10.03.2021 - Das „Gastarbeiter“-Denkmal kommt

 

Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig

Die Integrationsdezernentin
Sylvia Weber

Der Verkehrsdezernent
Klaus Oesterling

PRESSEINFORMATION
10.03.2021

Das „Gastarbeiter“-Denkmal kommt

Das „Gastarbeiter“-Denkmal am Hauptbahnhof ist bereits seit 2001 beschlossene Sache, ließ sich aber lange Zeit aus verschiedenen Gründen an diesem Ort nicht realisieren. Die Stadt Frankfurt hat sich inzwischen grundsätzlich mit der Deutschen Bahn auf einen Standort verständigt, wegen der anstehenden Umbaumaßnahmen kann das Denkmal hier aber frühestens Mitte der 2020er Jahre seinen Platz finden. Der Magistrat entschied sich daher 2017 für einen Stufenplan, der nun mit dem Konzept einer „urbanen Intervention“ in der C-Ebene des Hauptbahnhofs vor der Verwirklichung steht.

Das vom Frankfurter Atelier Markgraph im Auftrag des Kulturdezernats entworfene Konzept sieht eine grundlegende Umgestaltung des U-Bahnstationsbereichs der Linien U4 und U5 der Verkehrsgesellschaft Frankfurt vor, um auf die elementare Bedeutung der „Gastarbeiter“ in der Geschichte der Stadt Frankfurt hinzuweisen, die sich keineswegs im Bau der U-Bahn in den 1960er Jahren erschöpft. Mit bunt belebter Wandvertäfelung und plakativen Schriftbändern kündigt sich das Thema bereits in den Treppenbereichen an. „Kommen – Gehen – Bleiben“ soll hier künftig zu lesen sein und damit das Motiv des Reisens und Pendelns mit dem der Migration verbunden werden: 14 Millionen Menschen kamen als „Gastarbeiter“ nach Deutschland, elf Millionen verließen das Land schon bald wieder, drei Millionen blieben langfristig.

Auf den Bahnsteigen geben Litfaßsäulen Denkanstöße und hinterfragen Sprechgewohnheiten mit Sätzen wie „Ein Wirtschaftswunder, wenn die Gäste arbeiten“. Die Außenwände werden mit Mosaiken gestaltet, die Wortspiele mit Bewegungsverben wiedergeben. Im übertragenen Sinn verweisen sie auf Werte, auf gesellschaftliche Zusammenhänge und Lebensläufe: „(zusammen) stehen – (etwas) bewegen – (er)fahren“ usw. Die Wortspiele sind selbst dynamisch, teilweise animiert reagieren sie auf die Bewegung der Passantinnen und Passanten, wechseln die Sprache und laden zur Interaktion ein. Auf den Bahnsteigen sind bestimmte Wandbereiche mit Zitaten und Begriffen außerdem als Interface für eine digitale Erweiterung gestaltet. Mit dem eigenen Smartphone haben Interessierte Zugang zu einem Geschichten- und Erzählraum zum Thema „Gastarbeiter“ und Migration. Über eine eigene Website soll das Projekt offen für Rückmeldungen und jederzeit aktuell bleiben.

Die Aufwertung des Ortes in eine atmosphärische und lebendige Kulturszene ist gleichzeitig Symbol und Anerkennung für eine gesellschaftliche Transformationsleistung, von der die gesamte Stadt nachhaltig profitiert. Ein frischer, unkonventioneller und gegenwärtiger Zugang soll die immer noch dominierende Erzählung einer homogenen Mehrheitskultur, die sich vom Fremden abgrenzt, unterlaufen. Das Konzept begreift Kultur dabei als einen ständigen, dynamischen Prozess und Integration nicht als einseitige Assimilation, sondern gegenseitigen Austausch.

Die konkrete Umsetzung des Konzepts wird in den nächsten Monaten durch die Dezernate Kultur und Wissenschaft, Bildung und Integration, Verkehr sowie die VGF detailliert geprüft, unter anderem in Hinblick auf die Aspekte technische Machbarkeit, Sicherheitsvorschriften oder den Architektenschutz des Bahnhofs. Die Erarbeitung der entsprechenden Inhalte erfolgt in Abstimmung mit der Kommunalen Ausländer*innenvertretung, dem Ortsbeirat 1 und renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die bereits an der thematischen Entwicklung der urbanen Intervention beteiligt waren.


Dezernat Kultur und Wissenschaft
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Jana Kremin
Hausanschrift: Brückenstraße 3-7, 60594 Frankfurt am Main
Telefon: 069 – 212 49232; Fax: 069 – 212 97 49232
E-Mail: jana.kremin@stadt-frankfurt.de

Kontakt für Journalisten:

Pressestelle

Jana Kremin

Tel.:
(069) 212 49232
Fax:
(069) 212 9749232
Email: