11.09.2014 - Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle

 

Der Kulturdezernent
Prof. Dr. Felix Semmelroth

PRESSEINFORMATION
11.09.2014

Besichtigung des ersten Teilbereichs der Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle

Abschluss der Bauarbeiten am historischen Kellerraum und der Rampe

Die Baumaßnahmen am ersten Abschnitt der Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle wurden abgeschlossen und die Umsetzung bei einem Presserundgang präsentiert. Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth sowie Thomas Rinderspacher von der Europäischen Zentralbank (EZB) erläuterten die Bedeutung des Mahnmals, während Fritz Backhaus vom Jüdischen Museum den historischen Hintergrund beleuchtete. Die Architekten Marcus Kaiser und Tobias Katz nahmen zum künstlerischen und architektonischen Konzept Stellung.

Das Gesamtprojekt wurde von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen, um an die Deportationen von mehr als 10.000 jüdischen Bürgerinnen und Bürgern Frankfurts in den Jahren von 1941 bis 1945 zu erinnern. Der Keller der damaligen Großmarkthalle diente als Sammelplatz, von dem aus die Menschen in die Konzentrations- und Vernichtungslager abtransportiert wurden.

„Indem dieser authentische Ort der Deportation sichtbar gemacht wird, entsteht eine Stätte der Mahnung für Freiheit, Toleranz und Pluralismus. Die Spuren am Ort der Verfolgung zeugen von der Entrechtung, Ausgrenzung und dann der Ermordung der Juden unserer Stadt. Aus der nationalsozialistischen Diktatur und ihrer Menschheitsverbrechen ergibt sich für die Heutigen die Verpflichtung, der Opfer zu gedenken und an ihr Leid zu erinnern“, beschreibt Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth die Aufgabe der Erinnerungsstätte.

Das Gesamtprojekt reicht von der Sonnemannstraße im Nord-Osten der EZB und führt entlang des Bahndamms bis zur Mitarbeiterzufahrt im Süd-Osten des Geländes. Es beschreibt den Weg, über den die jüdischen Frauen, Männer und Kinder aus der Stadt zur Großmarkthalle getrieben wurden, um im Keller der Markthallen auf den Abtransport in die Konzentrations- und Vernichtungslager zu warten. Der erste Bauabschnitt umfasst die Rampe und den historischen Kellerraum, die auf dem Gelände der neuen EZB liegen und nur mit einer angemeldeten Führung betreten werden können. Der zweite Bauabschnitt beschreibt den öffentlich zugänglichen Teil der Erinnerungsstätte. Er besteht aus dem Weg von der Sonnenmannstraße bis zum Gleisfeld, dem Stellwerk sowie dem Fußgängersteg. Diesen nutzten Angehörige der Deportierten für den Abschied, aber auch Schaulustige zur Beobachtung des Geschehens. „Nach Abschluss der Bauarbeiten am zweiten Teilbereich wird die Erinnerungsstätte als Gesamtprojekt im nächsten Jahr der Öffentlichkeit übergeben. Sie wird ein eindrucksvolles Mahnmal für uns alle sein, an dem über Verfolgung, Deportation und Ermordung jüdischer Frankfurter informiert und ihrer gedacht wird“, sagt Bürgermeister Olaf Cunitz.

Die Erinnerungsstätte basiert auf dem Konzept des in Köln und Darmstadt ansässigen Architekturbüros KatzKaiser und wurde im März 2011 gemeinsam vom Magistrat, der EZB und der Jüdischen Gemeinde Frankfurt im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs zur Realisierung ausgewählt. Die Arbeit der Architekten sieht vor, vorhandene Spuren zu sichern, Wege und Bezüge zu markieren und den authentischen Ort des Geschehens mit Erinnerungen zu überlagern. Die Erinnerungsstätte verfolgt den konzeptionellen Ansatz, die Geschehnisse der Deportation in den Jahren 1941 bis 1945 nachvollziehbar zu machen, indem Bezüge zwischen historischen Fragmenten hergestellt werden. Besonders eindrücklich sind die Zitate von Opfern und Zeitzeugen, die in Wegflächen, im Keller, am Stellwerk und an anderen Stellen eingeschrieben sind.

„Die Zitate beschreiben die Vorgänge der Deportationen aus verschiedenen Blickwinkeln und sollen von den heutigen Besuchern oder Pas¬santen eher beiläufig entdeckt werden. Die Rezeption durch den Betrachter ist nicht planbar. Der Ort soll keine bestimmte Stimmung erzeugen, sondern räumlich-inhaltliche Zusammenhänge herstellen und so an die Geschehnisse erinnern“, erläutern Marcus Kaiser und Tobias Katz ihr Konzept.

Das Pädagogische Zentrum des Jüdischen Museums und des Fritz Bauer Instituts erarbeitet und betreut ein Führungs- und Workshop-Angebot, das sich besonders an Schulklassen richten wird. Anhand der Zitate und der Erläuterungen am authentischen Ort werden in den Führungen der Ablauf und die historischen Hintergründe der Deportationen aus Frankfurt thematisiert. Workshops werden darüber hinaus die Möglichkeit bieten, die Gedenkstätte am Börneplatz, den Bunker in der Friedberger Anlage und die neue Dauerausstellung des Jüdischen Museums in die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus einzubeziehen. Eine Aufarbeitung der Geschichte der Deportationen wird ebenfalls über die Internetseite des Jüdischen Museums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ein QR-Code an der Erinnerungsstätte wird zum Internetauftritt des Museums und auf die Website www.frankfurt1933-1945.de führen.

Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich auf 8,4 Millionen Euro. Die Teilkosten für den ersten Abschnitt belaufen sich auf rund 4,8 Millionen Euro. Davon trägt die EZB eine Million Euro. Mit den Mitteln von 3,58 Millionen Euro für den zweiten Bauabschnitt bleibt das Gesamtprojekt im ursprünglich geschätzten Kostenrahmen.

Foto-Link für Pressebilder zum Download:
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Bildcredits: Norbert Miguletz
 

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