21.11.2013 - Das Uhrtürmchen im Ostend ist akut bedroht

 

Der Kulturdezernent
Prof. Dr. Felix Semmelroth

PRESSEINFORMATION

21.11.2013

Das Uhrtürmchen im Ostend ist akut bedroht
Kulturdezernent Prof. Semmelroth ruft zu Spenden auf

Das Uhrtürmchen im Ostend, ein Wahrzeichen Frankfurts, ist dringend sanierungsbedürftig. Schon seit 1894 steht es an der Kreuzung von Friedberger Anlage und Sandweg und gilt als Symbol deutscher Präzision und Pünktlichkeit. Das Uhrtürmchen ist nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet und hat auf jeder Seite ein rundes Ziffernblatt. Die schöne Kupferarbeit mit schmiedeeisernen Teilen zeigt das Frankfurter Stadtwappen, Engelsfigürchen sowie florale Ornamente und wird von einer zierlichen Ritterfigur als Bekrönung geschmückt. Sobald es dunkel wird, soll die Laterne erstrahlen und den Blick auf die Uhrzeiger freigeben.

Doch das Kleinod hat seinen Glanz verloren: Die Laterne funktioniert nicht mehr, der Korpus weist starke Korrosionsspuren und Risse auf, sämtliche Dekorationselemente haben Schäden. Und auch die Mechanik ist marode, so dass die öffentliche Uhr bald nicht mehr die Zeit anzeigen wird.

Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth ruft die Frankfurter Bürgerinnen und Bürger zur Hilfe auf: „Ich möchte Sie um Ihre Unterstützung bitten, das Frankfurter Uhrtürmchen zu retten. Helfen Sie, das Wahrzeichen im Frankfurter Osten zu sichern und unser kulturelles Erbe zu erhalten. Das Standbild wurde in typischer Frankfurter Tradition durch das Engagement der Stadtgesellschaft, dem damaligen Ostend-Verein, errichtet. In der Vergangenheit bis heute thront der blecherne Ritter an der Spitze und mein Anliegen ist, dass der Ritter das Uhrtürmchen auch in Zukunft ziert und über Frankfurts Osten wacht.“

Die Kosten für die notwendige Restaurierung belaufen sich auf 150.000 Euro, wobei es bereits gelungen ist, durch die großzügige Unterstützung einer ersten privaten Spenderin und des Ortsbeirats 4 sowie einer Anschubfinanzierung aus dem Kulturetat der Stadt Frankfurt, einen Grundstock von 60.000 Euro für die Sanierung zu sichern. Die Freunde Frankfurts als unabhängiger Verein Frankfurter Bürger setzten sich ebenfalls für den Erhalt des Uhrtürmchens ein und sammeln Spenden. Für das Vorhaben fehlen weitere 90.000 Euro, die dazu beitragen, nachhaltig ein Stück Frankfurter Stadtgeschichte zu erhalten und das akut bedrohte Uhrtürmchen zu retten.

Selbstverständlich kann die Zuwendung steuerlich geltend gemacht werden.

Für den Erhalt einer Spendenquittung geben Sie bitte unbedingt Ihren Namen und Ihre Adresse im Verwendungszweck der Überweisung an.

Bankverbindung für Spenden zur Rettung des Uhrtürmchens:
Inhaber: Kultur Stadt Frankfurt am Main
Konto Nr.: 2609
BLZ: 500 100 60 (Postbank Frankfurt)
IBAN: DE16 5001 0060 0000 0026 09
BICC: PBNKDEFF
Verwendungszweck: Uhrtürmchen, Ihr Name, Ihre Adresse 

Weiterhin ist geplant, dass eine Plakette am Sockel der Uhr alle Spender dankend erwähnt. Sollten Sie mit der Veröffentlichung Ihres Namens nicht einverstanden sein, teilen Sie uns dies bitte mit.

 

Das Uhrtürmchen im Ostend

Geschichte des Uhrtürmchens


Armbanduhren setzten sich erst im 20. Jahrhundert durch – davor waren große Teile der Bevölkerung auf öffentliche Uhren angewiesen. In verschiedensten Stadtteilen Frankfurts gab es daher Uhrtürmchen, von denen heute nur noch zwei stehen: Eines in Bornheim und das andere, reich verzierte Uhrtürmchen im Ostend an der Kreuzung von Friedberger Anlage und Sandweg.

Der Ostend-Verein, eine Vereinigung ansässiger Geschäftsleute, stiftete dieses Uhrtürmchen im Jahr 1894. Damals lebte im Stadtteil ein Großteil der Frankfurter Juden. In Paul Arnsbergs Buch „Bilder aus dem jüdischen Leben im alten Frankfurt“ (erschienen 1970 im Verlag von Waldemar Kramer) wird erzählt, dass sich die jüdischen Familien am Sabbat nachmittags in der Friedberger Anlage trafen, spazieren gingen und sich unterhielten, bis der Zeiger des Uhrtürmchens zum Abendgebet rief: „Eine Uhr selbst trug man in vielen Fällen nicht, und so war das Uhrtürmchen so etwas wie ein Minarett im Orient, wo der Muezzin zum Gebet ruft.“


Konstruktion und Sanierungsbedarf

Der Entwurf des Uhrtürmchens stammt von dem Frankfurter Architekten Alexander Linnemann (1839-1902). Er fertigte auch Glasmalereien für den Frankfurter Dom an und entwarf das Gitter des Justitia-Brunnens auf dem Römerberg. Hergestellt wurde das Türmchen in der „G. Knodt - Fabrik für Blech und Metallarbeiten“ in Bockenheim.

Auf dem Sandstein-Sockel des Türmchens, der auch als Sitzbank diente, erhebt sich ein metallener Schaft, der auf jeder Seite das Stadtwappen Frankfurts trägt. Darüber sind die vier Uhren angebracht, welche rundherum von filigranen Eichenblättern und kleinen Engeln eingefasst werden. Ein zierliches Dach schützt die Uhren, darauf steht eine Laterne. Obenauf, gewissermaßen als „Krönung“, schreitet stolz ein stadteinwärts blickender Ritter mit Fahne und Schwert. Von Sockel bis Ritter misst das Uhrtürmchen ganze 8,95 Meter. Charakteristisch für das Uhrtürmchen sind die überreichen Verzierungen, die ganz zum Stil seiner Zeit passen. Außerdem war das Türmchen im Ostend abends beleuchtet, sodass man auch zu später Stunde noch die Zeit ablesen konnte.

Die bald 120 Jahre haben ihre Spuren am Uhrtürmchen hinterlassen. Das verwendete Eisen zeigt starken Rost. Die Kupferflächen tragen dicke, schwarze Verkrustungen, die Feuchtigkeit aufsaugen und das Material kontinuierlich zerstören. An vielen Stellen des Uhrtürmchens wurden Flicken aus Kupferblech aufgelötet, diese Reparaturen sind aber grob ausgeführt worden und heute unansehnlich. In Schaft und Dach finden sich zahlreiche feine Löcher, Risse und Beulen. Im Inneren hat die Eisenkorrosion große Teile des Blechs angegriffen, dadurch ist die Stabilität des Ganzen gefährdet. Die Glasscheiben der Laterne sind zu klein und sitzen locker, die Beleuchtung funktioniert nicht mehr. Darüber hinaus droht der Ritter herunterzufallen: Seine Halterung ist zur Hälfte durchtrennt.

Eine zeitnahe Sanierung ist dringend erforderlich, damit das Uhrtürmchen nicht in sich zusammenfällt. Mit Hilfe von Spenden möchte die Stadt Frankfurt die Chance nutzen, das Uhrtürmchen in seiner ursprünglichen Pracht zu rekonstruieren und die Funktionsfähigkeit der Uhr wieder herzustellen.
 

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