Denkmal für die rettenden Kindertransporte 1938/39

 

„The Orphan Carousel“. „Das Waisen-Karussell“ – ein Denkmal von Yael Bartana

Zwischen der Pogromnacht im November 1938 und dem Kriegsbeginn im September 1939 konnten etwa 20.000 Kinder und Jugendliche aus Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei und Polen mit Hilfe zahlreicher Hilfsorganisationen ins rettende Ausland, überwiegend nach England, ausreisen: Wenigstens die Kinder sollten vor antisemitischer Verfolgung in Sicherheit gebracht werden. Nach London, Berlin, Wien, Danzig, Rotterdam und Hamburg wird nun endlich auch in Frankfurt, dem Sammelpunkt der Rettungsaktion in Südwestdeutschland, mit einem zeitgenössischen Kunstwerk an das Schicksal der Kinder und ihrer Familien und an die beispielhafte internationale Hilfe erinnert.

Am 2. September wird das Denkmal der israelischen Künstlerin Yael Bartana feierlich der Öffentlichkeit übergeben.

Das Kunstwerk befindet sich an der Kreuzung Gallusanlage / Kaiserstraße, in Blickachse zum Frankfurter Hauptbahnhof. Die Stadt hatte 2019 einen künstlerischen Wettbewerb ausgelobt, für den namhafte internationale Künstlerinnen und Künstler gewonnen werden konnten. Dabei setzte sich der letztlich realisierte Entwurf der in Berlin und Amsterdam lebenden Künstlerin Yael Bartana durch. Mit zeitgenössischer Kunst soll würdig an die Kindertransporte 1938/39 gedacht und damit die Erinnerung an die Schoah wachgehalten und die Thematik der nachwachsenden Generation nahegebracht werden. Ein in Frankfurt noch wenig bekanntes Kapitel der NS-Zeit wird hiermit öffentlich gemacht.

Das „Waisen-Karussell“, so die Kunsthistorikerin und Autorin Dr. Mechtild Widrich: „erzählt eine Geschichte von Flucht und Überleben, aber auch von Trauma. (…) Es ist ein Zeichen dafür, dass die Kindertransporte ein Teil Frankfurter Geschichte sind, der niemals verschwinden wird. Im Kern des Projekts steht die Absicht, dass buchstäblich jede*r Passant*in mit den schmerzhaften und schwierigen Ereignissen, an die es erinnert, in Berührung kommt. Das Karussell ist benutzbar. Man kann es, wenn auch mühsam, drehen und darauf Platz nehmen. Es regt zum aktiven Erinnern an.”

Begleitend erscheint im Herbst im Wallstein-Verlag der Katalog „Kinderemigration aus Frankfurt – Geschichten der Rettung, des Verlusts und der Erinnerung“, den die Stadt Frankfurt gemeinsam mit dem Deutschen Exilarchiv erarbeitet hat und herausgibt. Mit Beiträgen von: Sylvia Asmus, Jessica Beebone, Paul M. Farber, Kurt Grünberg, Andrea Hammel, Mechtild Widrich.

Ein Großteil der Kosten wurde vom Stadtplanungsamt getragen. Finanziell unterstützt haben das Projekt neben dem Ortsbeirat 1 und privaten Spender*innen außerdem maßgeblich die Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung zu Frankfurt am Main, die Dr. Marschner Stiftung, die EKHN Stiftung, die Ernst Max von Grunelius-Stiftung, die Hessische Kulturstiftung, die Nassauische Sparkasse und die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main.

Videodateien
Ina Hartwig zum Denkmal für die rettenden Kindertransporte 1938/39
© Kulturdezernat Frankfurt