27.12.2010 - Frankfurter Kultur im Aufschwung

 



Der Kulturdezernent
Prof. Dr. Felix Semmelroth

27.12.2010 - PRESSEINFORMATION

Gegen den bundesweiten Trend: Frankfurter Kultur im Aufschwung Kulturdezernent Prof. Semmelroth zieht Kulturstadt-Bilanz 2010 und gibt einen Ausblick auf 2011

„Frankfurt hat auch in vergangenem Jahr weiter auf den Erhalt und Ausbau seiner kulturellen Infrastruktur gesetzt“, erklärt Kulturdezernent Professor Dr. Felix Semmelroth. Und das mit Erfolg: Denn Qualität und Vielseitigkeit zeichnen die hiesige Kulturszene aus. „Das ist sicher einer der Gründe, warum Frankfurt regelmäßig und so auch dieses Jahr in weltweiten Studien zur Lebensqualität auf den vorderen Plätzen zu finden ist“, so der Dezernent weiter. Aber auch die eigenen Bürger sehen Frankfurt bei der Kultur vorne. Laut der Bürgerbefragung vom Dezember 2009 betrachten 72 Prozent Frankfurt als Museumsstadt. Die Wahrnehmung Frankfurts als Bankenstadt haben demgegenüber interessanterweise nur 5 Prozent mehr angegeben, nämlich 77 Prozent.

On Kawara Raum, © MMK Museum für Moderne Kunst, Foto Uwe Dettmar

Zu diesem Befund passen die kontinuierlich hohen Besucherzahlen am Museumsufer. „Obwohl momentan noch einige Häuser wegen Sanierung, Umbau oder Erweiterung geschlossen haben, liegen die Besucherzahlen konstant hoch bei über zwei Millionen“, stellt Stadtrat Prof. Semmelroth fest. Entgegen dem bundesweiten Trend investiert Frankfurt mit einem gleichmäßig hohen Anteil in seine Kultur, der durchschnittlich 9 Prozent vom städtischen Gesamthaushalt beträgt.

Die Besucherinnen und Besucher danken es, indem sie 2010 in Ausstellungen wie „Kirchner“ im Städel Museum strömten, so dass die Schau verlängert werden musste. Auch „Seurat“ in der Schirn Kunsthalle wollten weit über 100 000 Besucher sehen. „Radical Conceptual – Positionen aus der Sammlung des MMK“ im Museum für Moderne Kunst stieß gleichfalls bei Kritik und Publikum auf überaus positive Resonanz.

Wie sehr Frankfurt sich in der Vergangenheit nicht nur durch seine herausragende Museumslandschaft einen Namen gemacht hat, sondern national und international zu einem renommierten Ort künstlerischer Produktion und Lehre geworden ist, zeigen jährliche Veranstaltungen wie „Open Doors“ und „Artists in Residence“. Letzteres feiert 2010 sein 20-jähriges Jubiläum. „Das künstlerische Austauschprogramm des Kulturamtes sorgt für unverzichtbare Impulse sowohl bei den Gastkünstlern als auch in der Frankfurter Kunstszene“, so Prof. Semmelroth. Im Gastprogramm sind mittlerweile 9 Städte. Dazu zählen Antwerpen, Budapest, Dublin, Dubrovnik, Helsinki, Salzburg, Seoul, Straßburg und Wien.

Ein neues gerade gestartetes gemeinsames Ausstellungsprojekt des Museums für Moderne Kunst, des Frankfurter Kunstvereins und der Städelschule sind die „New Frankfurt Internationals“. Hier werden junge Frankfurter Künstler präsentiert, die in Frankfurt und Umgebung leben oder studiert haben und zum Teil bereits im internationalen Kunstbetrieb reüssierten. Das Projekt ist als wiederkehrendes Ausstellungsformat geplant und wird den Ruf Frankfurt als Kunststadt weiter festigen, ist sich Stadtrat Semmelroth sicher.

„Es sind solche wegweisenden Projekte, die der Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main mit seiner Schwerpunktsetzung „Moderne“ in allen künstlerischen Sparten fördert“, so der Frankfurter Kulturdezernent Prof. Semmelroth, der zugleich Vorsitzender des Kulturausschusses des Kulturfonds ist. Ebenfalls Unterstützung erfahren vom Kulturfonds, der gerade eine weitere Spitzenförderung beschlossen hat und damit seine Aktivitäten verstärkt, laufende Projekte wie das Tanzlabor 21 oder das interdisziplinäre Kooperationsprojekt Phänomen Expressionismus. Kommende Vorhaben sind beispielsweise die Förderung des internationalen Sir Georg Solti Dirigentenwettbewerbs und ein Festival für moderne Musik Frankfurt RheinMain. Auch die Museen erhalten Zuwendungen für ihre Forschungen, die dann in Ausstellungen münden sollen: das Liebieghaus für die Erforschung des Werkes von Niclaus Gerhaert von Leyden und das Historische Museum für die Epoche der späten Karolinger.

Der Ausbau des Museumsufers, dem Eckpfeiler der Frankfurter Kultur, hat 2010 bedeutende Fortschritte gemacht. Das Deutsche Filmmuseum konnte für seine Kompletterneuerung in der entkernten Villa am Schaumainkai ebenso Richtfest feiern wie das Städel Museum mit seinem unterirdischen Erweiterungsbau. Das Filmmuseum will schon im Sommer 2010 wieder seine Pforten öffnen, das Städel folgt im November.

Für den Erweiterungsbau des Museums der Weltkulturen ist gerade der Architektenwettbewerb erfolgreich abgeschlossen worden. Das Büro Kühn Malvezzi aus Berlin hat den Wettbewerb gewonnen. Der zweite Preis geht an das Büro Bruno Fioretti Marquez Architekten, ebenfalls aus Berlin. Den dritten Preis erhält das Büro Trint + Kreuder d.n.a aus Köln, den vierten das Büro Adjaye Associates aus London. Darüber hinaus wurden vier Anerkennungen ausgesprochen. „Damit ist ein entscheidender Schritt zur Realisierung der Erweiterung am Standort des Hauses am Museumsufer getan“, erklärt Kulturdezernent Semmelroth. „Der Gewinner-Entwurf zeichnet sich dadurch aus, dass er adäquate Flächen für die Präsentation der hochwertigen und umfangreichen Sammlung des Museums der Weltkulturen ermöglicht. Gleichzeitig geht er äußerst behutsam mit seiner Umgebung um.“
Schon in allernächster Zukunft, nämlich im Januar, zeigt sich das Deutsche Architekturmuseum DAM, frisch saniert wieder dem Publikum. Weit vorangeschritten ist auch die Sanierung des Altbaus des Historischen Museums nach Abschluss der Arbeiten Ende 2011 kann der Altbau in Augenschein genommen werden. Der Abriss des Betontraktes ist nach dem vollständigen Auszug aller Exponate und der Büros für Mitte Mai geplant. Anschließend kann mit dem Neubau des Historischen Museums begonnen werden. Grundsätzlich in die Planung aufgenommen wurde die Erweiterung des Jüdischen Museums an seinem Standort am Untermainkai.

Soviel Neuerungen und Perspektiven am Museumsufer müssen auch entsprechend beworben werden. So brachte das Kulturdezernat im Frühjahr die Broschüre „Kulturreisen Frankfurt am Main“ heraus, die ausgehend von den Frankfurter Museen vor allem bei Multiplikatoren in der Tourismus-Branche mit konkreten Programmvorschlägen für einen Aufenthalt in der Kulturstadt Frankfurt wirbt. Hier angekommen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs kann sich seit November der kulturhungrige Besucher bestens zurechtfinden. Denn Frankfurt hat jetzt am Schweizer Platz eine echte Museumsufer-U-Bahnstation. Hier wird nach der kürzlich erfolgten Neugestaltung nicht nur für die Museen auf großen Schautafeln geworben, sondern mit einem Stadtplan, in dem die Kultureinrichtungen verzeichnet sind, optimale Orientierungshilfe geboten.

Auf ein ansprechendes Entree in seine Welt kann sich auch der Zoo Frankfurt freuen, der seine Attraktivität demnächst noch weiter steigern wird. Nach dem Wettbewerb im Sommer und der nunmehr weitgehend abgeschlossener Planung ist im Februar 2011 mit dem Baubeginn für den Eingangsbereich und die Bärenanlage zu rechnen.

Auch für ein weiteres Umbauprojekt ist der Startschuss gefallen. Der Magistrat hat beschlossen, die leerstehende Liegenschaft Paradieshof in Sachsenhausen zu kaufen und in eine Spielstätte mit angeschlossener Gastronomie für die „Fliegende Volksbühne Frankfurt Rhein-Main“ von Michael Quast umzuwandeln. „Mit Quasts modern interpretiertem Volkstheater wird ein neues und neugieriges Publikum nach Sachsenhausen gezogen, das den Traditionsstadtteil weiter aufwertet“, ist Kulturdezernent Semmelroth überzeugt. Zumal sich in unmittelbarer Nähe der Kuhhirtenturm befindet, in dessen ehemaligem Domizil gerade ein Erinnerungsort für den Frankfurter Komponisten Paul Hindemith mit einem kleinen Kammermusiksaal eingerichtet wird. Die Eröffnung ist für Ende Februar geplant.

Schon seinen Betrieb aufgenommen hat mit der Spielzeit 2010/2011 das Titania Theater in Bockenheim, wo dem Freien Schauspiel Ensemble und anderen Frankfurter freien Theatergruppen und ihren Produktionen eine weitere Spielstätte mit 100 Zuschauerplätzen zur Verfügung steht. Um die der Theaterarbeit für Kinder- und Jugendliche insbesondere der freien Szene in Frankfurt weiter zu fördern, ist der vom Kulturamt neu geschaffene Kinder- und Jugendtheaterpreis erstmals verliehen worden. Erster Preisträger war das Frankfurter Theaterhaus Ensemble.

Auch die großen Bühnen Frankfurts sind erneut ausgezeichnet worden. Beim renommierten FAUST-Theaterpreis lag Frankfurt zweimal ganz vorn. Es wurde sowohl die Oper für die beste Regie bei Richard Strauss’ „Daphne“ als auch das Schauspiel Frankfurt in der Kategorie Regie Kinder- und Jugendtheater für das Stück „Roter Ritter Parzival“ geehrt. Schon im Sommer hatten Oper und Schauspiel bei der Kritikerumfrage des Theatermagazins „Die Deutsche Bühne“ glänzend abgeschnitten. Die Oper erhielt erneut für in der Sparte Gesamtleistung Platz eins und dem Schauspiel bescheinigte die Kritik ein exzellentes Ensemble sowie einen äußerst vielseitigen Spielplan.

Für die Literaturfreunde war beim diesjährigen Literaturfestival LiteraTurm im Mai zu entdecken, wie „radikal gegenwärtig“ Romane unsere Zeit erzählen. 2011 wird es dann turnusgemäß wieder das Lyrikfest geben. Es findet vom 24. bis 28. Mai mit dem Thema „experiment, lyrisch“ statt.

Schon mit seiner zweiten Ausgabe hat sich das vom Kulturamt parallel zur Buchmesse organisierte Buchfest „Open Books“ im Kulturkalender etabliert. Dem großen Interesse von Seiten der Verlage und des Publikums wurde mit einer räumlichen und zahlenmäßigen Erweiterung der Veranstaltung Rechnung getragen „Damit ist die Buchmesse endgültig im Stadtzentrum angekommen“, stellt Kulturdezernent Prof. Semmelroth fest.

Auch die biennal immer Ende August stattfindende Goethe-Festwoche, in deren Mittelpunkt dieses Jahr der Roman „Wilhelm Meister“ stand, war wieder ein voller Erfolg. Für Aufmerksamkeit sorgte insbesondere eine Installation von Jean Luc Cornec auf dem Goetheplatz, die das dortige Goethe-Denkmal mit Mauern umrahmt. Das Werk mit dem Titel „MeisterMonument“ kann noch bis Ende Januar auf dem Platz bestaunt werden. Genauso lange in den tiefen Winter hinein reicht auch noch der „Schopenhauer-Herbst“, der im September zu Ehren von Schopenhauers 150. Todestag mit einer Ausstellung im Institut für Stadtgeschichte und einem vielfältigen Begleitprogramm begonnen wurde. So gibt es noch bis 2011 Gelegenheit zu einer neuen Bekanntschaft mit dem Philosophen und Wahlfrankfurter, der die Stadt für das Zentrum Europas hielt.

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