Geschichtsort Adlerwerke. Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager

 

Nach langer Suche konnte ein passender Raum im historischen Gebäudekomplex der ehemaligen Adlerwerke gesichert werden und die intensiven Planungen mit den beteiligten zivilgesellschaftlichen Initiativen sind abgeschlossen. Am 25. März öffnete der Gedenkort feierlich seine Türen.

Der Ausstellungsraum in der Kleyerstraße ist rund 160 Quadratmeter groß und befindet sich im historischen Gebäudekomplex der ehemaligen Adlerwerke in direkter Blickachse zum östlichen Eckrisalit des Gebäudekomplexes, dem Turm, in dem sich das grausame Konzentrationsaußenlager unter dem Decknamen „Katzbach“ befunden hat. In einer Kooperation zwischen dem Förderverein zur Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ-Katzbach und zur Zwangsarbeit in Frankfurt am Main e.V., dem Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 e.V. und dem Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt entstand ein innovatives und zeitgemäßes Konzept.

Das Projekt wird jährlich mit 126.000 Euro vom Dezernat für Kultur und Wissenschaft gefördert. Darin enthalten ist ein Betriebskostenzuschuss inklusive Personalkosten sowie die Miet- und Nebenkosten für den Raum in der Kleyerstraße 17. Dieser bildet den Grundstock der dauerhaften Finanzierung und personellen Ausstattung des Geschichtsortes.

Der seit 2015 bestehende Förderverein sieht sein Ziel der Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte nun erfühlt und möchte den Betrieb des Geschichtsortes nach eigenen Möglichkeiten unterstützen. Der Geschichtsort Adlerwerke wird durch den Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 e.V., einem der ältesten Frankfurter Vereine, die sich der Aufarbeitung der NS-Geschichte verschrieben haben, betrieben.

Die Ausstellung besteht aus vier thematischen Modulen: die Geschichte der Fabrik und ihre Bezüge in das Stadtviertel, die Zwangsarbeit in Frankfurt, die Geschichte der Entstehung und der Existenz des Konzentrationsaußenlagers und schließlich der Umgang mit diesen Themen nach 1945 bis heute. Ein Medientisch, mehrere Hörstationen und weitere interaktive Angebote sollen zu aktiver Auseinandersetzung anregen und Informationen auf unterschiedlichen Ebenen vermitteln.
 

Historischer Hintergrund

Im Sommer 1944 entstand im Frankfurter Gallusviertel unter dem Decknamen „Katzbach“ eines der grausamsten KZ-Außenlager im „Dritten Reich“. Die Häftlinge waren in der Rüstungsproduktion eingesetzt, die zu dieser Zeit trotz der sich abzeichnenden Niederlage des NS-Regimes forciert wurde.

Die insgesamt 1616 Gefangenen, die zum Großteil aus Polen stammten, wurden auf dem Gelände der Adlerwerke zwischen August 1944 und März 1945 unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten und zur Arbeit gezwungen. Die Todesrate war im Vergleich zu anderen Lagern in der Rüstungsproduktion enorm hoch. 527 Häftlinge starben in Frankfurt, weitere 165 kurz nach ihrem Abtransport in Krankenlager, in die sie wegen „Arbeitsunfähigkeit” gebracht wurden. Im März 1945 wurden im Zuge der Auflösung des Lagers rund 450 erschöpfte Häftlinge ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Nur elf Überlebende dieses Transports sind bekannt. Die übrigen 360 bis 370 Häftlinge wurden am 24. März 1945, kurz vor dem Einmarsch der Alliierten in Frankfurt, auf einen „Todesmarsch“ geschickt, den viele nicht überlebten.

Neben den KZ-Häftlingen beschäftigten die Adlerwerke zwischen 1941 und 1945 mehrere Tausende zivile Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Insgesamt waren in Frankfurt im Frühjahr 1944 zwischen 43.000 und 50.000 zivile Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter beschäftigt. Auf der Frankfurter Gemarkung befanden sich etwa 145 Zwangsarbeitslager.

Geschichtsort Adlerwerke - Fabrik-Zwangsarbeit-Konzentrationslager
Kleyerstraße 17
60326 Frankfurt am Main
Telefon +49 (0) 69 40321984