - umso mehr, als der Originalbau ja "ein Haus für Wenige" gewesen sei, der nun zur Nutzung für Lesungen, Ausstellungen und Veranstaltungen zu "einem Haus für Viele" zu gestalten sei.

Weitere neun Frankfurter Büros haben sich um diese Aufgabe beworben, für die Hertie-Stiftung und Landesbank Hessen-Thüringen (in Mark gerechnet) 13,5 Millionen ausgeben wollen. Allen merkt man mehr oder weniger deutlich an, dass sie versuchen, zur zerstörten Geschichte in Distanz zu treten. OB Petra Roth, die einem beratenden Beirat vorsaß, erinnerte daran, dass ja "die historisierende Wiedererstellung erwünscht" sei. Man rechnet sogar mit Relikten und Trümmern des 1944 von Bomben getroffenen Hauses, mit denen beim Abbruch der Keller verfüllt worden sei. Möglicherweise finden sich da unten auch noch Reste des riesigen Goethe-Standbilds, das im Vestibül stand.

Neben Mäckler hatten Jo.Franzke, KSP Engel und Zimmermann, Scheffler + Scheffler, Zvonko Turkali, Marie-Theres Deutsch, Daniel Güth, Stefan Forster, Schneider + Schumacher sowie Jourdan Müller PAS, fast durchweg bekannte und renommierte Frankfurter Architekten, ihre Entwürfe ins Rennen geschickt. Martin Wentz und auch Rüdiger Volhard als Köpfe des Bürgervereins lobten ausdrücklich die Qualität der Ausarbeitungen. Meist sei aber das Raumprogramm nicht schlüssig angelegt gewesen.

Die Architektin Marie- Theres Deutsch, das wurde gelobt, hat vorgeschlagen, auch das frühere Obermaintor östlich der Bibliothek wieder zu errichten, und darin die Kunsthalle Portikus unterzubringen. Diese "Kunstkiste" muss weichen, sobald im nächsten Sommer die Bauarbeiten losgehen. Oberbürgermeisterin Roth erwartet, dass dann erst einmal eine Zeit des ,Portikus on the Road' folge. Auch Baudezernent Franz Zimmermann rechnet mit "einer Zwischenzeit", ehe der Neubau für die Kunst auf der Maininsel stehe - "falls er gebaut wird". Die Idee mit dem Obermaintor, einst eine Zollstation, kam an. Martin Wentz ließ durchblicken, dass man auch diesen kleinen Arkadenbau rekonstruieren könne: "Es war ein Ensemble."

Wie die alte Stadtbibliothek, das hob unter anderen Bernd Lunkewitz hervor, wird auch deren Nachbau von Bürgern vorangetrieben. Wenn er steht, geht er in den Besitz der Stadt. Der Immobilienkaufmann und Verleger Lunkewitz sieht sich heute bestätigt: Er war der eigentliche Stifter der Idee. Für Petra Roth macht Frankfurt mit diesem Projekt "den ersten Schritt in ein neues Ostend; in sieben Jahren wird der Stadtteil die gleiche Bedeutung haben wie das Westend".

Roth würde am liebsten auch den Vorplatz Richtung Brücke wieder herstellen lassen. Ähnliches gilt für die Rückseite: Da steht das Schwestern-Hochhaus von 1974, dem alle wünschen, dass "seine Lebensdauer am Ende ist" (Lunkewitz).

Von Claudia Michels Quelle © Frankfurter Rundschau 2002 Erscheinungsdatum 05.12.2002

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