24.03.2018 - Todesmarsch statt Evakuierung

 

 


Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig

PRESSEINFORMATION
12.03.2018

Todesmarsch statt Evakuierung

Am Abend des 24. März 1945 – also vier Tage bevor die US-Armee Frankfurt befreite – trieb man die etwa 350 in den Adlerwerken verbliebenen Häftlinge auf einen Marsch zum KZ-Buchenwald/Weimar.

Insgesamt 120 Kilometer über Langenselbold, Gelnhausen, Wächtersbach, Schlüchtern, Neuhof, Fulda bis ins osthessische Hünfeld mussten die ausgehungerten und erschöpften Menschen zu Fuß zurücklegen. Das, was offiziell als Evakuierungsmarsch fungierte, wurde für viele zum Marsch in den Tod.

Als die Kolonne am 29. März 1945 Hünfeld erreichte, wurden die Überlebenden mit Güterwaggons in das KZ Buchenwald transportiert, das am nächsten Tag lediglich etwa 280 Männer erreichten. Brutale Hinrichtungen, Erschöpfung, Hunger und Kälte forderten ihre Opfer.

Dass sich mitten in Frankfurt während der nationalsozialistischen Herrschaft ein Konzentrationsaußenlager befand, ist heute nicht jedem Frankfurter bekannt. Das stellten auch die 23 Jugendlichen eines politikwissenschaftlichen Leistungskurses des Goethe-Gymnasiums fest. Im Rahmen eines vom Kulturamt Frankfurt geförderten Schulprojektes produzierten die Schülerinnen und Schüler insgesamt zwei Interviewfilme und drei Kurzvideos.

Sie beschäftigten sich mit der Geschichte des unter dem Decknamen „Katzbach“ fungierenden Konzentrationslagers. Rund 1600 Menschen verrichteten hier, im Stammwerk der Adlerwerke A. G., dem Frankfurter Außenkommando des KZ Natzweiler-Struthof, unter menschenunwürdigen Voraussetzungen Zwangsarbeit für die nationalsozialistische Rüstungsindustrie. Viele der Häftlinge stammten aus Polen und wurden nach dem Warschauer Aufstand nach Frankfurt verschleppt.

„Es freut mich ganz besonders, dass wir so viele engagierte Jugendliche und Lehrpersonal in Frankfurt haben. Die Filme vermitteln nicht nur einen neuartigen, sondern auch einen außerordentlich interessierten und würdigen Zugang zu diesem schmerzvollen Ort inmitten unserer Stadt. Sie zeigen, welche neuen Erinnerungsformen sich angesichts der nur mehr ganz wenigen noch lebenden Zeitzeugen finden lassen. Erinnerungsformen, die die neuen Generationen ansprechen und von diesen getragen werden. Es sind wichtige Aspekte für unseren heutigen und zukünftigen Umgang mit Gedenken“, sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig.

Genau 73 Jahre nach dem Todesmarsch begrüßte sie das Publikum bei der Gedenkveranstaltung im Gallus Theater. Sie bedankte sich beim Förderverein für dessen Engagement zur Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ-Katzbach in den Adlerwerken.

„Aus dem Stadtteil heraus versuchen wir seit nun 25 Jahren, die Geschichte des KZ Katzbach und der Zwangsarbeit in den Adlerwerken im Bewusstsein der Stadtgesellschaft zu verankern. Mit Projekten verschiedener Formate erinnern und gedenken wir an die Opfer des dunkelsten Kapitels der Frankfurter Stadtgeschichte. Wir begrüßen daher sehr, dass die Stadt Frankfurt unsere Initiative ideell wie finanziell unterstützt“, sagte der Vorsitzende des Fördervereins Horst Koch-Panzner.


Dezernat Kultur und Wissenschaft
Stadt Frankfurt am Main
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