Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig
PRESSEINFORMATION
14.08.2017
„Graue Busse“: Denkmal für die Opfer der sogenannten „Euthanasie-Aktion T4“ erreicht Frankfurt
Das „Denkmal der Grauen Busse“ erreicht nun auf seiner Reise durch deutsche Städte Frankfurt am Main. Es soll auf dem Rathenauplatz der Opfer der sogenannten „Euthanasie – Aktion T4“ gedenken. Bis Ende Mai 2018 ist das Mahnmal in der Innenstadt zu sehen.
Die Arbeit der Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz kommt auf Initiative der Stadtverordnetenversammlung nach Frankfurt. Sie erinnert an die „Euthanasie“- Verbrechen der Nationalsozialisten: Mit grauer Tarnfarbe gestrichene Busse brachten psychisch kranke oder geistig behinderte Kinder und Erwachsene zwischen 1940 und 1941 zu sechs Tötungsanstalten in Deutschland, in denen sie ermordet wurden.
Gesundheitsdezernent Stefan Majer und Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig haben am Montag, 14. August, gemeinsam mit dem Künstler Horst Hoheisel sowie der Projektleitung in Frankfurt, Dr. Ann Anders und Ulrich Schöttler, die Hintergründe des Denkmals und die begleitende Veranstaltungsreihe vorgestellt. Sie ist bis Mai 2018 parallel zum Denkmalbesuch geplant.
Die offizielle Ankunft des reisenden Mahnmals findet am Samstag, 19. August um 14 Uhr auf dem Rathenauplatz statt. Der Aufbau erfolgt außerhalb des Berufsverkehrs am Tag davor.
Beide Dezernenten würdigten die Arbeit und Initiative der beiden Künstler, einen in Originalgröße aus Beton gegossenen, 70 Tonnen schweren Bus als Erinnerung an die Opfer der „Euthanasie“ und gleichzeitig als Nachbildung des Täterwerkzeugs auszustellen. Denn die Todesbusse waren in den Dörfern und Städten bekannt. Keiner hielt sie auf, obwohl bald Viele von den Todesfahrten wussten.
„Mit dieser Arbeit wird nicht nur den Opfern des „Euthanasie"-Mordes ein Denkmal gesetzt; es werden auch Tat und Täter reflektiert“, sagte Stadtrat Stefan Majer. „Gerade in dem Jahr, in dem unser Gesundheitsamt sein 100-jähriges Bestehen feiert, darf man die besondere Rolle des Amtes während des Nationalsozialismus nicht ausblenden. Erneut und ständig müssen wir uns die Fragen stellen: Wer war Täter, Opfer oder Zuschauer? Welche Verhältnisse würden heute jene Menschen antreffen, die damals als geistig behindert, psychisch krank oder sozial missliebig sterilisiert oder ermordet wurden?“
„Das „Denkmal der Grauen Busse“ ist ein Mahnmal in Bewegung. Nach Berlin, Köln oder München ist Frankfurt am Main die 20. Station“ und wird damit Teil der hier geleisteten Erinnerungsarbeit“, erläuterte Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig. „Nach Auffassung der Künstler, der ich mich anschließe, kommt und geht dieses Erinnerungszeichen in Form des grauen Busses, so wie im Alltag Verdrängtes und Tabuisiertes immer wieder plötzlich auftaucht: Erinnerung als ein ständiger Prozess.“
„Das Thema „Euthanasie“ ist bis heute zum Teil noch immer mit dem „Mantel des Schweigens“ behaftet. Mit dem Begleitprogramm wollen wir stattdessen zu einer Kultur des Sprechens, Erkennens Begreifens und Handelns beitragen, die vor der Gefahr der Wiederholung schützt“, so Stadtrat Majer. „Schwerpunkte des Programms sind die historische Aufarbeitung, die gesellschaftliche Situation hilfebedürftiger Menschen heute und wie das nationalsozialistische Mordprogramm unsere Gesellschaft oder Denkweisen verändert hat“, so Stefan Majer abschließend.
Vorträge, Ausstellungen, Exkursionen:
Auf der Internetseite, www.die-grauen-busse-frankfurt.de ist das ausführliche Programm für den Herbst dargestellt. Im Frühjahr 2018 wird es mit Theateraufführungen, Filmen und Diskussionen fortgesetzt.
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