21.08.2020 - Die Jüdischen Fimtage 2020 – Im Falschen Film

Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig

PRESSEINFORMATION
21.08.2020

Die Jüdischen Fimtage 2020 – Im Falschen Film

Die Jüdische Gemeinde Frankfurt liefert im Rahmen der Jüdischen Filmtage vom 02.09.2020 bis zum 13.09.2020 ein Programm, das überrascht. Unter dem Motto „Im falschen Film – Anders als erwartet“ verweist die Gemeinde einerseits auf unerwartete Geschichten und Themen, die sich in der Filmauswahl niederschlagen, gleichzeitig deutet sie mit einem Augenzwinkern auf die aktuellen, pandemiebedingten Herausforderungen hin, die sie nicht davon abgehalten haben, unter Einhaltung der aktuellen Auflagen dazu beizutragen, die Frankfurter Kulturlandschaft zu beleben – ein Wagnis aus Überzeugung, wie der Kulturdezernent Marc Grünbaum bekennt.

Frankfurt am Main, 21. August 2020. Bereits zum dritten Mal finden die Jüdischen Filmtage als cineastische Ergänzung der Jüdischen Kulturwochen statt, die seit 40 Jahren jüdische Kultur in unsere Stadt tragen. Das vielfältige Programm erzählt vergessene Geschichten, blickt aus neuen Perspektiven auf gesellschaftliche Phänomene und überzeugt mit außergewöhnlicher filmischer Erzählkunst. Das Programm umfasst eine beeindruckende Bandbreite: von fesselnden Spielfilmen bis hin zu bewegenden Dokumentationen ist alles dabei, um BesucherInnen einen tiefen Einblick in aktuelle und historische jüdische Filmwelten zu ermöglichen. Selbstverständlich werden bei allen Veranstaltungen die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln der Hessischen Landesregierung beachtet.

Gegen Vorurteile
Den Auftakt der Jüdischen Filmtage macht die polnische Produktion Dolce Fine Giornata. Im Zentrum der Geschichte steht die jüdische Nobelpreisträgerin Maria Linde, die sich in ihrer neuen Heimat Italien wortstark gegen Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile ausspricht. Mit ungeahnten Folgen.

Judentum und Sex – eine überraschende Mischung
Bekannt geworden ist die bis zu ihrem 10. Lebensjahr in Frankfurt aufgewachsene Dr. Ruth Westheimer, die den Krieg ohne ihre Eltern in der Schweiz überlebte, in den 1980er-Jahren mit der Radiosendung „Sexually Speaking“ und wurde zu einer Ikone der sexuellen Aufklärung in den USA sowie zu einer wichtigen Stimme der AIDS-Krise. So trat sie homophoben Argumenten vehement entgegen und beflügelte mit ihren unverblümten Äußerungen die Gender-Debatte. „Ask Dr. Ruth“ erzählt die bewegte Lebensgeschichte über mehrere Kontinente der heute 92-jährigen und wie diese außergewöhnlich warmherzige, freimütige und feinfühlige Frau zu einem Phänomen der Pop-Kultur wurde.

Unerwartete Begegnungen
So international wie Frankfurt, so international sind auch die Produktionen der diesjährigen Jüdischen Filmtage. Die israelische Dramedy „Golden Voices“ begleitet die russischen Synchron-sprecherInnen Raya und Victor während ihrer ersten Monate in Israel, wo ihre Versuche, beruflich Fuß zu fassen, bizarre und ungeahnte Ereignisse auslösen – eine humorvolle, gleichermaßen tragische Liebes- und Migrationsgeschichte.

Filmgespräche begleiten die Screenings der Deutschland-Premiere von „Daniel Cohn-Bendit – Wir sind alle deutsche Juden“, in dessen Anschluss Daniel Cohn-Bendit zu Gast ist. Einer der bedeutendsten israelischen Geschichtenerzähler zählt ebenfalls zu den Gästen: Etgar Keret, der nach seinem Film „Etgar Keret – Based on a True Story“ spricht.

Ein Bademodenimperium und eine tragische Familiengeschichte
Seit Jahrzehnten ist die Bademoden-Boutique Gottex auf der Dizengoff-Straße in Tel Aviv eine Anlaufstelle für modebewusste Strand-besucherinnen. Der unscheinbare Laden deutet selbst heute nicht darauf hin, dass die Designs von Lea Gottlieb einst Weltruhm genossen. Sie ist eine legendäre Designerin, Gründerin und Besitzerin des Gottex-Bademodenimperiums. Eine Schoa-Überlebende voller Widersprüche, die mit der Gründung einer kleinen Fabrik in Israel den Grundstein für ein weltweites Modeimperium legte. Der Film erzählt die bewegende Geschichte von „Mrs. G.“ und ihrer Leidenschaft für Mode, für die sie am Ende einen tragischen Preis bezahlte.

Kino mal anders
Auch dieses Jahr beschränken sich die Veranstaltungen nicht auf Kinosäle, der Begriff Film wird weiter gedacht und interpretiert: Mit einer abstrakten Lichtkunst-Installation des Cinematographers Iván Robles Mendoza lässt er das Ignatz Bubis-Gemeindezentrum am 12. + 13.09. jeweils von 20.45 bis 22.30 Uhr mit einer Licht-Choreografie zum Leuchtkasten werden, wobei die Installation auch den Innenraum bespielt.

Open Air FilmKonzert zum Abschluss
Den festlichen Abschluss bilden der Kurzfilm „Visit Frankfurt with Uncle Rosenberg“, eine filmische Reminiszenz an das jüdische Frankfurt der 1920er Jahre, in der u.a. die Synagoge an der Friedberger Anlage zu sehen ist, sowie das im Festsaal und parallel Open Air übertragene FilmKonzert des Stummfilms „Der Geiger von Florenz“ von 1925 – hier ist nicht die Handlung per se jüdisch, sondern ein Großteil des Cast, allen voran Elisabeth Bergner und ihr Partner und spätere Ehemann, der Regisseur Paul Czinner. Der Abend beginnt mit einer kurzen Einführung zur Bedeutung jüdischer Filmschaffender bei der alten Ufa unter Leitung des Produzenten Erich Pommer durch den Vorstand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Christiane von Wahlert, und die Filmredakteurin Nina Goslar von ZDF/arte. Die restaurierte Fassung dieses besonderen Films wird live vom Uwe Dierksen Quartett begleitet.

Film als Ort der Begegnung
„Die Jüdischen Filmtage belegen den Facettenreichtum und die enorme Lebendigkeit jüdischen Lebens. Die spezifische Filmauswahl überführt Klischees als Vorurteile und sensibilisiert die Zuschauerinnen und Zuschauer für Themen der Jüdischen Welt“, sagt Dr. lna Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main. Wie so häufig, ist ein so wichtiges Vorhaben nur mit vereinten Kräften zu schaffen: „Nicht möglich wäre dieses Festival ohne die Programmkinos und Kooperationspartner – allen voran das Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, denen wir in diesem Jahr besonders danken, dass sie Raum für ‚jüdischen Film‘ schaffen“, Marc Grünbaum, Mitglied des Vorstands und Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main.

Alle Informationen zu diesen und weiteren Veranstaltungen der jüdischen Filmtage finden Sie im vollständigen Programm auf www.juedische-filmtage.com und auf www.jg-ffm.de im Kalender. Mögliche Programmänderungen werden ebenfalls auf diesen Plattformen kommuniziert.

Coronabedingt entfällt das Pressegespräch. Auf Anfrage steht die Kulturdezernentin aber für Interviews – auch persönlich vor Ort zur Verfügung. Terminanfragen richten Sie bitte an d.lewin@jg-ffm.de.
 

Jüdische Kultur mitten in Frankfurt
Die Jüdischen Kulturwochen, die 1980 auf Initiative von Michel Friedman und Hilmar Hoffmann entstanden, sind seit rund 40 Jahren fester Bestandteil des Kulturprogramms der Jüdischen Gemeinde und der Stadt Frankfurt am Main. 2019 erreichten sie mit über 14.000 Gästen einen Besucherrekord. Seit 2016 finden die Jüdischen Filmtage im jährlichen Wechsel zu den Jüdischen Kulturwochen statt.


Dezernat Kultur und Wissenschaft
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Jana Kremin
Hausanschrift: Brückenstraße 3-7, 60594 Frankfurt am Main
Telefon: 069 – 212 49232; Fax: 069 – 212 97 49232
E-Mail: jana.kremin@stadt-frankfurt.de