7.5., 19.30 Uhr: Salon kontrovers: Briefe – schreiben und lesen

Mittwoch, 7. Mai, 19.30 Uhr
Salon kontrovers: Briefe – schreiben und lesen
Trotz Zwist vereint – der Briefwechsel zwischen Thomas Mann und seiner ältesten Tochter Erika Mann
Es lesen Peter Schröder und Birgitta Assheuer
Konzeption und Einführung: Ruthard Stäblein
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Den Briefwechsel von Thomas Mann kann man nur im Zusammenhang einer „Familienaufstellung“ verstehen. Insbesondere den Austausch von Briefen mit seiner ältesten Tochter Erika Mann. Wie aber ist diese Familie entstanden? Thomas Mann, 1875 in Lübeck geboren, veröffentlicht 1901 den Familienroman „Buddenbrooks“. Trotz des Erfolgs fühlt er sich einsam und wie sein Held der gleichnamigen Novelle, Tonio Kröger, „sterbensmüde, das Menschliche darzustellen, ohne am Menschlichen teilzuhaben.“ Er fühlt sich wie Tonio Kröger in einem Zwiespalt: „ein Bürger, der sich in Kunst verirrt, ein Bohemien mit Heimweh nach der guten Kinderstube“. Aus diesem Zwiespalt sucht er sich zu lösen, indem er selbst eine Familie gründet, die ihm den Halt gibt, um weiter zu schreiben. Sein Dilemma: Er muss seine heimliche Sehnsucht nach jungen Männern still halten, den „Urkram“, diese verhasste „Geschlechtlichkeit“ sublimieren, kultivieren, so gut es geht. Und kann so weiter schreiben. Also umwirbt er Katia Pringsheim, die aus einer vornehmen, bürgerlichen, reichen, deutsch-jüdischen Münchner Familie stammt. Er heiratet die 21-Jährige, die lieber weiter Mathematik studieren und Tennis spielen würde. Schon 9 Monate nach der Hochzeitsreise, wird die Älteste geboren, Erika. 1906, ein weiteres Jahr darauf, dann Klaus. Es folgen Golo, Monika, Elisabeth und Michael. Thomas Mann schreibt 1919 den ersten Brief und 1954 einen seiner letzten Briefe an seine älteste Tochter Erika. Familie Mann redet sich in der Kindersprache an: Mielein, das ist Mutter Katia, Pielein, der Herr Papa. Ofei, der Opa. Sowie Eri, das ist Erika. Vater und Tochter ergänzen und helfen einander, auch wenn es zwischendurch zu einem Zwist kommt. Der Vater bezahlt die Schulden einer aufwändigen USA-Reise. Die Tochter ist erzürnt, weil der Vater fast drei Jahre braucht, bis er sich klar und öffentlich gegen die Nazis wendet. Im Exil in den USA hilft die Tochter dem Vater im Englischen auf. Sie hält – wie der Vater – Reden gegen die barbarischen Nazis – auf demselben Kanal – in der BBC. Wie der Vater verbirgt Erika ihre homosexuellen Neigungen hinter einer Scheinehe. Das sogar zweimal. Aber völlig entgegengesetzt zum Vater lebt sie ihre lesbischen Liebesbeziehungen aus.
Wegen der antikommunistischen Hetze in der McCarthy-Ära kehrt Erika mit dem Vater 1952 in die Schweiz – und nicht in das ihnen suspekte Nachkriegsdeutschland -zurück. Und sie liegt am letzten Wohnort der Beiden rechts neben dem Vater auf dem Kilchberger Friedhof begraben.

In Berlin geboren und aufgewachsen, absolvierte Peter Schröder seine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Ab 1982 hatte er Engagements in Bremen, Lübeck, Kassel, Hamburg, Berlin, am Theater an der Ruhr und bis 2011 am Theater Basel. Er arbeitete u.a. mit Werner Schroeter, Elias Perrig und Roberto Ciulli zusammen und, seit seinem Engagement am Schauspiel Frankfurt ab 2011, mit Michael Thalheimer, Kay Voges, Oliver Reese, Andrea Breth, Jan Bosse, Andreas Kriegenburg, David Bösch, Roger Vontobel, Anselm Weber und Mateja Koleznik. In Frankfurt war er auch in seinen Soloabenden „Die Legende vom heiligen Trinker“, „Lenz“ und „Abschied von den Eltern“ von Peter Weiss zu sehen.

Birgitta Assheuer war schon immer fasziniert von Musik und Wort. Nach dem Staatsexamen in Germanistik und Musik sowie einem Intermezzo als Buchhändlerin ließ sie sich zur Sprecherin beim Hessischen Rundfunk ausbilden. Seit gut 30 Jahren zieht sie ihre lyrischen und musikalischen Kreise als Rezitatorin und Sprecherin. Seit 2018 ist sie auch Lehrbeauftragte für Sprechtraining an der Johannes Gutenberg Universität Mainz.

In Kooperation mit dem S. Fischer Verlag zum 150. Geburtstag und 70. Todestag von Thomas Mann im Jahr 2025.


Ort: Holzhausenschlösschen und Livestream
Eintritt: 14,-  / 10,- / 5,-

Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen
Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main