Ernst May wurde 1886 in Frankfurt am Main geboren. Er begann sein Studium der Architektur 1908 in London bei Raymond Unwin und setzte es später in Darmstadt bei Friedrich Thiersch und bei Theodor Fischer in München fort. Zunächst arbeitete er als freischaffender Architekt in Frankfurt. Nach seinen Stationen als Direktor der schlesischen Landesgesellschaft in Breslau und als Leiter der gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft »Schlesisches Heim«, kam er 1925 als Stadtbaurat zurück nach Frankfurt am Main. May wollte den sozialen Wohnungsbau der Stadt Frankfurt reformieren. Er plante vorgelagerte Trabantenstädte, die die Innenstadt entlasten, und gleichzeitig die Wohnungsnot beseitigen sollten. Um die Kosten für das Großprojekt zu reduzieren, bediente er sich der neu entwickelten Fertigbauweise mit genormten Wohnungen und Einrichtungen.
Zu diesem Zweck beruft May Mitarbeiter ins Hochbauamt, deren Arbeiten ebenfalls der neuen auf Einfachheit und Zweckmäßigkeit ausgerichteten Gestaltung und Architektur verpflichtet sind. Unter seiner Federführung entstehen etwa 10.000 Wohnungen, an denen Architekten wie Mart Stam, Margarete Schütte-Lihotzky, Martin Elsässer, Ferdinand Kramer oder Walter Gropius beratend und planend mitgearbeitet haben. Die Stadt Frankfurt sollte ein neues, modernes Gesicht erhalten. Seine Versuche den gesamten Auftritt der Stadt, angefangen mit dem Stadtwappen, neu zu gestalten, scheiterten allerdings an dem Widerwillen von Presse und Bürgerschaft.
Das architektonische »Neue Frankfurt« indessen, das in der kurzen Zeit zwischen 1925 und 1930 entsteht, wird berühmt. Im Jahr 1930 ging Ernst May in die Sowjetunion, wo er mit der Planung neuer Industriestädte betraut wurde und einen Generalplan für die Region Moskau entwarf. Als sich das Klima in der Sowjetunion für Ausländer verschärfte, emigrierte May 1934 nach Afrika, wo er in Tansania bis 1953 als Farmer und Architekt lebte. Zurück in Deutschland, arbeitete er bis 1961 für die gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft »Neue Heimat« in Hamburg und später als Planungsbeauftragter der Stadt Wiesbaden. Daneben unterrichtete er seit 1957 als Professor an der Darmstädter Technischen Hochschule. Ernst May starb 1970 in Hamburg.